71. "Leben live"-Gottesdienst, 10. Mai 2014
Der Gottesdienst wurde vorbereitet vom Gottesdienstteam. Die Predigt hielt Pfarrer Thomas Lorenz.

Die verwendeten Bibeltexte sind - soweit nicht anders angegeben - mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984,
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung.
© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart.
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Themenpredigt: "Teamgeist"

Es gilt das gesprochene Wort!


"We are the champions" - "Wir sind die Sieger!" Wirklich? Ob man mit einem solchen Team ein Spiel gewinnen könnte? Oder ein Turnier wie eine Europameisterschaft oder eine Weltmeisterschaft, die in gut einem Monat in Brasilien angepfiffen wird?

Ihr habt euch ja das Bild eben ja schon angeschaut, während die Musik "We are the champions" von Queen dazu lief. Da gibt es wirklich einiges zu entdecken. Dieses Bild ist wie ein "optisches Gleichnis".

Schauen wir uns die Typen mal genauer an! Dabei können wir durchaus das eine oder andere für unser Leben, sozusagen das "Spiel des Lebens", lernen.

Ziel eines Fußballspieles ist ja, Tore zu schießen. Und wir sehen hier auch einen Spieler, der freudestrahlend den Ball reinmacht. Interessant ist, dass genau dieser Ausdruck "das Ziel verfehlen" (hamartánein) bzw. als Hauptwort "Zielverfehlung" (hamartía) kommt über 200-mal im Neuen Testament vor.

In unserer deutschen Bibel steht freilich an diesen Stellen nicht "Zielverfehlung", sondern da steht das Wort "Sünde". Dieses alte, vielleicht schon altmodisch gewordene Wort "Sünde", das inzwischen schon in einem Buch über veraltete Wörter zu finden ist, hat eigentlich eine sehr konkrete und anschauliche Bedeutung; es heißt Zielverfehlung.

Gott hat ein Ziel mit unserem Leben. Er hat uns geschaffen, dass wir Gemeinschaft mit ihm hätten, dass er unser Leben führen kann, denn er weiß, was das Beste für uns ist.

Dass der Spieler ein Tor schießen konnte, lag natürlich auch daran, dass es keine Abwehrspieler gibt und … - ja wo ist denn der Torwart? Gibt es überhaupt einen? Oder kann es sein, dass er bereits Feierabend gemacht hat, dass er sich schon mit anderen trifft, bevor das Spiel zu Ende ist?

Nicht viel anders die beiden Spieler, die schon in die Kabine gegangen sind. Einer duscht, der andere sitzt auf der Bank …

Auch im "Spiel unseres Lebens" gibt es keine Möglichkeit, sich ganz davon zurückzuziehen. Wohl hat Gott uns den Sonntag als Ruhetag gegeben, wohl dürfen und sollen wir auch immer wie die Stille suchen, denn "durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein" (Jesaja 30,15). Daher kommt übrigens die Redewendung "In der Ruhe liegt die Kraft". Und Jesus selber sagt zu seinen Jüngern einmal: "Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig!" (Mar-kus 6,31). Das Ausruhen ist im Reich Gottes also nicht verboten.

Und doch, aufs Ganze gesehen, können wir uns, wenn wir als Christen leben wollen, nicht zurückziehen und nur noch das tun, was wir wollen. Entscheidend ist immer das, was der Trainer will. Wenn das Spiel unseres Lebens gelingen soll, dann ist es unabdingbar, dass wir auf den Trainer, auf Jesus hören und tun, was er sagt.

Jesus sagt einmal von sich: "Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann" (Johannes 9,4). Solange wir auf dieser Welt leben, stehen wir in diesem "Spiel des Lebens", das doch eben kein Spiel ist. Und solange wir leben, können wir uns nicht einfach aus der Affäre ziehen, uns anderen Dingen widmen, es uns bequem machen, sondern wir haben das zu tun, was der Trainer, Jesus, von uns will.

Aber selbst auf dem Spielfeld kann man sich einen schönen Lenz machen, nur dasitzen und anderen zuschauen. Nach dem Motto: "Arbeit ist etwas Wunderbares. Ich kann stundenlang zuschauen."

