Themenpredigt: "Das steht mir doch zu
"
Es gilt das gesprochene Wort!
Kläger 1: Der Angeklagte hat mein Recht
als Schüler auf gerechte Lehrer nicht erfüllt, immer wieder werde
ich ungerecht benotet. Das Zusammenleben mit den anderen Schülern nervt
auch oft, und der Angeklagte ändert nichts daran.
Kläger 2: Der Angeklagte hat mein Recht
auf Selbstverwirklichung und Anerkennung meiner Fähigkeiten nicht erfüllt.
Ich fühle mich missverstanden und von den Menschen und dem Angeklagten
alleingelassen.
Kläger 3: Der Angeklagte hat mein Recht
auf Gesundheit nicht erfüllt. Trotz gesunder Ernährung und bewusstem
Lebensstil hat mich der Angeklagte nicht vor dieser schweren Krankheit verschont.
Kläger 4: Der Angeklagte hat mein Recht
auf einen sicheren Arbeitsplatz nicht erfüllt. Trotz intensiver Suche
habe ich lange keine Arbeit gefunden und der jetzige Platz ist auch unsicher.
Kläger 5: Der Angeklagte hat mein Recht
auf ein friedliches Familienleben nicht erfüllt. Es ist oft schwierig
und spannungsbeladen. Der Angeklagte ändert diese Situationen nicht.
Hinter all diesen Anklagen steht die
Einstellung, dass wir auf all diese Dinge ein -Recht haben. "Das steht mir doch
zu
" Wir sind es gewohnt, auf unsere Rechte zu pochen. Jede Gruppe, ob groß
oder klein, fordert ihre Rechte. Ich kann ein Recht allerdings nur dann einfordern,
wenn mir dieses Recht auch tatsächlich zusteht. Das heißt, ein Recht ist
nur dann ein Recht, wenn es mir von jemandem gegeben wurde. Wenn ich zum Beispiel ein
Auto kaufe und vom Verkäufer ein Jahr Garantie zugesprochen bekomme, kann ich
dieses Recht einfordern, wenn das Auto nach drei Monaten kaputtgeht. Das kann ich aber
nach drei Jahren nicht mehr tun, denn zu diesem Zeitpunkt steht mir dieses Recht nicht
mehr zu. Wir Menschen fordern von Gott immer wieder "Rechte", die er uns
nie zugesprochen hat, und wenden uns enttäuscht von Gott ab, wenn er uns gewisse
Dinge nicht gibt. Wir glauben, dass Gott uns gewisse Dinge schuldig ist, und reagieren
mit Zorn und Bitterkeit, wenn er sie uns nicht gibt bzw. wenn Gott uns gewisse Dinge
wegnimmt.
Erinnern wir uns an die Gerichtsverhandlung vorhin:
Der Schüler meint, ein Recht auf gerechte Lehrer zu haben - Das Recht auf Selbstbestimmung
und Anerkennung seiner Fähigkeiten - Das Recht auf Gesundheit - Das Recht auf
einen sicheren Arbeitsplatz - Das Recht auf ein friedliches Familienleben
Machen wir uns einige dieser so genannten "Rechte"
bewusst und sehen wir sie uns ein wenig genauer an. Wir werden dabei feststellen, dass
der "alte Mensch" (das heißt der unerlöste Mensch) krampfhaft
an diesen Rechten festhält, obwohl sie uns niemand jemals zugesprochen hat. Das
Maß, mit dem wir uns an diesen Rechten festhalten, ist das Maß, mit dem
wir uns am alten Leben festhalten. Und in dem Maß, wie wir bereit sind, diese
Rechte loszulassen, in dem Maß wird auch der neue Mensch in uns, Christus selbst,
zum Ausdruck kommen.
"Rechte", die wir beanspruchen
1. SELBSTVERWIRKLICHUNG UND FREIHEIT
Die meisten Menschen in unserer individualistischen
Gesellschaft glauben ein Recht darauf zu haben, sich selbst zu verwirklichen, ihre
eigenen Ziele zu erreichen, ein autonomes Leben zu führen. Das ist inzwischen
normales Gedankengut in unseren Köpfen und wird nicht mehr hinterfragt. Es spielt
dabei oftmals auch keine Rolle, ob meine Selbstverwirklichung auf Kosten anderer geht
oder nicht. Doch Freiheit ist keine Freiheit, wenn sie auf Kosten anderer geht! Aber,
ob ich mich nun auf Kosten anderer selbst verwirkliche oder auch nicht, ich habe eine
prinzipielle Anfrage: Wer hat uns jemals das Recht zur Selbstverwirklichung gegeben?
