70. "Leben live"-Gottesdienst, 29. März 2014
Der Gottesdienst wurde vorbereitet vom Gottesdienstteam. Die Predigt hielt Pfarrer Thomas Lorenz.

Die verwendeten Bibeltexte sind - soweit nicht anders angegeben - mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984,
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung.
© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart.
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der Genehmigung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.


Themenpredigt: "Die Zukunft hat begonnen!"

Es gilt das gesprochene Wort!


"Als ich gestern durch die Stadt ging, kam mir ein Junge mit diesem Vogelkäfig entgegen. Er schwenkte ihn hin und her. Auf dem Boden saßen drei kleine Wildvögel, die vor Angst und Kälte zitterten. Ich hielt den Jungen an und fragte: "Was hast du denn da?" "Nur ein paar alte Vögel", antwortete er. "Und was willst du mit ihnen machen?", fragte ich. "Ich nehme sie mit nach Hause und will Spaß mit ihnen haben", erwiderte er. "Ich werde ihnen die Federn ausreißen und sie dazu bringen, dass sie miteinander kämpfen. Das wird lustig! Und ich habe ein paar Katzen, Die mögen Vögel. Ich. werde sie ihnen geben." Einen Moment lang schwieg ich. "Wie viel willst du für die Vögel haben?" "Was? Wieso? Was wollen Sie mit diesen Viechern? Das sind doch ganz stinknormale Feldvögel. Sie singen nicht. Sie sind nicht mal besonders hübsch." "Wie viel?", fragte ich zum zweiten Mal. Der Junge sah mich an, als ob ich verrückt geworden wäre, und sagte: "Zehn Dollar!" Ich griff in meine Tasche, holte einen Zehn-Dollar-Schein heraus und drückte ihn dem Jungen in die Hand. Der verschwand wie der Blitz, Ich hob den Käfig auf und trug ihn behutsam bis zum Ende der Straße, wo einige Bäume standen. Dort setzte ich den Käfig ab, öffnete die Tür, klopfte sanft gegen die Gitterstäbe, um die Vögel zum Rausfliegen zu bewegen - und ließ sie frei.

Eines Tages stand Satan vor Jesus. Hämisch grinsend rieb sich der Teufel die Hände und prahlte: "Haha, ich habe da unten gerade die ganze Welt voller Menschen gefangen. Hab eine Falle gebaut, hab einen Köder benutzt, dem sie nicht widerstehen konnten, hab sie alle gekriegt!" "Und, was hast du mit ihnen vor?" Satan erwiderte: "Oh, ich werde meinen Spaß mit ihnen haben! Ich werde ihnen beibringen, nur an sich selbst zu denken, einander zu hassen und sich gegenseitig zu missbrauchen, übermäßig zu trinken und zu fluchen und den andern für seine Ziele zu benutzen. Ich werde sie lehren, wie man Gewehre und Bomben erfindet and sich gegenseitig umbringt. Ich werde ihnen das Glück versprechen, wenn sie mir folgen, und mich dann an ihrem Unglück weiden. Ich werde eine Menge Spaß haben!" "Und dann? Was wirst du tun, wenn du mit Ihnen fertig bist?", fragte Jesus. "Dann werde ich sie töten", sagte Satan strahlend. "Wie viel willst du für sie haben?", fragte Jesus, "Oh nein, du willst diese Leute doch nicht wirklich haben? Die taugen nichts, aber auch gar nichts. Wenn du sie nimmst und sie mir abkaufst, werden die dir nicht etwa danken, sondern dich nur ablehnen und hassen. Sie werden dich bespucken, dich verfluchen, sich lächerlich über dich machen und dich töten. Nein, nein, du willst diese Leute doch nicht wirklich haben!" "Wie viel?", fragte der Sohn Gottes noch einmal. Satan sah Jesus an, grinste höhnisch und sagte: "Dein Blut, deine Tränen und dein Leben!" "Abgemacht!", sagte Jesus. Dann bezahlte er den Preis.

