86. "Leben live"-Gottesdienst, 28. Januar 2017
Der Gottesdienst wurde vorbereitet vom Gottesdienstteam. Die Predigt hielt Pfarrer Thomas Lorenz.

Die verwendeten Bibeltexte sind - soweit nicht anders angegeben - mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984,
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung.
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Themenpredigt: "Herz-Transplantation"

Es gilt das gesprochene Wort!


Schnulze, Gesellschaftskritik, Ethik, Lebensratgeber, Fantasy? Wenn man versuchen wollte, die Geschichte "Das kalte Herz" in einer Bibliothek ins richtige Regal einzuordnen, hätte man keine leichte Aufgabe. Vielseitig sind die Gedanken, die in den gut 40 Seiten verpackt sind, so vielseitig, dass man das Büchlein am besten mit wachem Verstand liest.

Was wusste Wilhelm Hauff (1802-1827), der Autor des Märchens, schon vor 200 Jahren über das menschliche Herz?

Eine kurze Zusammenfassung der Geschichte:

( Das kalte Herz - der Inhalt )

Peter Munk (heute würde man ihn vielleicht Max Mustermann nennen) ist ein einfacher Kohlenbrenner. Bei der Arbeit hat er viel Zeit, um seine Gedanken schweifen zu lassen. Mit der Zeit wird er unzufrieden mit seiner Arbeit, seinen Lebensverhältnissen und seinem Stand. Er beschließt, sich in die weite Welt aufzumachen und so sein Leben lebenswerter zu gestalten. Sein größter Wunsch ist es, mehr Geld zu haben als der dicke Ezechiel, der lange Schlurker und der Tanzbodenkönig. In seinen Träumen erinnert er sich an die Sage des Glasmännchens. Wenn man es ruft, kann es einen reich machen, sagt man. So verlässt er sein altes Leben mit Hof, Mutter und Beruf. Nach einigem Hin und Her steht Peter Munk seinem Ziel nah: Er trifft das Glasmännchen und das schenkt ihm drei Wünsche. Sein erster Wunsch wird erfüllt. So kann er besser tanzen und hat mehr Geld. Auch sein zweiter Wunsch wird wahr, sodass er in einem prächtigen Haus wohnt. Den dritten Wunsch soll er sich lieber aufheben, rät ihm das Glasmännchen.

Peter Munk stellt in seiner großen Freude über den Reichtum und sein Anwesen immer mehr Glas her (er hat mittlerweile aus Geldgier einen profitableren Beruf gewählt), wofür er aber keine Abnehmer mehr findet. Er verschuldet sich stark, bis der Gerichtsvollzieher kommt und ihm alles nimmt. Als Munk nicht mehr weiter weiß, sucht er Rat beim Holländer Michel, der für seine gräulichen Taten bekannt ist. Dieser überzeugt Peter Munk davon, dass sein Herz der Ursprung allen Übels ist. Am Ende verkauft er sein Herz an den Unhold und lässt sich stattdessen ein Herz aus Stein in die Brust setzen. Ohne irgendetwas fühlen zu können, lebt er die nächste Zeit in Saus und Braus. Er macht sich nicht nur unbeliebt bei seinen Mitmenschen, sondern bringt auch gleichgültig seine Frau um, weil diese einem Bettler etwas Brot und Wein gegeben hat. Als er feststellt, dass ihn sein Leben nicht ausfüllt, sucht er sein Glück auf Reisen, aber kann sich nicht an den Dingen freuen, die ihm begegnen. Unbefriedigt kehrt er in die Heimat zurück und erlebt einen Moment der Gefühlsregung - er ist bewegt, seine Mutter zu sehen und wieder in seiner gewohnten Umgebung zu sein. Im Traum hört er eine Stimme, die ihm rät, sich um ein wärmeres Herz zu bemühen. Nach diesen Erlebnissen beschließt er, sich sein altes Herz zurückzuholen. "So nehmet mir den toten Stein heraus und gebet mir mein lebendiges Herz." Der Holländer Michel ist aber nicht bereit, den Vertrag rückgängig zu machen. Er bittet das Glasmännchen um seinen dritten Wunsch. Dies ist jedoch von seinen vorigen Wünschen gewarnt und versagt es ihm. Nur durch eine List, die das Glasmännchen ihm zuflüstert und unter Zuhilfenahme eines "Kreuzleins aus reinem Glas" gelingt es Munk, sein menschliches Herz aus dem Aufbewahrungsglas zu bekommen und durch einen zauberhaften Eingriff in seine Brust einsetzen zu lassen. Fortan lebt er wie früher mit seinem alten Herzen, das ihn wieder fühlen lässt. Und so schließt das Märchen mit den Gedanken des Peter Munk: Es ist doch besser, zufrieden zu sein mit wenigem, als Gold und Güter zu haben und ein kaltes Herz.

