Themenpredigt: "
hinaus ins Weite"
Es gilt das gesprochene Wort!
"Ich will hier raus!" heißt
das Bild, das Keith Haring (1958-1990) gemalt hat. Er selbst begann seine Karriere
mit Bildern in der New Yorker Untergrundbahn. Immer wieder hat er in seine Bilder
einließen lassen, was ihn bewegt: Die Frage nach dem Menschen in seiner Umgebung,
in der Gesellschaft, in den Medien.
"Ich will hier raus" bringt diese Frage
zum Ausdruck.
Ein Mensch stemmt sich verzweifelt heraus aus vielen
anderen Hüllen, die ihn umgeben. Den Strichen rund um den Körper nach
scheint er viel Kraft und Energie aufzuwenden, um sich zu befreien, herauszuschälen
aus allem, was ihn umgibt und einengt.
Was könnte ihn so einengen? Was engt dich
(und mich) ein?
Eng wird es dann,
wenn andere Menschen über uns bestimmen,
wenn wir nur tun dürfen oder tun müssen,
was andere uns vorschreiben.
Eng wird es dann,
wenn wir Ziele erreichen müssen, die
uns andere gesetzt haben und die wir vielleicht gar nicht schaffen können.
Eng wird es dann, wenn es Streit gibt und keiner
dem anderen Raum lässt.
Eng wird es dann, wenn ich das Gefühl habe
zu versagen und nicht das zu schaffen, was ich mir vorgenommen habe.
Dann sehne ich mich nach Freiheit und Weite!
Dann sehne ich mich danach,
wieder frei atmen zu können,
nichts mehr zu müssen,
frei entscheiden zu können,
Zeit zu haben für mich und für andere,
für meine Hobbys,
vielleicht auch einfach mal fürs Nichtstun
"
hinaus ins Weite" - diese Worte
stammen aus dem 18. Psalm. Es ist einer der Psalmen, bei denen in der sog. Psalmüberschrift
die Situation angegeben ist, in der der Psalm entstanden ist.
Der Begriff "Psalmüberschrift" ist
zweideutig.
Gemeint ist damit nicht die fettgedruckte
Überschrift, solche, wie wir sie in der ganzen Bibel finden. Da hat jeder
Psalm einen Titel, der nicht im Urtext steht und vom Übersetzer und Herausgeber
hinzugefügt ist. Das gilt übrigens für alle Abschnittsüberschriften
in der Bibel. Deshalb unterscheiden sich diese Über-schriften auch in jeder
Bibel. Psalm 18 hat in der Lutherbibel
den Titel "Dank des Königs
für Rettung und Sieg", in der BasisBibel "Mein Fels und mein Retter",
in der Gute Nachricht-Bibel "Dank für Gottes Hilfe", in der Zürcher Bibel "Große Hilfe schenkt er seinem König", und in der
Hoffnung für alle "Was für ein Gott!" Alle diese Titel
gehören also nicht zum eigentlichen Psalmtext.
Was man bibelkundlich "Psalmüberschrift" nennt, gehört dagegen zum Psalmtext. In manchen Bibeln (wie
zum Beispiel in der Lutherbibel) erkennt man diese Psalmüberschrift daran,
dass sie in lauter Großbuchstaben gesetzt ist (Majuskelschrift).
Viele Psalmen sind ja in einer bestimmten Lebenssituation
zum ersten Mal gebetet oder gesungen (?) worden, und wir haben sie nur deshalb
im Psalter, weil sie auch schriftlich festgehalten wurden.
Die Situation, in der Psalm 18 entstanden ist,
ist folgende: "VON DAVID, DEM KNECHT DES HERRN, DER ZUM HERRN DIE WORTE DIESES
LIEDES REDETE, ALS IHN DER HERR ERRETTET HATTE VON DER HAND ALLER SEINER FEINDE
UND VON DER HAND SAULS; VORZUSINGEN."
Der 18. Psalm ist ein ganz besonderer Psalm. In
keinem Psalm kommt der Glaube an Gott so deutlich als Beziehung zum Ausdruck, ja
mehr noch als Liebesbeziehung! Das sollten wir uns immer wieder vor Augen halten:
Glauben hat nicht in erster Linie mit dem Kopf zu tun, sondern mit dem Herzen.
Glaube ist keine Verstandesleistung, sondern eine Herzenshaltung. Glaube ist keine
Geschäftsbeziehung, sondern eine Liebesbeziehung.
David fällt nicht mit der Tür ins Haus.
Bevor er vor Gott seine Not ausbreitet, erklärt er IHM zuerst seine Liebe.
Eine solche innige Liebeserklärung wie in Psalm 18 findet sich sonst nirgends
in der Bibel: "Herzlich lieb
habe ich dich, Herr, meine Stärke! Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter;
mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Berg meines Heiles und
mein Schutz!" "Mein", "mein", und nochmals "mein"
Es ist sein Gott, an den
David sich wendet.
David schildert seine Not:
Fesseln des Todes umfingen ihn. Fluten des Verderbens
erschreckten ihn.
Bande der Verzweiflung umstrickten ihn.