Oder man kann sich mit etwas ganz anderem beschäftigen, wie der Spieler, der die Zeit findet, während des Fußballspiels einen Schmetterling zu jagen.
"Ich habe mir die Arbeit angesehen, die Gott den Menschen gegeben hat, damit sie sich damit plagen. Gott hat allem auf dieser Welt schon im Voraus seine Zeit bestimmt, er hat sogar die Ewigkeit in die Herzen der Menschen gelegt. Aber sie sind nicht in der Lage, das Ausmaß des Wirkens Gottes zu erkennen; sie durchschauen weder, wo es beginnt, noch, wo es endet. Von dem her wurde mir klar, dass es das Beste für den Menschen ist, sich zu freuen und das zu genießen, was er hat. Denn es ist ein Geschenk Gottes, wenn jemand isst und trinkt und sich über die Früchte seiner Arbeit freuen kann" (Prediger 3,10-13 HfA). Alles freilich zu seiner Zeit …

Dann gibt es den Spieler, der verletzt auf der Trage liegt. Aber keiner kümmert sich um ihn, keiner unternimmt etwas, ihn vom Spielfeld wegzutragen.

Das erinnert an das Gleichnis von Jesus von dem, der unter die Räuber gefallen ist, und keiner hilft ihm, bis endlich einer aus Samarien vorbeikommt und ihm seine Wunden verbindet und in eine Herberge bringt. Und das Neue Testament redet davon, wie wir mit den Kranken umgehen sollen: "Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet" (Jakobus 5,14-16).

In der einen Ecke, vorne rechts, steht einer und lacht. Das ist keine echte Freude. Eher Schadenfreude. Man kann spekulieren, ob er lacht, weil sein Mitspieler ein Tor geschossen hat. Oder weil der gegnerische Spieler verletzt auf dem Boden liegt.

Vorne links rennt einer grimmig in Richtung Ecke. Was dem wohl für eine Laus über die Leber gelaufen ist?

Hinten rechts plumpst einer gerade mit Karacho auf den Boden.

Ein anderer, hinten, läuft mit hängendem Kopf heulend davon. Es hilft doch nichts. Wenn der Gegner ein Tor schießt, dann ist das kein Grund zum Heulen. Sondern dann gilt es umso mehr, selbst zu schauen, dass man auch selber ein Tor erzielt.

Missmutig mit verschränkten Armen steht ein anderer Spieler im hinteren Bereich mitten auf dem Feld. Hat womöglich ein gegnerischer Spieler ihm den Ball weggenommen? Oder hat ein Spieler der eigenen Mannschaft etwa gemacht, was eigentlich er selber erledigen wollte?

Und dann gibt es noch den Reservespieler. Er wartet auf seinen Einsatz. Im Reich Gottes sind die Reservespieler die, die nicht aktiv am Spiel beteiligt sind, aber im Hintergrund wirken. Es sind die Beter, die das Spiel mit begleiten, indem sie für die Spieler auf dem Spielfeld im Gebet einstehen. Im wirklichen Leben sind es oft diejenigen, die aus Gesundheits- oder Altersgründen nicht mehr aktiv mitmachen können. Aber die Hände können sie weiterhin falten und die ganze Welt und alle Menschen im Gebet vor Gott bringen. Dieser scheinbar passive Dienst am Spiel des Lebens ist so wichtig. Wer also nicht mehr aktiv dabei sein kann oder wer auch nur für eine gewisse Zeit "ausfällt", der sollte sich keineswegs überflüssig fühlen, der hat eine wichtige Aufgabe.

Wenden wir unseren Blick nun noch auf die Zuschauerränge, die dürfen wir natürlich auch nicht vergessen.

Auf den Zuschauerrängen gibt es einen, der aufgestanden ist. Der sich aufregt und laut seine Kommentare zu dem seiner Meinung nach grottenschlechten Spiel abgibt.

Daneben der Mann vom Sicherheitsdienst, der die undankbare Aufgabe hat, immer im Blick zu behalten, was die Zuschauer machen und dass diese nichts tun, was das Spiel oder auch andere Zuschauer gefährden könnte.

Der Dritte auf den Zuschauerplätzen scheint leidlich zufrieden zu sein mit dem, was da auf dem Spielfeld passiert.
Der daneben schaut ziemlich gelangweilt drein.

Keiner der Zuschauer scheint sich wirklich zu freuen, dass gerade eben ein Tor gefallen ist.

Wenn man unser Leben mit einem Fußballspiel vergleicht, dann gibt es da natürlich verschiedene Positionen. Da gibt es den Torwart, die Verteidiger, die Mittelfeldspieler und die Stürmer. Jeder bekommt vom Trainer seinen Platz zugewiesen, natürlich nicht willkürlich, sondern je nachdem, wo einer seine besonderen Begabungen und Fähigkeiten hat.