( Wilhelm Hauff und das menschliche Herz )

Was also wusste Wilhelm Hauff, der Autor des Märchens, vor 200 Jahren über das menschliche Herz? Die Antwort lautet: "Ziemlich viel." Es lässt sich sagen: Da steckt ein ganzes Universum in einem Herzen. Schon zu Hauffs Zeiten scheinen sich allerhand ungreifbare Größen im menschlichen Herzen breitgemacht zu haben - Freude, Hass, Neid. Wir haben es mit einem höchst aktuellen Thema zu tun. Oder möchte jemand behaupten, dass wir heute einen Weg gefunden haben, unser Herz dauerhaft von diesen Größen zu reinigen?

Hauff wagte das Gedankenexperiment. Wie wäre es, wenn es möglich wäre, seine Gefühle auszuschalten? Wie wäre ein Leben ohne Freude, Hass, Neid? Kannst du es dir vorstellen?

Zunächst einmal scheint das Bestreben verlockend. Wenn ich nicht mehr fühle, kann ich mich unabhängig von den Dingen machen, die mich sonst umtreiben. Der Blick anderer kann mir egal sein, der Misserfolg bei meinen Lebensaufgaben, der Verlust eines nahen Verwandten. Flapsig kann ich sagen: "Ist mir wurscht." Diese Flapsigkeit wünsche ich mir manchmal. Die Abwesenheit der schlechten Gedanken würde im Herzen einen riesigen Raum schaffen, den ich mit anderen Dingen füllen könnte, zum Beispiel mit Freude, Dankbarkeit, Begeisterung. Ein dauerhaftes Hochgefühl, das wäre doch etwas! So funktioniert die Geschichte aber nicht. Munks Herz wird nicht durch ein Herz aus Zuckerwatte ausgetauscht, das nur Hochgefühle speichert, sondern durch eines aus Stein. Steine haben es so an sich, dass sie kalt und hart sind. Die Form tut nichts zur Sache, auch nicht, ob die Oberfläche rau ist oder glatt, oder ob der Stein schwarz ist oder weiß. Es geht um das Material, seine Kälte und Härte. Steine lächeln und weinen nicht, heißt es in der Geschichte. Ein steinernes Herz lässt sich nicht bewegen, wie sehr man es auch versucht. In Munks Leben äußert sich das folgendermaßen: Er zieht aus seiner Heimat weg, ohne dabei wehmütig zu sein. Es drängen sich Bilder aus heutiger Zeit auf. Wer hat sie nicht gesehen, die Bilder von Vätern, Müttern, Kindern, die in den letzten Monaten ihre Heimat zurücklassen, um in einem anderen Land Zuflucht zu finden. Die Medien haben sich darauf spezialisiert, Großaufnahmen der Gesichter zu zeigen. So werden kleine Details wie Kindertränen und Sorgenfalten in unsere Wohnzimmer transportiert, um das Herz der Zuschauer anzurühren. Munk vergießt keine Tränen und hat keine Sorgenfalten. Er geht einfach emotionslos von zu Hause weg und stellt dabei zufrieden fest: "Jetzt hab ich's, wie ich's wollte."