Wo steht es geschrieben? Die Antwort darauf ist: nirgends!
2. BEZIEHUNGEN
Wir glauben, auch ein Recht zu haben auf gute Beziehungen,
einen Partner fürs Leben, auf liebe Kinder, auf faire Arbeitskollegen und gute
Freunde, die uns verstehen. Der gütige Gott hat uns tatsächlich all diese
schönen Dinge gegeben, allerdings nicht als ein Recht, das wir einfordern könnten,
sondern als ein Geschenk, das wir annehmen dürfen. Ich bin ein reich beschenkter
Mensch mit vielen Vorrechten. Ich habe eine liebe Frau, vier gesunde Kinder. Ich habe
allen Grund, Gott jeden Tag für diese guten Beziehungen zu danken, in denen ich
stehen darf. Aber wenn Gott uns morgen ein Kind nimmt, indem es tödlich verunglückt,
so hat Gott kein Recht verletzt. Es wäre sicher sehr schwer, damit zurechtzukommen,
aber Gott hätte sich nicht schuldig gemacht. Als Hiob seine zehn Kinder in Unglücksfällen
verlor, bekannte er: "Der Herr
hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt!" (Hiob 1,21). Ein Vorrecht ist kein Recht, das ich beanspruchen
könnte, sondern ein Geschenk, das ich dankbar aus der Hand Gottes nehmen darf.
3. BESITZ
Wir glauben, auch ein Recht auf materielle Güter
zu haben, ob Haus oder Wohnung, Auto oder Motorrad, Stereoanlage oder Computer. Wenn
wir weniger besitzen als unser Nachbar, empfinden wir es als ungerecht, werden neidisch
und schließlich bitter Gott gegenüber, weil er uns das Recht auf diese materiellen
Güter nicht gewährt. Andererseits, wenn wir mehr besitzen als unser Nachbar,
werden wir leicht überheblich und argumentieren damit, dass wir ja schließlich
hart arbeiten und jeden Euro selbst verdient haben. Nun, Gott, unser Schöpfer,
sieht das etwas anders. Gott sagt:
"Sprich nicht in deinem Herzen: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat
mir dieses Vermögen verschafft! Sondern du sollst an den Herrn, deinen Gott, denken,
dass er es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen" (5. Mose 8,17+18).
Keiner von uns hat seine Hand oder seinen Verstand
selbst geschaffen. Wenn ich gesunde Hände und einen gesunden Verstand habe, dann
ist das nicht mein Verdienst, sondern ein Vorrecht und ein Geschenk, wofür wir
Gott jeden Tag danken können. Darum ist es so unpassend, sich selbst zu rühmen
und stolz zu werden, wenn man mehr Fähigkeiten oder Besitz hat als viele andere
Menschen. Diese Fähigkeiten sollten uns demütig machen vor einem großzügigen
Gott und uns dazu veranlassen, dem Schwächeren zu helfen. Ich persönlich
habe das Vorrecht, viele Dinge zu besitzen. Aber sollte ich davon etwas verlieren,
so hat Gott kein Recht verletzt.
4. KÖRPERLICHE GESUNDHEIT
Allgemein glauben wir auch, dass wir ein Anrecht haben
gesund, dynamisch und vital zu sein. Und wenn mir oder meinen Kindern etwas zustößt,
dann habe ich das Recht, zornig zu sein auf Gott und mich von ihm abzuwenden. Aber
meine Frage ist wiederum: Wo steht es geschrieben, dass wir ein Recht auf Gesundheit
haben? Ich habe es noch nirgends gefunden! Dennoch meinen viele, dass es Gottes Wille
ist, immer gesund, reich und glücklich zu sein. Versteht es bitte nicht falsch.
Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich mich guter Gesundheit erfreuen darf. Ich wünsche
mir auch, dass ich und meine Familie gesund bleiben dürfen und bin dankbar für
medizinische Hilfe, wenn wir sie benötigen. Aber wir haben kein Recht auf Gesundheit.
Und sollte Gott mir oder meiner Frau die Gesundheit nehmen, haben wir keinen Grund,
Gott anzuklagen. Er hat kein Recht verletzt.
5. GEISTIGE GESUNDHEIT UND GLEICHGEWICHT IM GEFÜHLSLEBEN
In diesem Bereich gibt es wahrscheinlich mehr zornige
und verbitterte Seelen als in allen anderen. Bei Verlust oder Beeinträchtigung
unserer geistigen oder seelischen Gesundheit oder des Gleichgewichts in unserem Gefühlsleben
suchen wir unser Leben lang nach einem Schuldigen, es entstehen Hass und Verachtung.
Wie oft haben wir den Satz gehört: "Wie konnte Gott das zulassen?" Ein
Teenager beschuldigt seine Eltern, dass sie ihn mit ihrer Erziehung zum Versager gemacht
hätten. Erwachsene sind bitter ihrem Chef gegenüber, weil er ihnen auf ihrem
Weg zur Selbstverwirklichung im Weg steht. Besonders tragisch sind die mentalen Folgeerscheinungen,
die durch Gewalt, Kindesmissbrauch, Alkohol-und Drogenkonsum entstehen. Das generelle
Leid in dieser Welt ist theologisch durch den Sündenfall erklärbar (dass
wir eben in einer gefallenen Welt und nicht mehr im Paradies leben), aber für
das Leid des Einzelnen gibt es keine wirklich gute Erklärung.
Der erste und notwendige Schritt, um im Leid froh werden
zu können, ob als Betroffener oder als Beobachter, ist aufzuhören, einen
Schuldigen zu suchen. Je mehr wir uns an diesem "Recht" der geistigen Gesundheit
festhalten, desto weiter entfernen wir uns vom Ziel auf Heilung und inneren Frieden.
Denn zum unverschuldeten Leid gesellen sich noch Selbstmitleid, Zorn und Bitterkeit.
Damit werden wir uns zunehmend von Menschen und von Gott entfernen und enden schließlich
in der Einsamkeit. Ich bin wiederum sehr dankbar, dass ich geistig gesund sein darf.
Aber sollte Gott mir oder einem meiner Lieben eine Einschränkung auferlegen, so
will ich mich daran erinnern, dass Gott kein Recht verletzt hat.
6. ANERKENNUNG UND VERSTÄNDNIS
Anerkennung und Verständnis sind sicher wichtige
Dinge in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir sollten aufmerksam sein, unseren
Nächsten ermutigen und ihm Verständnis entgegenbringen. Allerdings ist es
kein Recht, das wir einfordern könnten. Gerade unter Christen entsteht viel unnötige
Distanz und Bitterkeit, nur weil jemand nicht die Anerkennung und das Verständnis
bekam, wie er glaubt, dass es ihm zusteht. Dann hört man die enttäuschten
Worte: "Er hat sich nicht einmal bei mir bedankt!" oder "Niemand hier
versteht mich, niemand sieht, wie schlecht es mir geht!" Wir sollten anderen Menschen
stets Anerkennung schenken und Verständnis entgegenbringen, uns jedoch bewusst
machen, dass niemand ein Recht verletzt hat, wenn wir sie einmal nicht bekommen.
7. SICHERHEIT
Dieses Denken, dass wir ein Recht auf Sicherheit und
Bewahrung haben, ist geprägt von der Mentalität: Mir darf nichts zustoßen,
und wenn mir etwas passiert, muss ein Schuldiger gefunden werden. Obwohl wir wissen,
dass wir nie und nirgends ganz sicher sind, hat sich dieses Denken tief eingeprägt.
Natürlich sollten wir aus Fehlern lernen und selbstverständlich muss es bei
fahrlässigem Handeln Konsequenzen geben. Aber dieses falsche Sicherheitsdenken
nimmt Menschen die Selbstverantwortung und bindet Verantwortlichen die Hände.