Der Trainer ist Jesus. "Einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder [und Schwestern]" (Matthäus 23,8).

Von Gott haben wir Gaben und Begabungen bekommen, aber auch Grenzen. Alles kommt darauf an, dass wir ihnen entsprechend leben.

Manche sagen heute:

"Du kannst alles werden, was du willst,
du musst nur hart genug dafür arbeiten."

Aber stimmt das wirklich? Wenn Gott dir nicht den Blick für Fleisch gegeben hat, den ein Metzger braucht, oder die Geschicklichkeit im Umgang mit Leuten, die einen Verkäufer ausmacht, oder die weltweite Vision eines Botschafters, kannst du das dann werden? Vielleicht, aber glücklich und zufrieden wirst du auf diese Weise nicht. Kann aus einer Eichel eine Rose werden, kann ein Wal fliegen wie ein Vogel, kann Blei sich in Gold verwandeln? Ganz bestimmt nicht. Du kannst nicht alles werden, was du willst. Aber du kannst alles werden, was Gott aus dir machen möchte." (nach Max Lucado, Ganz du selbst, 2006).

In der Bibel heißt es dazu: "Jeder soll dem anderen mit der Begabung dienen, die ihm Gott gegeben hat. Wenn ihr die vielen Gaben Gottes in dieser Weise gebraucht, setzt ihr sie richtig ein. Bist du dazu berufen, vor der Gemeinde zu reden, dann soll Gott durch dich sprechen. Hat jemand in der Gemeinde die Aufgabe übernommen, anderen Menschen zu helfen, dann arbeite er in der Kraft, die Gott ihm gibt. So ehren wir Gott mit allem, was wir sind und haben. Jesus Christus hat uns dies ermöglicht. Gott gehört alle Ehre und alle Macht für immer und ewig. Amen" (1. Petrus 4,10f HfA).

Es kommt also immer darauf an, dass wir uns nicht als Einzelkämpfer verstehen, sondern als Team. Teamgeist ist in Mannschaftssportarten eine der ganz wichtigen Voraussetzungen dafür, dass man erfolgreich ist.

So ist es auch im Reich Gottes. Einzelkämpfer sind da nicht gefragt. Sondern Leute, die sich von Gott selber auf die Position stellen lassen, auf der sie gebraucht werden. Und so wie ein Spiel nicht aus lauter Torhütern bestehen kann, sondern Torhüter, Verteidiger, Mittelfeldspieler und Stürmen auf ein Ziel hinarbeiten, nämlich die Tore des Gegners zu verhindern und selber Tore zu schießen. So ist es auch im wirklichen Leben. Da ist nicht die eine Gabe oder Begabung mehr wert als die andere, sodass man hochmütig auf seine Mitstreiter herabschauen könnte. Es ist aber auch keine Gabe oder Begabung weniger Wert, sodass man neidisch zu den anderen hochschauen müsste. Nur ein Team kann siegreich sein. Auf den Teamgeist kommt es an!

Und Gottes Geist, der Heilige Geist, ist ganz gewiss ein solcher Teamgeist. Denn er fügt uns zusammen zu einer echten Mannschaft, zu einem echten Team, das in diesem Leben bestehen kann und das Gottes Ziele in dieser Welt verwirklicht.

Gott hat das Ganze im Blick, wir sehen immer nur einen winzigen Ausschnitt der gesamten Wirklichkeit.

Gott weiß am besten, was gut für uns ist. Er hat uns ja das Leben gegeben. Er hat uns Gaben und Fähigkeiten gegeben. Und deshalb ist klar, dass er uns auch am besten zeigen kann, wo unser Einsatz im Spiel des Lebens gefragt ist.
Wie gut doch auch, dass wir nicht auf uns allein gestellt sind. Dass es Menschen gibt, die in der Mannschaft des Trainers Jesus spielen. Da ist keiner unwichtig, keiner überflüssig, sondern jeder und jede wird gebraucht und trägt zum Gelingen des Ganzen bei, trägt dazu bei dass Gottes Reich sich ausbreitet, dass andere Menschen erkennen, dass es für das Spiel des Lebens keinen anderen Trainer gibt, der uns erfolgreich bestehen lässt als Jesus.

Die Kirchengemeinde Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!