( Die Chance des Neuanfangs )

Munk tut noch allerhand, wovon ihn ein funktionierendes Herz wohl abgehalten hätte. Er nimmt die Menschen aus. Ein Vergleich mit Zachäus scheint mir angebracht, der immer in die eigene Tasche wirtschaftete und sein Leben über das der anderen stellte. Munk handelt aber nicht nur mit Geld, sondern auch mit Leben. Seine Frau, die er sich nicht aus Liebe, sondern für sein gutes Ansehen ausgesucht hatte, bringt er um. Grund dafür ist eine kleine Spende seines Eigentums an einen Armen. An dieser Stelle scheint Munks Emotionslosigkeit kurzzeitig aufgebrochen. Wenn's ums Geld geht, hört die Freundschaft auf, sagt man. Für Munk hört die Ehe auf. Die Gier ist so stark, dass er außer sich ist und das Leben seiner Frau auslöscht. Die Boulevardnachrichten scheinen uns zu zeigen, dass wir auch heute nicht davor sicher sein können. Wenn's ums Erbe geht, hört man die unglaublichsten Familiengeschichten.

Würde man alles zusammenzählen, was Munk an schrecklichen Dingen tut, würde man aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskommen. Zusammenfassend lässt es sich so sagen: Hauff hat mit Munk einen kaltblütigen Gangster erster Klasse geschaffen. Und trotzdem geht die Geschichte gut aus, wie wir in der Zusammenfassung gelesen haben. Woher kommt der Sinneswandel? Erinnern wir uns an unsere Ausgangsfrage: Was wusste Hauff über das menschliche Herz? Er wusste, dass es sich irgendwie aufweichen lassen muss, wenn es zuvor steinern geworden ist. Das Glasmännchen, das ihm zuvor die Wünsche schenkte, spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Das kleine Wesen lässt in Munks Träumen eine Stimme erschallen: "Schaffe dir ein wärmeres Herz!".

Es ist ein literarischer Twist, den Hauff hier einsetzt. Man kann das Glasmännchen verschieden verstehen: Ist es das Gewissen, das vorsichtig anklopft, oder die Moral, die Munk auf den richtigen Weg zurückbringen soll? Sind es gesellschaftliche Konventionen oder eine göttliche Stimme? Man weiß es nicht, aber es steht fest, dass das steinerne Herz von außen her erweicht wird. Hauffs Geschichte macht deutlich, dass ein Herz, und sei es noch so verhärtet, doch irgendwie erweichbar sein muss.

( Das Versprechen der Bibel )

In der Jahreslosung geht es um ein Versprechen: Gott lässt durch Hesekiel, dessen Name in manchen Bibeln mit "Ezechiel" wiedergegeben wird, ausrichten, dass er das steinerne Herz der Menschen durch ein fleischernes ersetzen will. Sieht man dieses Vorhaben vor dem Hintergrund unserer Geschichte, klingt dies eher wie eine Drohung. Nicht zufällig taucht in Munks Umgebung eine Person namens Ezechiel auf. Dass er den Beinamen "der Dicke" trägt, lässt uns schmunzeln, kann aber wohl getrost vernachlässigt werden. Interessanter ist, dass er, der am Anfang Munks (Leidens-)Genosse der Herzlosigkeit ist, Munk eines Tages wegen zu hoher Wettschulden in den Ruin treibt. Er wirft mit Lebensweisheiten um sich, die so gar nicht zu dem biblischen Ezechiel passen wollen. Es sei doch hilfreich, ein Herz aus Stein zu haben, da man so viele Sorgen weniger habe. Wie schlimm wäre es für den dicken Ezechiel, plötzlich wieder ein menschliches Herz zu haben, das ihn seine Sorgen wieder spüren lässt. Für ihn ist die Jahreslosung eine Drohung. Hauff spielt mit der Ambivalenz, die sich auftut, wenn es ums Herz geht. Ich muss Prioritäten setzen. Nichtfühlen oder Fühlen? Auf Durchzug stellen oder mich anrühren lassen?

