1. Kontaktlos - Alltag
Ja, das ist schon erstaunlich, wie viel in unserer
Welt heute kontaktlos funktioniert, ohne direkten Kontakt, ohne direkte Verbindung!
Das Fremdwort "Kontakt", das wir wohl gar nicht mehr als Fremdwort empfinden,
kommt ja aus dem Lateinischen: con-tangere und bedeutet wörtlich: "miteinander
verbinden".
Wo man früher einen Telefonhörer mit
einem Kabel an einem Telefonapparat hatte, hatte man bald ein "schnurloses
Telefon", was hat für viele im Festnetz schon Standard ist, heute haben
viele ein Handy. Schon lange sind die Zeiten vorbei, wo man beim Fernsehen aufstehen
musste, um auf ein anderes Programm umzuschalten, die Fernbedienung macht's möglich
(man mag's kaum glauben, dass es kurze Zeit Kabelfernbedienungen für den Fernseher
gab; aber die konnten sich am Markt nie richtig durchsetzen). Wo man früher
eine Tür an einer Klinke oder einem Knauf aufdrücken oder aufziehen musste,
gehen viele Türen in öffentlichen Gebäuden, in Kaufhäusern,
Märkten usw. automatisch auf. Wo man früher ein Seifenstück hatte,
mit dem man sich die Hände wusch, kommt heute ohne Berührung die Seife
oder die seifenfreie Waschlotion aus dem Spender; und was bis vor Kurzem noch auf
Waschräume in öffentlichen Einrichtungen beschränkt war, gibt es
heute schon für den Hausgebrauch für 10 Euro im Drogeriemarkt zu kaufen
Auch die Händedesinfektion im Krankenhaus ist auch für Besucher
kontaktlos möglich
Unmittelbar verbunden wird da gar nichts mehr, da
berühren sich nicht zwei Kontakte, die einen bestimmten Vorgang auslösen,
da wird kein Schalter umgelegt oder ein Taster gedrückt, sondern es geschieht
ohne jede Berührung, kontaktlos eben
Dabei sollten wir uns nicht täuschen. Auch
wenn alles äußerlich betrachtet "kontaktlos" geschieht, wird
doch ein Kontakt hergestellt, freilich meist unsichtbar:
Schall und Ultraschall (etwa Telefonpiepser für
die Fernabfrage von Anrufbeantwortern, früher Ultraschallfernbedienung für
Fernseher)
Funkwellen (beispielsweise zur Fernentriegelung
von Autos, Garagentoröffnung, Funkschalter, Bluetooth bei modernen Unterhaltungsgeräten)
Infrarotstrahlung (IR) (unter anderem für
elektronische Geräte wie Fernseher)
[ Liedeinspielung:
"Kein Schwein ruft mich an" - Max Raabe
und das Palastorchester]
2. Kontaktabbruch - das Verhängnis
Was hat das Ganze nun mit Gott zu tun? Es wäre
sicher verwegen zu behaupten, Gott würde solche Worte singen:
Kein Schwein ruft mich an,
keine Sau interessiert sich für mich,
und ich frage mich, denkt gelegentlich
jemand mal an mich.
Doch ganz so abwegig ist es nicht.
Sicher ist der lebendige Gott nicht auf einen Liedtext der Comedian Harmonists angewiesen, der von Max Raabe mit seinem Palastorchester 1995 kongenial
neu interpretiert wurde
Aber ähnliche Worte können wir auch von
Gott hören, zum Beispiel sagt er durch seinen Propheten Jesaja:
"Ich
war für Menschen erreichbar, die nicht nach mir fragten. Wer mich gesucht
hätte, hätte mich finden können. Den ganzen Tag stand ich mit offenen
Armen vor einem Volk, das sich mir widersetzt. Wer mich gesucht hätte, hätte
mich finden können. Es ist ein Volk, das einen Weg geht, der nicht gut ist.
Außerdem folgt es seinen eigenen Gedanken
" (Jesaja 65,1ff NLB)
Und damit wird die ganze Tragödie der Menschheit
auf den Punkt gebracht: die Kontaktlosigkeit der Menschen, was Gott betrifft.