Schlingen der Hoffnungslosigkeit überfielen
ihn.
Starke Bilder werden hier gebraucht und wir fragen
uns, was dahinter steckt. Tod, Verderben, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit - kann
es noch schlimmer kommen?
Was sind meine Fesseln, Banden oder Schlingen,
die mich nach unten ziehen?
Welche Fluten überschwemmen oder erschrecken
mich?
Es mag nicht immer so dramatisch sein, wie es im
Psalm geschildert wird. Aber kennen wir nicht die Fesseln von Krankheit und Not,
die Banden des Zweifels, der Hoffnungslosigkeit, die Fluten der Angst, die kleinen
und großen Nöte des Alltags, die uns gefangen halten oder manchmal auch
überfluten?
Doch David gibt nicht auf. Er ruft und schreit
zu Gott.
Und Gott hört ihn.
Gott greift ein, zieht ihn heraus. Es heißt
im Psalm, er zieht ihn aus der Angst. Er entreißt der Bedrohung von innen
und außen und gibt neuen Mut. Das ist die Erfahrung des Psalmbeters: Gott
hört auf uns Menschen. Er greift zu und reißt uns heraus aus Not und
Bedrängnis, aus Angst und Hoffnungslosigkeit. Ist das nicht auch eine Erfahrung,
die wir aus unserem Leben kennen? Aus den verschiedensten Lebenssituationen?
Und dann eröffnen sich ganz andere Perspektiven:
- Er führte mich hinaus ins Weite (V. 20).
- Mein Gott macht meine Finsternis licht (V. 29b).
- Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen
(V. 30b).
- Er hat Lust zu mir (V. 20b). Ist das für
dich vorstellbar, dass Gott Lust an dir hat? Dass er Lust auf dich hat? Sich über
dich freut? Dass Gott Lust zu David hat, das ist das Gegenstück zur Liebe
Davids zu seinem Gott.
- Er führt mich auf neue, unbegangene Wege.
Diese Liste des Eingreifen Gottes auf ganz unterschiedliche
Weise lässt sich anhand der Psalmenverse fortsetzen. Jeden einzelnen Vers
können wir betrachten, in unser Leben hineinholen und mit konkreten Situationen
füllen. Und nicht nur das: Mit Zuversicht kann dieser Psalm mit seinen Aussagen
uns in die Zukunft führen.
Neue Wege gehen heißt auch mit Behinderungen
rechnen.
Da stellen sich uns Berge in den Weg.
Die Zweifel melden sich.
Und wir wollen schon wieder aufgeben, bevor es
überhaupt begonnen hat.
Jesus ist unser Beistand - er steht uns bei.
Auch und besonders in schwierigem Gelände.
Und auf Seine Hilfe sind wir angewiesen.
Die sollten wir nun auch nutzen.
So bleiben wir in Verbindung mit IHM und bitten
um Rat und Hilfe, während wir gehen.
Gottes Wort wird sich nicht automatisch - ohne
deine Bereitschaft zur Aktivität - erfüllen.
Glauben heißt Handeln!
Also, lass dich ermutigen.
Eine Reise von 1.000 Meilen beginnt mit dem ersten
Schritt.
Wenn uns der Herr in den Dienst ruft, dann gilt
es, offene Türen zu erkennen und durch die geöffneten Türen zu gehen.
Behinderungen
Mach die Lebens-Handbremse los.
Behindere dich nicht mehr länger selbst!
Geh voran!
Wo sind unsere Behinderungen?
Kennen wir Gottes Aussagen über uns?
Gott sagt zu Gideon: "Du starker Held!"
(Richter 6,12 EÜ). Aber Gideon war das gar nicht! Er war ein Feigling
und hatte Angst vor den Midianitern.
Hatte Gott gelogen? - Nein, er hat sein Potenzial
gesehen!
Kennst du dein Potenzial?
Kennst du deine Stärken?
Das sollst du wissen, Gott ist dein Ermutiger!
Sein Wort ermutigt dich!
Seine Gedanken über dich ermutigen dich!
Sein Plan mit dir ermutigt dich!
Welche Behinderungen gibt es:
- keine Zeit
- kein Geld
- keinen Mut
- kein Ziel (Vision)
- keinen Glauben
- keine Kraft
- keine Ausbildung
Behinderungen müssen keine Verhinderungen
sein.
Sieh auf deine geistlichen Ziele:
Wegschauen
- von den Umständen (Elia am vertrockneten
Bach Krit)- von den natürlichen Möglichkeiten (Josef im Gefängnis
- der Mundschenk hatte ihn vergessen )
Umstände wollen unsere neuen Wege verhindern.
Deshalb müssen wir die Position, aus der wir
schauen, verändern.
Hinschauen
- auf die Wunder Gottes in deinem Leben
- zu den übernatürlichen Möglichkeiten
Gottes (Speisung der 5000 durch 5 Brote und 2 Fische).
Gott ist kein Gott der Enge. Er ist nicht kleinkariert.
Er will dich ins Weite führen. Denn er hat Lust auf dich.
Lässt du es zu?
Die Kirchengemeinde
Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!
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