Munk und seine Genossen mussten sich entscheiden und dabei Kompromisse eingehen. Sie bekamen das eine nur, wenn sie auf das andere verzichteten. Das menschliche Herz gibt es nur im Doppelpack: Hoch- und Tiefgefühle gehören zum Leben dazu. Alternativ kann man das steinerne Herz haben. Dann aber nur in Kombination mit Emotionslosigkeit. Ohne Herzspezialisten zu sein, können wir feststellen, dass unser Herz noch heute so funktioniert. Hochaktueller Stoff ist es also, den Hauff liefert.


( Ein neues Herz - von einem toten Spender )

Dazu hören wir die Geschichte des jetzt 60-jährigen Stefan, eines passionierten Bergsteigers, der berichtet, wie sich sein Leben seit seiner Herztransplantation verändert hat …

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( Gottes Geschenk - ein neues Herz und ein neuer Geist )

Ein paar Gedanken zur Jahreslosung 2017:
Gott spricht: "Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch."

"Gott spricht" ist die Kurzform von "So spricht Gott der Herr" (zuletzt V. 22). Es ist nicht egal, wer da spricht. Der eine, wahre Gott ist nicht ein namenloser, allgemeiner, sondern ein geschichtlicher Gott, nicht ein stummer, sondern ein redender.

Es war im Mantelsaum!

Er hatte die Worte jener Nacht auf festes Pergament geschrieben. Und dann dies Pergament in jeden neuen Mantel, den ihm das Leben umgelegte, wieder eingenäht, damit die Worte immer bei ihm sind. Auch jetzt, im Mantelsaum, ganz dicht an dem, was von ihm noch da und schon gegangen war. Auch jetzt, wo er gestorben war und der Mantel ihn ein letztes Mal geborgen hielt. Und das hatte er aufgeschrieben:

Im Jahre des Heils 1654.
Montag, 23. November, ...
Seit ungefähr halb elf Uhr abends bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht.

Feuer.
Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs,
nicht der Philosophen und der Gelehrten.
Gewissheit, Gewissheit, Empfinden, Freude, Frieden.
Der Gott Jesu Christi. …
Ich habe mich von ihm getrennt, ich habe mich ihm entzogen, habe ihn verleugnet und gekreuzigt. Möge ich niemals von ihm getrennt sein. …
Amen.


Das Bekenntnis eines Lebens im Mantelsaum - im Mantelsaum des französischen Mathematikers und Philosophen Blaise Pascal! Als Pascal nun gestorben war mit gerade 39 Jahren, fand man dieses Pergament, eng bekritzelt mit dem, was ihm aufgegangen war in jener Nacht, am 23. November 1654, zwischen halb elf und halb eins. Da ist Pascal seine Wahrheit widerfahren und er fand den Gott, nach dem er bis dahin vergeblich in Philosophie und Formeln gesucht hatte und der ihn doch schon längst gefunden hatte:

Feuer.
Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs,
nicht der Philosophen und der Gelehrten.
Gewissheit, Gewissheit, Empfinden, Freude, Frieden.
Der Gott Jesu Christi. …

Die Worte hat sich Pascal auswendig und inwendig hergesagt. Und trotzdem hat er das Pergament immer wieder neu gefaltet und in jeden neuen Mantel eingenäht. Er wollte diese wichtigste Erkenntnis seines Lebens nie vergessen und immer bei sich tragen, über alle Kegelschnitte und Rechenkünste seines Mathematikerlebens hinweg. Er wollte nie wieder vergessen, was es heißt, wenn man sagen kann: "Ich glaube! Das ist der Gott, an den ich glaube …"

"Herr" steht für den Gottesnamen Jahwe: "Ich bin für euch da." Dieser persönliche Gott "spricht". Sein Wort ist bereits Tat, Wirkwort. Allein durch die Verheißung ist schon eine neue Realität vorhanden.