Gottes Wesen ist durch und durch auf Gemeinschaft
und Kommunikation angelegt. Gott ist nicht einer, der einsam und allein irgendwo
überm Sternenzelt thront, fernab von allem, was in der von ihm geschaffenen
Welt geschieht. Nein, er ist schon in sich durch und durch Gemeinschaft, denn das
Geheimnis des einen wahren Gottes besteht ja darin, dass dieser eine Gott zugleich
drei Personen ist: Vater und Sohn und Heiliger Geist. Und zwischen diesen Personen
besteht von Ewigkeit her eine innige und ungetrübte Gemeinschaft.
Und so ist es kein Zufall, dass Gott mit seiner
Schöpfung auf ein Ziel zusteuerte. Ein Wesen zu schaffen, in dem er gewissermaßen
abgebildet wird auf dieser Erde, ein Wesen das nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen
ist.
Dieses Wesen ist der Mensch, das einzige unter
den Geschöpfen, das nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist. Das
einzige unter den Geschöpfen, das bewusst und absichtsvoll mit seinem Schöpfer
kommunizieren kann. Das einzige Geschöpf, dessen Erschaffung durch einen besonderen
Entschluss Gottes hervorgehoben ist: "Lasset uns [!] Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die
da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem
Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über
alles Gewürm, das auf Erden kriecht" (1. Mose 1,26). Das einzige Geschöpf, das nur "wenig niedriger als Gott", mit "Ehre
und Herrlichkeit gekrönt [!]" ist (Psalm 8,6).
Der Mensch ist also von Anfang an als Gegenüber
Gottes geschaffen, als sein Partner, als sein Ansprechpartner und Gesprächspartner.
Wenn es nicht so plump klingen würde, könnte man sagen: Gott wollte über
seine "innertrinitarische Kommunikation", also über die Gemeinschaft
von Vater und Sohn und Heiligen Geist hinaus ganz viele Geschöpfe haben, mit
denen er kommunizieren könnte, mit denen er in einem lebendigen Austausch
stehen könnte, denen er Anteil an seiner Herrlichkeit geben könnten,
denen er all seine Liebe und Gnade schenken könnte.
Ein Wesensmerkmal Gottes gehört auch zur
Gottebenbildlichkeit des Menschen: die Freiheit. So wie Gott von niemandem abhängig
ist, keine Ratgeber braucht, hat oder duldet (Jesaja 40,13), so wollte Gott den
Menschen nicht als Marionette schaffen, sondern als freies Wesen, das Ja oder Nein
sagen kann, das sich für oder gegen ihn entscheiden kann
Und das, obwohl
Gott wusste, dass der Mensch den Schöpfer braucht, dass der Mensch auf Gott
angewiesen ist. Menschlich gesprochen ist Gott damit ein hohes Risiko eingegangen.
Und menschlich gesprochen war es genau diese Freiheit des Menschen, die ihm letztlich
zum Verhängnis geworden ist.
Der Mensch entscheidet sich nämlich aus freien
Stücken nicht für ein Leben mit seinem Schöpfer, im Einklang mit
seinem Wort und Willen, im Frieden mit ihm, in heilvoller Gemeinschaft. Er entscheidet
sich vielmehr, lieber ohne Gott sein zu wollen. Er entscheidet sich, statt auf
Gott auf sich selbst zu vertrauen. Er entscheidet sich, statt Gott als seinen Herrn
anzuerkennen, der das Beste für uns will und der uns am besten durchs Leben
führen kann, lieber sein eigener Herr sein zu wollen.
Es geht alles ganz schleichend und unspektakulär.
Es beginnt mit der so harmlos daherkommenden Frage "Sollte Gott gesagt haben?". Dabei ist es genau diese Frage, die Sprengstoff enthält, die ein
ungeheueres Zerstörungspotenzial hat. Es ist eben diese scheinbar so harmlose
Frage "Sollte Gott gesagt haben?", die seit Anfang der Menschheit, seit
Adam und Eva das Grundvertrauen des Menschen zu seinem Schöpfer und das Grundvertrauen
des Menschen zu Gottes Wort zerstört. [HKM
!] Und das ist bis heute
so. Diese Frage "Sollte Gott gesagt haben?" kann in ihrer Gefährlichkeit
gar nicht überschätzt werden. Und wir tun gut daran, diese Frage, wenn
wir sie stellen, wenn sie an uns heranschleicht, als teuflisch zu erkennen, als
Frage, die in der Lage ist, einen Kontaktabbruch in Bezug auf Gott vorzubereiten.