Gott hat uns in seinem Wort zwar eine Gewissheit gegeben, aber er hat uns nirgends
Sicherheit versprochen. Das Leben auf dieser Erde ist nicht sicher. Und wenn uns etwas
Unerwartetes zustößt, dann mag es uns schwer treffen, aber Gott hat weder
ein Versprechen noch ein Recht gebrochen.
8. LEBEN AN SICH
Schließlich glauben wir auch, das Recht zu haben,
ein erfülltes Leben zu genießen.
Die meisten der bisher vorgetragenen Gedanken stammen
aus einem Buch von Hans Peter Royer,
der Direktor des Bibel- und Freizeitzentrums der Missionsgemeinschaft
der Fackelträger - "Tauernhof" - in Schladming war. Er schreibt:
"Wir erwarten, 90 Jahre
alt zu werden - mit Enkelkindern und Urenkeln auf unserem Schoß. Ich
persönlich wünsche mir das auch. Ich möchte gerne als alter,
gesunder Mann mit einem Stock in der Hand und einem Enkelkind auf dem Schoß
auf einer Bank am Fuße des Dachsteins sitzen, den Sonnenuntergang genießen
und mich auf die ewige Heimat freuen. Wer weiß - vielleicht erlebe ich
es ja tatsächlich. Aber sollte ich es nicht erleben, so hat Gott kein
Recht verletzt. Darum glaube ich auch nicht an einen vorzeitigen' oder
zu frühen' Tod. So schwer es für die Hinterbliebenen sein mag,
wenn ein Familienmitglied früh stirbt, so hat Gott doch die Freiheit,
uns dann heimzuholen, wann er es will."
Hans Peter Royer, der das sagte, starb
dieses Jahr am 17. August im Alter von 51 Jahren; er war beim Gleitschirmfliegen tödlich
verunglückt.
Die Liste unserer vermeintlichen "Rechte"
könnte man noch lange fortsetzen. Aber sie reicht vollkommen aus, um uns selbst
zu prüfen. Woran halte ich noch fest, was will ich nicht loslassen? Hier erkennen
wir ganz praktisch, ob wir bereit sind, unser altes Leben zu verlieren, damit wir das
neue Leben finden. Je mehr wir an diesen "Rechten" festhalten, desto weniger
ist Christus in der Lage, in uns zu wirken. Je mehr wir bereit sind loszulassen, desto
mehr gewinnt Christus an Gestalt in uns.
WAS SAGT DAS WORT GOTTES ZU DIESEN VERMEINTLICHEN RECHTEN?
Unsere vermeintlichen Rechte hat Jesus Christus durch
seinen Tod aufgekauft. Darum sollten wir IHM das Recht auf unser Leben übergeben
und sie seiner Herrschaft unterordnen. Wir können diese drei Punkte - aufgekauft,
übergeben und unterordnen - klar aus dem Wort Gottes ablesen. Weil Jesus am Kreuz
den vollen Preis für unser Leben bezahlte, hat er nun auch den vollen Anspruch
auf unser Leben. Das beinhaltet, dass wir all die Vorstellungen darüber, wie unser
Leben abzulaufen hat, all unsere Ansprüche an das Leben im Vertrauen auf seine
Liebe bei ihm abgeben. Der Herr Jesus spricht in dieser Beziehung eine klare Sprache,
wenn er sagt: "Wer Vater oder
Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter
mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer nicht sein Kreuz aufnimmt
und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer sein Leben findet, wird es verlieren,
und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden" (Matthäus 10, 37-39).
Wenn wir Gott unsere "Rechte" unterordnen,
kann er sie als Segen zurückgeben. Wenn Jesus sagt, dass wir unser Leben verlieren
müssen, um es zu gewinnen, dann will er uns nichts wegnehmen, sondern er will
uns beschenken. Leider sehen wir jene Dinge, mit denen Gott uns segnen will, zu oft
als Bedrohung an. Wir bekommen Angst vor Gott und verschließen uns seinem Wirken.
Aber Gott kann nur dann etwas Gutes in unsere Hand hineinlegen, wenn wir zuvor unsere
Hand öffnen.