Die Geschichte mit den Vögeln im Käfig und das fiktive Gespräch zwischen Satan und Jesus zeigt bildhaft, in welcher Gefangenschaft wir Menschen sind und worum es beim Geschehen am Kreuz auf Golgatha geht. Das Kreuz zeigt uns dreierlei:

1. Es beschreibt die Größe der Sünde des Menschen. Nicht nur diejenigen, die Jesus kreuzigten, haben Schuld. Du und ich sind genauso schuldig. Nicht nur die römischen Soldaten haben ihn ans Kreuz gebracht, es war deine und meine Sünde, die seinen freiwilligen Tod nötig machte. Die Hinrichtung Jesu durch die Menschen wird zur tiefsten Stufe im Leben des Herrn. Aber in der größten Tiefe ereignet sich der größte Sieg: der Sieg über Satan und die Erlösung aller Glaubenden. Sünde, Tod und Teufel sind besiegt!

2. Am Kreuz sehen wir die überwältigende Liebe Gottes. Gott sah unsere Verlorenheit. Er sah, dass Satan uns fest im Griff hat und ins Verderben stürzen will. Wer an der Liebe Gottes zweifelt, der sollte immer wieder die Berichte über die Kreuzigung Jesu in den Evangelien lesen, denn dort wird diese unfassbare Liebe zu dir und mir offenbar.

3. Das Kreuz ist der einzige Weg zur Erlösung. Die Bibel sagt: "Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung" (Hebräer 9,22). Viele Menschen verstehen nicht, wieso Gott Blut fordert. Das ist für sie anstößig, nicht mehr, aktuell. Aber: So steht es in der Bibel. Das ist der Kern des Evangeliums, die Grundlage des christlichen Glaubens!

Im Alten Testament war es ein fehlerloses Tier, das für die Sünden des Volkes jedes Jahr geopfert werden musste. Aber das Opfer Jesu Christi ist ein vollkommenes Opfer, das für alle Zeiten genügt. Er ist der Sündlose, der sich für uns zur Sünde machen ließ.

Wer das Geschenk der Erlösung in Christus annimmt, den betrachtet Gott in seinem Sohn - makellos, rein, gerecht. Der kann mit dem Dichter (? - Leipzig 1638) sagen: "Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehen, wenn ich in den Himmel soll eingehen" (EG 350,1).

Es gibt keine andere Möglichkeit, von Sünde und Hölle gerettet zu werden, als sich mit dem Kreuz Christi zu identifizieren. Manche denken, sie könnten gerettet werden, wenn sie nach den moralischen Werten leben, die Jesus lehrte. Diese Menschen haben nicht begriffen, dass sie dazu, gar nicht in der Lage sind. Wir sind ungehorsam. Wir sündigen. Was tun wir also mit der Sünde? Wir können sie: nur ans Kreuz bringen und Gottes Vergebung annehmen, Gottes moralische Messlatte ist er selbst! Und er ist vollkommen, rein, sündlos. Deshalb ist das Kreuz unsere einzige Hoffnung!

Das Kreuz hat zwei Balken - einen zwischen Himmel und Erde und einen, der an weit geöffnete Arme erinnert. Das ist ein Bild für die Sehnsucht und Liebe unseres Gottes, der den Menschen in die Gemeinschaft mit ihm ruft. Du kannst diesem Ruf folgen oder ihn ablehnen. Wenn du, angesichts der ungeheuren Schmerzen des Mannes am Kreuz, der dort für dich hing, das Angebot Gottes ausschlägst, dann trennt dich dieser Balken endgültig vom ewigen Leben. Du musst das Gericht für deine Sünde selbst tragen. "Der Sünde Sold ist der Tod", sagt uns Gottes Wort (Römer 6,23). In der Hölle gibt es nur Freiwillige. Deshalb bitte ich dich, nimm sein Angebot noch heute an. Wer weiß, wie lange du noch Zeit hast.