Ganz unmerklich wird so die ursprünglich
intakte (!) Verbindung mit Gott immer weiter aufgelöst,
bis es schließlich zum Kontaktabbruch kommt.
Und leider ist seitdem der abgebrochene Kontakt
mit Gott der Grundzustand des Menschen. Wir Menschen sind aus dem Paradies vertrieben.
Wir Menschen leben jenseits von Eden. Wir haben die Unschuld verloren. Wir sind
vom Kontakt mit dem lebendigen Gott abgeschnitten. Kontaktabbruch also.
Alles aus und vorbei mit der Herrlichkeit und
Ehre, die Gott seinen Menschen zugedacht hatte? Alles aus und vorbei mit der Kommunikation,
mit dem lebendigen Austausch, mit dem Anteil an Gottes Herrlichkeit? Alles aus
und vorbei mit seiner Liebe und Gnade?
3. Kontaktaufbau - die Chance
Gott wäre nicht Gott, hätte er sich
mit diesem Kontaktabbruch abgefunden. Die Heilung des Kontaktabbruchs, die Wiederaufnahme
des Kontakts war aber nicht einfach so möglich. Zu tief war die Kluft zwischen
dem heiligen Gott und seinen Menschen. Diese Kluft, die Gott von den Menschen trennt,
nennt die Bibel "Sünde". Und diese Sünde ist da, sie kann nicht
kleingeredet und schöngeredet werden.
Also konnte eine neue Kontaktaufnahme mit dem
lebendigen Gott nur geschehen, wenn das Problem der Sünde aus der Welt war.
Und das war der Grund, warum Gott seinen Sohn
in diese Welt geschickt hat. Wir müssen uns das immer wieder klar machen.
Jesus ist keine kurze Episode in der Weltgeschichte. Nein, Jesus war schon immer
bei Gott, und er wird immer bei Gott sein. Das, was manche vielleicht eine Jesus-Episode
nennen, sind lediglich die rund 33 Jahre, in denen Jesus als Mensch hier
auf der Erde war. 33 Jahre sind nicht viel im Vergleich zur Ewigkeit. Und doch
sind diese 33 Jahre die wichtigsten Jahre in der gesamten Welt- und Menschheitsgeschichte.
Jesus, der ewige Sohn Gottes, wurde Mensch, ganz
einer wie wir, durch und durch Mensch und doch durch und durch Gott. Nur weil er
Mensch war, konnte er die Sünde der Welt tragen und durch seinen Tod am Kreuz
wegnehmen. Und nur weil er Gott war, konnte er uns mit dem heiligen Gott versöhnen.
Jesus war zur der Zeit, als er hier auf der Erde
lebte, der Kontaktsucher schlechthin. Wenn wir uns sein Leben ansehen (und es lohnt
sich, einfach mal wieder ein Evangelium zu lesen), dann sehen wir, wie sein ganzes
Leben darauf ausgerichtet war, Kontakt zu suchen mit den Menschen. Er rief Menschen
in seine Nachfolge und stellte so den verloren gegangenen Kontakt mit Gott dem
Schöpfer wieder her.
Dieser Kontaktaufbau war nicht billig zu haben,
sondern er kostete Jesus, den Sohn Gottes, das Leben.
Nun aber ist der Mensch nicht mehr dazu verdammt,
kontaktlos in Bezug auf seinen Schöpfer zu leben. Weil Jesus
das Grundproblem der Trennung von Gott durch seinen Tod am Kreuz ein für alle
Mal aus der Welt geschafft hat, haben wir nun freien Zugang zu dem lebendigen Gott.