DAS EINE RECHT, WELCHES GOTT UNS GEGEBEN HAT
Glücklicherweise sind wir jedoch keine "rechtlosen
Menschen", denn Gott hat uns in seinem Wort ein Recht zugesprochen. Es ist das
vornehmste Recht der Menschheit überhaupt und es ist ein Recht, das uns nichts
und niemand jemals wegnehmen kann. Gott selbst hat es uns verheißen! Und weil
Gott selber uns dieses Recht gegeben hat, dürfen wir es von ihm fordern, ohne
dabei hochmütig zu sein. Was geschieht, wenn man sich so mit "Haut und Haar"
auf Gott einlässt? Nun, ich weiß es nicht, denn ich bin nicht Gott. Versuche
es nicht, sondern tu es!
Im Johannes-Evangelium haben wir den traurigsten und
den erbaulichsten Vers der ganzen Bibel in einem Satz formuliert: "Er [Jesus
Christus] kam in das Seine, und die
Seinen nahmen ihn nicht auf" (Johannes 1,11). "Wie viele ihn aber aufnahmen,
denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben"
(Johannes 1,12). Jesus Christus kam in das Seine,
zu den Menschen, die er geschaffen hat. Aber sie haben ihn nicht erkannt und schließlich
gekreuzigt. Aber für alle, die an ihn glauben, für jeden, der sich an ihn
wendet, hat Jesus dieses einzigartige Versprechen: "Ich gebe dir das Recht, mein
Kind zu sein!" Dieses Recht steht jedem zu, der sich im Glauben an Jesus wendet.
Es steht uns nicht deshalb zu, weil wir besonders gut oder nett wären, sondern
weil Gott selbst uns dieses Recht zugesprochen hat. Und Gottes Wort kann nicht gebrochen
werden (Johannes 10,35).
Ist das nicht eine fantastische Zusage? Welches andere
Recht dieser ganzen Welt könnte diesem Recht das Wasser reichen? Dieses Recht
gibt uns eine Hoffnung und Gewissheit, welche diese Welt nicht kennt. Und mit diesem
Recht, Gottes Kind sein zu dürfen, ist das Recht auf die Ewigkeit bei Gott verbunden.
Der Liederdichter Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) bringt diesen Ausblick auf die Ewigkeit in seinem Lied "Wie
groß ist des Allmächt'gen Güte" (EG 609,3) sehr schön zum
Ausdruck:
"Schau, o mein Geist,
in jenes Leben,
zu welchem du erschaffen bist,
wo du mit Herrlichkeit umgeben,
Gott ewig sehn wirst, wie er ist.
Du hast ein Recht zu diesen Freuden,
durch Gottes Güte sind sie dein.
Sieh, darum musste Christus leiden,
damit du könntest selig sein."
Ich möchte diese Gewissheit mit
der folgenden Geschichte aus Schottland unterstreichen.
DAS ALTE NANNERL
Eine alte Frau, bekannt als das "alte
Nannerl", lebte alleine in einer Hütte in Schottland. Sie war arm
und an das Bett gebunden, jedoch war sie sehr reich im Glauben. Ein junger
Pfarrer besuchte diese alte Frau regelmäßig, mehr zu seinem eigenen
Vorteil als zu ihrem Trost, denn er konnte viel von ihr lernen. Einmal nahm
er sich vor, den Glauben der alten Frau zu prüfen und fragte sie: "Nannerl,
nehmen wir einmal an, dass dich Gott trotz all deiner Gebete und Vertrauen
letztlich doch nicht bei sich im Himmel aufnimmt, was dann?" Die alte
Frau stützte sich auf ihren Ellbogen, schaute dem jungen Pfarrer in die
Augen und sagte: "Du bist offensichtlich noch nicht allzu weit gekommen
in deinem Glaubensleben! Warum sollte Gott mich verstoßen? Wenn Gott
mich verstoßen würde, dann wäre er selbst der größte
Verlierer. Ich würde zwar meine Seele verlieren, das stimmt, aber Gott
würde seinen Charakter verlieren! Denn Gott weiß, dass ich meine
Seele und meine ganzen Hoffnungen alleine auf seine Versprechen gebaut habe.
Und sollten diese gebrochen werden, dann würde wohl das ganze Universum
vergehen, denn dann wäre Gott ein Lügner."
Einen solch tragenden Glauben kann jeder Mensch genießen,
der sein altes Leben Christus übergeben hat, um danach das Leben aus Gott zu empfangen.
Die Kirchengemeinde
Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!
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