Da ist noch einer im Spiel: der Teufel. Er will nicht Versöhnung, sondern Trennung. Die Bibel nennt ihn den "Ankläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor Gott verklagte" (Offenbarung 12,10). Der Satan ist nicht nur die Verkörperung der Sünde, er ist auch der große Anstifter zur Sünde. Er verlockt uns zum Bösen, um anschließend mit dem Finger auf uns zu zeigen und uns zu verklagen. Der Teufel ist wie ein Psychopath, der gleichzeitig Feuerwehrmann und Brandstifter ist; ständig erscheint er bei Katastrophen, die er selbst heraufbeschworen hat.

Was ist sein Motiv? - Es ist der Hass auf Gott und Gottes Leute. Blind vor Wut und Eifersucht und sich wohl bewusst, was für ein Los in der Zukunft auf ihn wartet, will er uns mit sich ins Verderben ziehen.

Christen zweifeln immer wieder mal, ob Gott ihnen wirklich vergeben hat, weil sie die Tatsache der Vergebung nicht voll verstanden haben und diese ihnen noch nicht zur geistlichen Erkenntnis geworden ist. Der Teufel, tut in diesem Fall das Seine und greift sie an, wenn sie gesündigt haben. Er suggeriert ihnen, sie hätten keine Chance und Gott kein Interesse mehr an ihnen. Das Versagen sei doch Beweis genug, dass Gottes verändernde Kraft nicht wirksam sei.

Wer an der Vergebung zweifelt, sollte sich folgende Frage stellen: Vergibt uns Gott aufgrund seiner Barmherzigkeit oder aufgrund seiner Gerechtigkeit? Gott vergibt uns aufgrund seiner Gerechtigkeit, auch wenn unser Gefühl uns das Gegenteil einredet. Würde Gott uns aufgrund seiner Barmherzigkeit vergeben, dann hätte es das Kreuzesgesdiehen gar nie geben müssen … Wir wissen: Gott ist heilig und gerecht - das sind zwei seiner Charaktereigenschaften - und das Kreuz macht Gottes Erlösung und Vergebung zu einem Akt der Gerechtigkeit.

Wie kann Gott absolut gerecht sein und uns vergeben und gleichzeitig barmherzig sein? - Barmherzigkeit und Gerechtigkeit schließen sich nach unseren Denkvorstellungen aus! Aber bei Gott gibt es etwas, was in Gerichten auf dieser Erde nur sehr eingeschränkt möglich ist: Stellvertretung!

Stell dir sich vor, du bist unterwegs auf der Autobahn nach München und wirst in einer Radarkontrolle mit 180 km/h (statt 120) erfasst. Damit hast du das Gesetz übertreten und musst dafür bestraft werden.

Der Richter kennt dich. Dein Leumundszeugnis ist in Ordnung und er meint, er könne dich deshalb laufen lassen. Damit handelt er dir gegenüber zwar barmherzig, kann aber nicht gerecht sein, denn er missbraucht seine Verantwortung und Stellung. Als Richter ist er verpflichtet, dich zu verurteilen und zur Bezahlung einer Buße von 1000 Euro aufzufordern. Will er gerecht und barmherzig sein, kann er an deiner Stelle die 1000 Euro bezahlen. Damit ist dem Gesetz Genüge getan und du kannst das Gerichtsgebäude als freier Mensch verlassen. Und zwar nicht aufgrund eines Gnadenaktes, sondern weil die Forderung des Gesetzes erfüllt worden ist. Die Strafe ist bezahlt und das Verfahren gegen dich ordnungsgemäß abgeschlossen. Wie gesagt, solche Stellvertretung ist in unserem Strafrecht nicht vorgesehen - und wenn, dann nur in einem sehr eingeschränkten Umfang …

Selbstverständlich haben Liebe und Barmherzigkeit Gottes Herz bewegt, als er in Christus Mensch wurde und am Kreuz mit seinem Blut und Leben unsere Schuld bezahlt hatte! Wenn nun dem von Gott selbst eingesetzten Recht Genüge getan ist, ist er - man wagt es kaum auszusprechen - rechtlich und moralisch verpflichtet, uns zu vergeben. An der Vergebung zu zweifeln, hieße demnach, an Gottes Gerechtigkeit, am Kreuzesgeschehen zu zweifeln, und wir würden Gott einer Lüge bezichtigen.