Wir können wieder ungehindert Kontakt aufbauen mit Gott. Der Kontaktabbruch
ist geheilt. Wer Jesus hat, der hat das Leben. Wer in Kontakt mit Jesus kommt,
ihm sein Leben anvertraut, sich ihm zuwendet, der hat das Leben, der ist wieder
in Kontakt mit Gott gekommen und darf in dieser Verbindung mit dem Schöpfer
leben, einer Verbindung, die von Gottes Seite hält, die von Gottes Seite niemals
mehr abgebrochen wird, einer Verbindung, die nicht nur die paar Jährchen hier
auf der Erde besteht, sondern in alle Ewigkeit.
4. Kontaktpflege - die Herausforderung
Bleibt noch die Frage: Was können wir tun,
um diesen Kontakt mit dem lebendigen Gott von unserer Seite aus mit Leben zu füllen?
Wie geschieht die Kontaktpflege?
Da ist zuallererst Gottes Wort zu nennen.
Lesen wir die Bibel und leben sie! In ihr spricht Gott zu uns, klar und unverfälscht.
Lassen wir die Frage "Sollte
Gott gesagt haben?" nicht
zu, egal in welchem Gewand sie daherkommt, ob alltäglich und banal oder hochwissenschaftlich.
Diese Frage führt grundsätzlich in die Irre und wird niemals unser Vertrauen
zu Gott untergraben und am Ende zerstören.
Wenn es um die Kontaktpflege geht, dann ist an
zweiter Stelle - genauso wichtig wie das Wort Gottes - das Gebet zu nennen. Was
für ein Vorrecht ist es, dass wir mit Gott reden können. Dass wir ihn
loben und anbeten können. Dass wir ihm danken können. Dass wir ihn bitten
können für uns selber, für unsere Mitmenschen und für die Welt.
Lassen wir aber auch zu, dass Gott mit uns redet. Das ist eine Herausforderung,
Gott nicht nur "zuzutexten", sondern auch die Stille auszuhalten, in
der Gott mit uns reden möchte.
Wichtig ist auch das Gebet um Vergebung, denn
wir können nur aus der Vergebung leben. Wenn auch die grundsätzliche
Sünde beseitigt ist, durch die wir von Gott getrennt sind, so werden wir doch
immer wieder schuldig vor Gott. Sünde muss beim Namen genannt werden. So erfahren
wir Vergebung und können immer wieder neu anfangen.
Kontaktpflege mit Gott geschieht natürlich
auch durch den Gottesdienst, wo wir mit anderen Menschen zusammen sind, die auch
Gottes Angesicht suchen, die den Kontakt mit Gott pflegen wollen. Diese Gemeinschaft
mit anderen, die auch ihr Leben im Vertrauen auf den lebendigen Gott führen
möchten, ist wichtig. Sie kann auch in Hauskreisen oder Gebetskreisen gelebt werden, wo man viel stärker persönlich herausgefordert
wird als in der Masse von zig anderen.
Und Kontaktpflege mit Gott geschieht auch durch
das Weitererzählen von Gottes großen Taten. Nicht zu schweigen, sondern
den Mund aufzumachen. Es muss nicht jeder ein Pfarrer, ein Prediger, Evangelist
oder Missionar sein. Aber jeder kann anderen von seinem Glauben erzählen,
von dem was er mit Gott erlebt hat.
Nun haben wir drei Begriffe "durchbuchstabiert":
Kontaktabbruch - Kontaktaufbau - Kontaktpflege. Gott sei Dank hat der Kontaktabbruch
nicht das letzte Wort. Wir müssen nicht kontaktlos in Bezug auf Gott durchs
Leben gehen. Wir können jederzeit neu den Kontakt mit unserem Schöpfer
aufbauen und wir tun gut daran, wenn wir diesen Kontakt einmal aufgebaut haben,
ihn auch zu pflegen. Denn ein Kontakt kann auch verkümmern, auch wenn von
Gottes Seite der Kontakt voll und ganz erhalten bleibt. Tun wir das Unsere, dass
der Kontakt zu dem lebendigen Gott unser Leben mit einer klaren Ewigkeitsperspektive
versieht. Es kann also gar nichts Besseres für uns geben, als diesen Kontakt
zu dem lebendigen Gott aufzubauen und ein Leben lang zu pflegen