91. "Leben live"-Gottesdienst, 27. Januar 2018
Der Gottesdienst wurde vorbereitet vom Gottesdienstteam. Die Predigt hielt Pfarrer Thomas Lorenz.

Die verwendeten Bibeltexte sind - soweit nicht anders angegeben - mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984,
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung.
© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart.
Alle Rechte vorbehalten.
Ein Nachdruck des revidierten Textes der Lutherbibel sowie jede andere Verwertung
in elektronischer oder gedruckter Form oder jedem anderen Medium bedarf
der Genehmigung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.


Themenpredigt: "Leuchtturmprojekte"

Es gilt das gesprochene Wort!


"Leuchtturmprojekte" - so lautet der Titel unseres heutigen "Leben live"-Gottesdienstes. Was ist ein Leuchtturmprojekt? Auch wenn man die Wikipedia nicht unkritisch nutzen sollte - wo sie Recht hat, darf man sie auch zitieren:

"Mit dem Begriff Leuchtturmprojekt wird ein vorbildliches Vorhaben bezeichnet, das neben dem eigentlichen Zweck auch eine Signalwirkung für zahlreiche Folgevorhaben haben soll. Neben dem Erfolg ist daher auch eine große Bekanntheit beabsichtigt. In Unternehmen wird dies gerne bei Richtungsänderungen oder Neuausrichtungen verwendet (Change Management). Die Verwendung des Begriffs ist seit etwa 1980 nachgewiesen."

Nun frage ich: Wie wäre es, wenn wir unser ganzes Leben als "Leuchtturmprojekt" bzw. als "Leuchtturmprojekte" verstehen würden?

"Projekt" leitet sich ab von lateinisch proiectum, heißt wörtlich: ‚nach vorn geworfen', Partizip Perfekt von proicere ‚vorwärtswerfen'. Ein Projekt ist ein zielgerichtetes Vorhaben, das durchgeführt wird, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Haben wir nicht alle den Wunsch, Ziele zu erreichen im Leben? Nicht planlos und ziellos durchs Leben treiben?

Was aber ist das wichtigste Ziel im Leben?

Wenn es über unser irdisches Dasein hinaus ein Ziel gibt, dann lohnt es sich auf jeden Fall, dieses Ziel in den Blick zu nehmen, auf dieses Ziel zuzusteuern, alles für dieses Ziel einzusetzen. Denn wenn es eine Ewigkeit gibt und ewiges Leben bei Gott unserem Schöpfer - was sind gegenüber dieser Ewigkeit die 70 oder 80 Jahre, wie lange unser Leben nach Aussage der Bibel währt (Psalm 90,10). Und wir alle wissen, dass nicht bei jedem das Leben hier auf dieser Welt so lange währt, sondern viel früher zu Ende sein kann - mit einem Monat, mit 34 Jahren, mit 51 Jahren, mit 63 Jahren … Natürlich wird mancher auch 90 Jahre oder 100. Als ältester lebender Mensch der Welt gilt mit einem Alter von über 117 Jahren die Japanerin Nabi Tajima (* 4. August 1900). Aber selbst wenn man je das sprichwörtliche biblische Alter eines Metuschelach oder Methusalem, des Opas von Noah, der 969 Jahre alt wurde, erreichen würde, ist das doch nichts, allenfalls als ein Wimpernschlag im Vergleich zur Ewigkeit. Die Bibel ist da sehr realistisch und führt uns vor Augen, wie klein unser Leben ist, vergänglich.

Der große König David betet im 39. Psalm:

"HERR, lehre mich doch, /
dass es ein Ende mit mir haben muss
und mein Leben ein Ziel hat und ich davonmuss.
Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir,
und mein Leben ist wie nichts vor dir.
Wie gar nichts sind alle Menschen,
die doch so sicher leben!
Sie gehen daher wie ein Schatten /
und machen sich viel vergebliche Unruhe;
sie sammeln und wissen nicht, wer es einbringen wird."

Und Jakobus, der leibliche Bruder von Jesus, schreibt in seinem Brief: "Und nun ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen -, und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet" (Jakobus 4,13f).

Ein kleines, vergängliches Leben haben wir, aber in genau diesem Leben entscheidet sich, wo wir die Ewigkeit verbringen. Wenn aber in diesem Leben die Weichen für die Ewigkeit gestellt werden, dann kommt alles darauf an, dass tatsächlich die Weichen richtig gestellt werden, denn sonst tritt ein, was ein Lied so beschreibt: "Ist die Weiche falsch gestellt, wird am Schluss das Ziel verfehlt …"

Und hier kommt nun die Frage ins Spiel, was ein Leuchtturm ist und wofür er gut ist.
Leuchttürme - im Zeitalter von Radar, von Navigationssystemen und GPS haben sie an Bedeutung verloren. Die moderne Technik hat sie weitgehend entbehrlich gemacht. Heute sind Leuchttürme nur noch ein Relikt maritimer Geschichte und ein interessantes Ziel für Touristen. Stolz ragen sie aus der flachen Landschaft heraus und sind vom Meer aus oft schon aus 50 Kilometern Entfernung zu erkennen.

Leuchttürme sind ein Symbol für Orientierung. Ihr Licht hat im Dunkel der Nacht und in stürmischer See Generationen von Seeleuten den richtigen Kurs gewiesen. Vorbei an gefährlichen Klippen und an heimtückischen Sandbänken in den sicheren Hafen.

