88. "Leben live"-Gottesdienst, 13. Mai 2017
Der Gottesdienst wurde vorbereitet vom Gottesdienstteam. Die Predigt hielt Pfarrer Thomas Lorenz.

Die verwendeten Bibeltexte sind - soweit nicht anders angegeben - mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984,
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung.
© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart.
Alle Rechte vorbehalten.
Ein Nachdruck des revidierten Textes der Lutherbibel sowie jede andere Verwertung
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der Genehmigung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.


Themenpredigt: "Wonnemonat"

Es gilt das gesprochene Wort!


Eine Meditation über Psalm 63, Vers 1-9
- den Worten des Psalms nachgespürt


Psalm 63, Vers 1
Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war.


Immer wieder musste David fliehen vor Menschen, die ihm nach dem Leben trachteten. Die Worte unseres Psalms betete König David wohl auf der Flucht vor Sauls Sohn Absalom (2. Samuel 15,23). Immer wieder im Laufe seines Lebens war David bedroht und bedrängt. Oft war er in der Wüste, dem Ort, wo alles, was zum normalen Leben gehörte, fehlte.

Wo sollte ich anfangen, nach Gott zu dürsten, wenn nicht dort, wo es mir an den Annehmlichkeiten des Lebens mangelt? Was ist meine Wüste? Vielleicht will Gott mich in eine Wüste führen, mich Mangel leiden lassen, um mir zu zeigen, dass ich allein in ihm Genüge suchen und finden kann.

Psalm 63, Vers 2
Gott, du bist mein Gott, den ich suche.


Wen suche ich? - Gott, meinen Gott. Den Gott, den ich kenne. Nur wer sich von Gott innig geliebt weiß und darum seinen Gott liebt, kann so reden.

Ist der eine wahre lebendige Gott mein Gott? Wenn er mein Gott ist, dann bin ich auch sein. Dann gehöre ich ihm. Dann aber zieht es mich unablässig zu ihm. Daran erkennt man die Erwählten Gottes. David ist alles genommen, was zu seinem normalen Leben gehört: sein Haus, sein Arbeitsplatz, das Haus Gottes. Was wäre, wenn Gott mir Frau, Kinder, Haus und Arbeit nähme? Würde das in mir einen noch brennenderen Durst nach Gott wecken? Oder wäre meine alles andere verdrängende Sorge, wie ich wieder Frau, Kind, Haus und Arbeit zurückbekomme?

Ist mir mein Gott wichtiger als alles andere, alle anderen Interessen? Wenn es hart auf hart kommt, will ich dann allein ihn und sonst niemanden? Kann ich mit Asaf beten: "Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde" (Psalm 73,25)?

Es dürstet meine Seele nach dir,
mein ganzer Mensch verlangt nach dir
aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.


Meine "Seele" und mein "Fleisch" dürsten nach dir, mein Gott. Mein ganzes Wesen, ja mein ganzer Mensch schreit nach Gott. Mich dürstet nach dir, mein Gott. Wie trockenes, dürres Land nach Wasser dürstet, nach Regeneration, nach Erfrischung, nach neuem Leben.

Da wo ich jetzt bin, ist alles trockenes und dürres Land. Hier ist kein Wasser. Hier fehlt es am Nötigsten. Ich selber fühle mich ausgetrocknet, ausgedörrt. Wo ist das Wasser des Lebens, das mich belebt und erfrischt?

Psalm 63, Vers 3
So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum,
wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.


Wie gerne wäre ich jetzt im Haus Gottes, im Heiligtum, wo deine Gegenwart mir so guttut. Wo du dein Angesicht leuchten lässt über mir. Wo du mir begegnest als der Lebendige. Wo du mir den Weg zum Leben zeigst.

Deine Macht und Herrlichkeit, die ich schon so oft erlebt habe - wie sehr sehne ich mich danach! Es ist dir ein Kleines, aus der Wüste blühendes Land zu machen. Doch du lässt mich hier Mangel leiden. Du mutest es mir zu. Du zeigst dich mir gerade nicht so, wie ich es gewohnt war, wie ich es mir wünsche. Gutes, schönes, glückliches Leben, das wünsche ich mir, mein Gott.

Zeige deine Macht, Herr! Lass mich deine Herrlichkeit schauen!

Psalm 63, Vers 4
Denn deine Güte ist besser als Leben;
meine Lippen preisen dich.


Du bist mein Gott. Und du selbst bist besser als alles, was du mir jemals gegeben hast und jemals geben könntest. Deine Gaben sind niemals größer als du selbst, der Geber aller Gaben. Was wäre die Gabe des Lebens ohne die Güte des Gebers?

Weil du, mein Gott, mehr bist als das Leben, darum will ich dich mit meinen Lippen rühmen und preisen.

Meine erste Sorge soll nicht sein, wie ich mein Leben schützen und retten kann, sondern wie ich in der Gemeinschaft mit dem Geber des Lebens wachsen kann. Wie mein Leben in Gott noch mehr zur Entfaltung, zum Blühen kommt - und Frucht bringt.