"Herz" kommt im Alten Testament je nach Zählweise etwa 860-mal vor. Etwa 820 Stellen meinen dabei das menschliche Herz. Somit ist "Herz" der häufigste und wichtigste auf den Menschen bezogene Begriff im Alten Testament - der Begriff "Geist" taucht dagegen "nur" 378-mal auf, wird dafür viel öfter auf Gott bezogen. "Herz " meint wörtlich das Körperorgan, aber viel öfter im übertragenen Sinn die Mitte des Menschen, das Personzentrum. Zu den leiblichen, seelischen und geistigen Funktionen kommen im Hebräischen - im Unterschied zum deutschen Sprachgebrauch - aber noch intellektuelle Fähigkeiten dazu: Einsicht, kritisches Urteilsvermögen, juristisches Abwägen, Weisheit. Für den Hebräer ist jemand, der kein Herz hat, nicht ein gefühlsloser Mensch, sondern "ein Dummkopf, der keinen Verstand hat. Wer dagegen ein weites Herz hat, verfügt über ein breites Wissen und große Weisheit. Während in unserer Sprache das Herz als Organ des Empfindens dem Kopf als Organ des Denkens gegenübersteht, spielt sich das Denken im Alten Testament ebenfalls im Herzen ab. Das Denken scheint hier sogar die Hauptbeschäftigung des Herzens darzustellen, während sich in der Leber oder den Nieren vor allem Gefühle bemerkbar machen" (Thomas Krüger, 2009).

"Geist" - Atem, Wind, Gottes Geist … Die von Gott geschenkte Kraft, die das Leben ermöglicht. Schon in der Urgeschichte spielt der "Geist" eine wichtige Rolle. Seine Kraft erweist sich dann aber endzeitlich, wenn er die Wiederbelebung der Totengebeine bewirkt (Hesekiel 37,5.9f).

Diagnose: Das (k)alte Herz. Das Volk hat sein Herz verhärtet (Hesekiel 2,4; 3,7).

Doch im Herzen Gottes hat sich eine Wandlung, ein Umsturz, ereignet. Wenn der Mensch sein Verhalten nicht ändert, dann handelt Gott auf überraschende Weise. Sein Herz wird zum Bild seiner Liebe und seines Erbarmens. Sein liebendes Herz ist stärker als sein Entschluss zum Zorn.

Das ist die heilvolle Prognose, die die notvolle Diagnose einholt. Ob nicht letztlich die Diagnose erst angesichts der immer schon beabsichtigen Prognose überhaupt möglich ist? "Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?" (Römer 2,4).

Es kann nichts Besseres geben, als dass Menschen zur Einsicht kommen. Es ist eine spannende Frage, ob der Mensch sich auch in seiner Sündhaftigkeit selbst erkennen kann oder ob Selbst- bzw. Sündenerkenntnis abhängig ist von der Gotteskenntnis - und zwar in dem Sinn, dass sich Gott zu erkennen gibt. Genauso wenig wie wir Gott erkennen können, können wir uns selbst erkennen. Was wir durchaus erkennen können, ist eine Ahnung unserer Gottferne. Erst durch die Offenbarung Gottes, die zutiefst Offenbarung seiner Gnade ist, erkennen wir in der Tiefe, wie weit wir von ihm entfernt sind - besser: entfernt waren. Denn wenn er sich offenbart und wenn er uns zeigt, wer wir sind, wird ja schon alles anders. Wir sind nicht mehr auf uns selbst gestellt. Wir dürfen empfangen. Wir dürfen beten, bitten um Erneuerung, wie es David in Psalm 51,12-14 tut:

"Schaffe in mir, Gott ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus."

Oder ist es zu wenig, Gott um Hilfe zu bitten? Nur abzuwarten und nichts zu tun? Sind wir nicht auch gefragt, unser Leben zu ändern?

Die Jahreslosung bietet eine Lösung an. Nicht mehr der Mensch ist dran, sondern Gott selbst: "Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch."

Bekehrung geht nicht, es sei denn, Gott bekehrt sich zu uns und bekehrt uns zu sich. Wiedergeburt geht nicht, es sei denn, es ist wie bei der natürlichen Geburt etwas, das an uns geschieht.

Wie geschieht die Neuwerdung, die die Jahreslosung verheißt? Durch Gott!

Das neue Leben ist und bleibt Geschenk, an vertrautes Gut. Wir verfügen nicht darüber. Im Gegenteil: Es muss immer neu in Empfang genommen werden.

Die Kirchengemeinde Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!