Allerdings gilt es zu bedenken, dass es Voraussetzungen gibt, damit wir die Vergebung Gottes erfahren. Die Bibel erklärt: "Tut Buße …" (Apostelgeschichte 2,38; 1. Johannes 1,9). Wer bußfertig mit seiner Schuld ans Kreuz kommt und an Jesus als Erlöser und Herrn glaubt, wird errettet. Er ein für allemal ein Kind Gottes und erfährt die Vergebung all seiner Schuld. Glaube wächst auf dem Boden der Sehnsucht. Ein bußfertiger Mensch möchte glauben. Er hat Sehnsucht nach einem reinen Herzen und dem Frieden mit Gott. Wer glaubt, lebt für die Ewigkeit und sieht den Nächsten!

Wenn du das Gericht als freier Mensch verlässt, nachdem der Richter die Strafe bezahlt hat, hat niemand das Recht, dich aufzuhalten und von dir etwas zu verlangen. Alles ist bezahlt! Das ist das Rechtssystem des lebendigen Gottes, dem nicht alle irdischen Gerichte folgen.

Der Teufel will uns diese Gewissheit der Vergebung in Christus rauben. Aber er hat dazu kein Recht! Wenn du nun trotzdem einen Euro beisteuerst, um dein Gewissen aufzuheitern, stimmt die göttliche Buchhaltung nicht mehr! Aus diesem Grund sind Bußübungen überflüssig. Wer meint, mit guten Werken und Eigenleistung Gerechtigkeit zu erlangen, bringt zum Ausdruck, dass das, was Christus am Kreuz vollbracht hat, für ihn nicht ausreicht!

Wenn der Teufel uns anklagt, tritt Jesus für uns ein. Er weist die Anklagen des Teufels zurück. Wir sind zwar Sünder, große Sünder - aber Gott macht einen riesigen Unterschied zwischen dem, was wir verdient haben, und der Gnade, die er uns in Christus geschenkt hat. Durch Jesus nimmt er unsere Sünde weg, erklärt uns so gerecht, wie er selbst es ist, und legt uns das weiße Kleid der Gerechtigkeit an, das allein uns den. Zutritt in sein Reich gibt.

Gott nimmt uns alle Sünde weg. Es gibt nichts in unserem Leben, das er nicht für uns getragen hat. Wir sind rein in IHM! Was für ein Aufatmen, was für eine Befreiung … Alle Lieblosigkeit, alle unterlassene Liebe, alle Heuchelei, jede Lüge - alles ist abgewaschen durch das Blut Christi. Auch deine zukünftigen Sünden hat er getragen. Nichts und niemand kann dich aus seiner Hand reißen. Dieses Wissen befreit uns von der Furcht und befähigt uns zu einem Gott wohlgefälligen Leben.

Das Kreuz wäre allerdings bedeutungslos ohne das Osterereignis!

Und so schlagen wir heute - mitten in der Passionszeit - schon den Bogen zu Ostern. Am Vorabend des 4. Sonntags in der Passionszeit, Lätare, der auch den Namen "Klein-Ostern" trägt, ist das durchaus angemessen … Wann, wenn nicht da?

Die wunderbarste und bedeutungsvollste Nachricht, die je ein Mensch gehört hat, ist wohl die Nachricht des Engels, als die Frauen am leeren Grab standen: "Er ist nicht hier, er ist auferstanden!" (Matthäus 28,6).

An Ostern hat unsere Zukunft begonnen! Die Gewissheit, dass niemand und nichts uns scheiden kann von der Liebe Gottes, gibt uns Sicherheit, Mut und Halt, selbst wenn es ans Sterben geht. Im Buch der Offenbarung (14,13) steht: "Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, spricht der Geist, sie sollen ruhen von ihrer Mühsal; denn ihre Werke folgen ihnen nach."

Das heißt nichts anderes, als dass unsere Gegenwart und unsere Zukunft gesichert sind. Darum, lasst uns festhalten an der Osterfreude und bekennen: Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!

Die Kirchengemeinde Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!