Psalm 63, Vers 5
So will ich dich loben mein Leben lang
und meine Hände in deinem Namen aufheben.


Ist Christus mein Leben und Sterben mein Gewinn, wie Paulus es bekennt (Philipper 1,21)? Scheint mir das unwirklich? Unwirklich ist es nicht, aber unirdisch, unüblich auf dieser Erde. Denn es ist göttlich und keinesfalls natürlich. Aber es ist auch nicht natürlich, dass jemand, der verfolgt wird und seiner Stellung als König beraubt ist, "rühmen" will. Es wäre natürlich, dass er klagte oder aufbegehrte. Dem Heiligen aber, der seinen Gott kennt, ist es ein Bedürfnis, ein Herzensanliegen, seinen Gott zu rühmen. Daran erkennt man ihn. Das ist eines der zuverlässigsten Merkmale der Kinder Gottes, dass sie Gott stets ein Lobopfer darbringen (Hebräer 13,15).

Psalm 63, Vers 6
Das ist meines Herzens Freude und Wonne,
wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann.

Wonnemonat. "Freude und Wonne", Mark und Fett. Wie von Speise und Trank wird meine Seele satt, wenn Jubellieder von meinen Lippen kommen.

Da wo ich jetzt bin, in der Wüste, da ist Mangel. Aber Gott sättigt mich in nie geahnter und zuvor nie erfahrener Weise. Speise und Trank, Mark und Fett mag das Beste an den vergänglichen Speisen sein, die für den Bauch sind und am Ende verderben müssen.

Du Gott aber, mein Gott, bist das beste Teil für meine Seele (Psalm 16,5). Dieses Teil wird nie verderben, und wer es sein eigen nennt, wird ebensowenig verderben.

"Sonne, Wonne,
himmlisch Leben willst du geben, wenn wir beten;
zu dir kommen wir getreten."
(Michael Schirmer 1640 - EG 130,1)

Psalm 63, Vers 7
Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich,
wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.


Manchmal hält Gott uns die Augenlider offen und wir finden keinen Schlaf. Dann haben wir Gelegenheit, über Gott und unser Verhältnis zu ihm nachzudenken (Psalm 4,5). Genau das tut David.

"Nun schläfet man;
und wer nicht schlafen kann,
der bete mit mir an
den großen Namen,
dem Tag und Nacht
wird von der Himmelswacht
Preis, Lob und Ehr gebracht:
o Jesu, Amen."
(Gerhard Tersteegen 1745 - EG 480,1)

Wonnemonat.
"Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann" - aber nicht nur im Wonnemonat, sondern allezeit …

David denkt über Gott nach, und die Wonne an ihm verdrängt jeden Kummer. Mit jubelnden Lippen lobt sein Mund den Gott seines Lebens. Er ist der Herr. Er hat David erwählt und berufen, und er wird ihn auch vollenden. Nichts geschieht ohne ihn, und dieser, der alle Macht hat, ist für David.

Wie sollte David da noch an sich halten können? Je länger und je gründlicher er über Gott nachsinnt, desto lauter muss er ihn loben.

Wonnemonat.
"Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann" - nicht nur im Wonnemonat, sondern allezeit …

Psalm 63, Vers 8
Denn du bist mein Helfer,
und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.


Das ist es, was ich immer wieder erlebt habe, das ist es, was ich bekennen will und muss, was mein Leben trägt und hält.

Ja, wenn du, Gott, mein Helfer bist, was will mir dann ein Mensch tun? Wenn ich unter dem Schatten deiner Flügel bin, wer will mich dann vertreiben? Unter jenen Flügeln ging einst Israel sicher seinen Weg, auf diesen Flügeln wurde es sicher getragen, bis es am Ziel war. Unter dem Schirm des Höchsten und unter dem Schatten des Allmächtigen ist die Seele der Erwählten in Sicherheit, und sie bleibt in Sicherheit.

Wonnemonat.
"Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann" - nicht nur im Wonnemonat, sondern allezeit …

Psalm 63, Vers 9
Meine Seele hängt an dir;
deine rechte Hand hält mich.


Meine Seele klebt an Gott. Meine Liebe zu dir, mein Gott, ist wie eine Ehe. So wie in der Ehe ein Mann an seiner Frau hängt, an seiner Frau "klebt". Deine rechte Hand, mein Gott, hält mich. Gottes Rechte hält seine Erwählten: "Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen" (Johannes 10,27-29).

Ich kann nur an dir, mein Gott, hängen, weil deine rechte Hand mich hält. Weil du mich festhältst, darum kann ich nicht fallen. Weil deine rechte Hand mich nicht loslässt, darum bin ich bei dir sicher und geborgen. Allezeit.

Wüste oder Wonne? Wonne inmitten der Wüste!

Wonnemonat.
"Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann"
- nicht nur im Wonnemonat, sondern allezeit …

Die Kirchengemeinde Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!