Egal, wie gewaltig Sturm und Strömung, egal, wie finster die Nacht, der Leuchtturm steht fest gegründet und gibt auch in turbulenten Situationen sichere Orientierung.

Wenn wir nun von unserem Leben als Leuchtturmprojekt sprechen, dann stellt sich natürlich die Frage: Was ist dieser Leuchtturm, der meinem Leben Orientierung gibt und mich sicher ans Ziel bringt.

Da ist zunächst einmal Gottes Wort zu nennen, die Bibel. "Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege", so heißt Vers 105 im 119. Psalm, dem längsten Psalm der Bibel. Gottes Wort wird hier verglichen mit einer Laterne, also nicht mit einem Schlaglicht oder Scheinwerfer, sondern mit einer Laterne, die zwar Nebel und Dunkelheit nicht mit einem Schlag vertreibt, aber mir immer genug Licht gibt, damit ich den nächsten Schritt gehen kann. Nicht ein Leben ohne dunkle Phasen, Schwierigkeiten und Sorgen wird uns da in Aussicht gestellt, wohl aber das Versprechen, immer genug Licht zu haben, um den Weg nicht zu verlieren.

In dem Lied "My Lighthouse", das der Chor vorhin gesungen hat, ist auch von einem Leuchtturm die Rede ("lighthouse" heißt auf Deutsch ja "Leuchtturm"). Aber hier ist noch etwas anderes gemeint als die Bibel. Schließlich würde man ja kaum einen Gegenstand, ein Buch direkt anreden …

Nein, hier ist eine Person gemeint. Nämlich der, der von sich sagt: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben" (Johannes 8,12). Und der das gesagt hat, das ist Jesus Christus. Er hat es nicht nur gesagt, damals zu den Leuten, die interessiert zuschauten, wie er, der Sohn Gottes, als Heiland auftrat, als er einem von Geburt an blinden Jungen das Augenlicht wieder schenkte. Nein, es gilt auch heute für uns. Es gilt uneingeschränkt. Für alle Menschen. Für dich und mich. "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben."

Unser Leben ist grundlegend von Dunkelheit geprägt. Das ist die Situation, in der sich alle Menschen von Natur aus befinden. Gott hat diese Welt eigentlich perfekt geschaffen, als Ort des Friedens und der Harmonie, als Ort des Lichts. Doch der Mensch wollte Gott los werden, missachtete Gottes gute Ordnungen, die dem Leben dienen. Seitdem kam die Sünde in die Welt und mit ihr die Dunkelheit. Die Bibel redet unmissverständlich davon, dass alle Menschen von Natur aus sich im Reich der Finsternis befinden.

Nur wer sich dem Licht der Welt, Jesus Christus, zuwendet, und ihm nachfolgt, der wird "errettet von der Macht der Finsternis" und "versetzt … ins Reich seines lieben Sohnes" (Kolosser 1,13). Denn "Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis" (1. Jo-hannes 1,5b), er ist der "Vater des Lichts" (Jakobus 1,17). Deshalb schickt er Jesus, seinen Sohn, in die Dunkelheit dieser Welt als das "Licht der Welt" (Johannes 8,12). Wer ihm nachfolgt, der hat das Licht des Lebens, der wird selber ein "Kind des Lichts" (vgl. Lukas 16,8; Epheser 5,8) und ist dazu berufen, auch als Kind des Lichts zu leben. So kann der Apostel Paulus zu den Christen in Ephesus sagen: "Ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts!" (Epheser 5,8). Kinder des Lichts sind von Jesus berufen, selber das "Licht der Welt" (Matthäus 5,14) zu sein, nicht als kleine Sonnen, die von sich aus leuchten, sondern als "Monde", die das Licht der Sonne Jesus Christus lediglich widerspiegeln. Aber das sollen wir auch: Unser Leben soll als ganzes von dem wahren Licht erzählen und Menschen aufmerksam und neugierig machen auf dieses Licht. So sollen wir andere Menschen nicht hinters Licht zu führen, sondern vielmehr zum Licht, mitten hinein in die Gemeinschaft mit Jesus Christus, bei dem allein das Licht des Lebens zu finden ist.

Mit ihm als Leuchtturm können wir alle Stürme dieses Lebens bestehen und sicher ans Ziel kommen.

Schauen wir uns nun also den Text dieses Liedes ein bisschen genauer an, um zu verstehen, warum wir diesen Leuchtturm Jesus Christus brauchen …

Wenn ich zweifle und kämpf mit mir,
wenn ich falle, bleibst du doch hier.
Deine Liebe trägt mich durch.
Du bist mein Halt in der rauen See.
Du bist mein Halt in der rauen See.

Auch im Schweigen bist du stets da,
in den Fragen bleibt dein Wort wahr.
Deine Liebe trägt mich durch.
Du bist mein Halt in der rauen See.
Du bist mein Halt in der rauen See.

Sei mein Licht, sei mein Licht.
Du strahlst wie ein Leuchtturm,
und ich schau auf dich.
Sei mein Licht, sei mein Licht.
Du gabst das Versprechen:
sicher bringst du mich bis ans Land,
bis ans Land, bis ans Land, bis ans Land.

Ich fürcht nicht, was die Zukunft bringt,
ich geh vorwärts und mein Herz singt:
Gottes Liebe trägt mich durch.
Du bist mein Halt in der rauen See.
Du bist mein Halt in der rauen See.

Dein Licht leuchtet,
nichts strahlt heller,
und du führst uns
durch den Sturm.

Originaltext und Musik: Rend Collective | deutsch: Klaus Göttler

Die Kirchengemeinde Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!