68. "Leben live"-Gottesdienst, 16. November 2013
Der Gottesdienst wurde vorbereitet vom Gottesdienstteam. Die Predigt hielt Pfarrer Thomas Lorenz.

Die verwendeten Bibeltexte sind - soweit nicht anders angegeben - mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984,
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung.
© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart.
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Themenpredigt: "Das steht mir doch zu …"

Es gilt das gesprochene Wort!



Kläger 1: Der Angeklagte hat mein Recht als Schüler auf gerechte Lehrer nicht erfüllt, immer wieder werde ich ungerecht benotet. Das Zusammenleben mit den anderen Schülern nervt auch oft, und der Angeklagte ändert nichts daran.

Kläger 2: Der Angeklagte hat mein Recht auf Selbstverwirklichung und Anerkennung meiner Fähigkeiten nicht erfüllt. Ich fühle mich missverstanden und von den Menschen und dem Angeklagten alleingelassen.

Kläger 3: Der Angeklagte hat mein Recht auf Gesundheit nicht erfüllt. Trotz gesunder Ernährung und bewusstem Lebensstil hat mich der Angeklagte nicht vor dieser schweren Krankheit verschont.

Kläger 4: Der Angeklagte hat mein Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz nicht erfüllt. Trotz intensiver Suche habe ich lange keine Arbeit gefunden und der jetzige Platz ist auch unsicher.

Kläger 5: Der Angeklagte hat mein Recht auf ein friedliches Familienleben nicht erfüllt. Es ist oft schwierig und spannungsbeladen. Der Angeklagte ändert diese Situationen nicht.

Hinter all diesen Anklagen steht die Einstellung, dass wir auf all diese Dinge ein -Recht haben. "Das steht mir doch zu …" Wir sind es gewohnt, auf unsere Rechte zu pochen. Jede Gruppe, ob groß oder klein, fordert ihre Rechte. Ich kann ein Recht allerdings nur dann einfordern, wenn mir dieses Recht auch tatsächlich zusteht. Das heißt, ein Recht ist nur dann ein Recht, wenn es mir von jemandem gegeben wurde. Wenn ich zum Beispiel ein Auto kaufe und vom Verkäufer ein Jahr Garantie zugesprochen bekomme, kann ich dieses Recht einfordern, wenn das Auto nach drei Monaten kaputtgeht. Das kann ich aber nach drei Jahren nicht mehr tun, denn zu diesem Zeitpunkt steht mir dieses Recht nicht mehr zu. Wir Menschen fordern von Gott immer wieder "Rechte", die er uns nie zugesprochen hat, und wenden uns enttäuscht von Gott ab, wenn er uns gewisse Dinge nicht gibt. Wir glauben, dass Gott uns gewisse Dinge schuldig ist, und reagieren mit Zorn und Bitterkeit, wenn er sie uns nicht gibt bzw. wenn Gott uns gewisse Dinge wegnimmt.

Erinnern wir uns an die Gerichtsverhandlung vorhin: Der Schüler meint, ein Recht auf gerechte Lehrer zu haben - Das Recht auf Selbstbestimmung und Anerkennung seiner Fähigkeiten - Das Recht auf Gesundheit - Das Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz - Das Recht auf ein friedliches Familienleben …

Machen wir uns einige dieser so genannten "Rechte" bewusst und sehen wir sie uns ein wenig genauer an. Wir werden dabei feststellen, dass der "alte Mensch" (das heißt der unerlöste Mensch) krampfhaft an diesen Rechten festhält, obwohl sie uns niemand jemals zugesprochen hat. Das Maß, mit dem wir uns an diesen Rechten festhalten, ist das Maß, mit dem wir uns am alten Leben festhalten. Und in dem Maß, wie wir bereit sind, diese Rechte loszulassen, in dem Maß wird auch der neue Mensch in uns, Christus selbst, zum Ausdruck kommen.

"Rechte", die wir beanspruchen


1. SELBSTVERWIRKLICHUNG UND FREIHEIT

Die meisten Menschen in unserer individualistischen Gesellschaft glauben ein Recht darauf zu haben, sich selbst zu verwirklichen, ihre eigenen Ziele zu erreichen, ein autonomes Leben zu führen. Das ist inzwischen normales Gedankengut in unseren Köpfen und wird nicht mehr hinterfragt. Es spielt dabei oftmals auch keine Rolle, ob meine Selbstverwirklichung auf Kosten anderer geht oder nicht. Doch Freiheit ist keine Freiheit, wenn sie auf Kosten anderer geht! Aber, ob ich mich nun auf Kosten anderer selbst verwirkliche oder auch nicht, ich habe eine prinzipielle Anfrage: Wer hat uns jemals das Recht zur Selbstverwirklichung gegeben? Wo steht es geschrieben? Die Antwort darauf ist: nirgends!

2. BEZIEHUNGEN

Wir glauben, auch ein Recht zu haben auf gute Beziehungen, einen Partner fürs Leben, auf liebe Kinder, auf faire Arbeitskollegen und gute Freunde, die uns verstehen. Der gütige Gott hat uns tatsächlich all diese schönen Dinge gegeben, allerdings nicht als ein Recht, das wir einfordern könnten, sondern als ein Geschenk, das wir annehmen dürfen. Ich bin ein reich beschenkter Mensch mit vielen Vorrechten. Ich habe eine liebe Frau, vier gesunde Kinder. Ich habe allen Grund, Gott jeden Tag für diese guten Beziehungen zu danken, in denen ich stehen darf. Aber wenn Gott uns morgen ein Kind nimmt, indem es tödlich verunglückt, so hat Gott kein Recht verletzt. Es wäre sicher sehr schwer, damit zurechtzukommen, aber Gott hätte sich nicht schuldig gemacht. Als Hiob seine zehn Kinder in Unglücksfällen verlor, bekannte er: "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt!" (Hiob 1,21). Ein Vorrecht ist kein Recht, das ich beanspruchen könnte, sondern ein Geschenk, das ich dankbar aus der Hand Gottes nehmen darf.

3. BESITZ

Wir glauben, auch ein Recht auf materielle Güter zu haben, ob Haus oder Wohnung, Auto oder Motorrad, Stereoanlage oder Computer. Wenn wir weniger besitzen als unser Nachbar, empfinden wir es als ungerecht, werden neidisch und schließlich bitter Gott gegenüber, weil er uns das Recht auf diese materiellen Güter nicht gewährt. Andererseits, wenn wir mehr besitzen als unser Nachbar, werden wir leicht überheblich und argumentieren damit, dass wir ja schließlich hart arbeiten und jeden Euro selbst verdient haben. Nun, Gott, unser Schöpfer, sieht das etwas anders. Gott sagt: "Sprich nicht in deinem Herzen: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen verschafft! Sondern du sollst an den Herrn, deinen Gott, denken, dass er es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen" (5. Mose 8,17+18).

Keiner von uns hat seine Hand oder seinen Verstand selbst geschaffen. Wenn ich gesunde Hände und einen gesunden Verstand habe, dann ist das nicht mein Verdienst, sondern ein Vorrecht und ein Geschenk, wofür wir Gott jeden Tag danken können. Darum ist es so unpassend, sich selbst zu rühmen und stolz zu werden, wenn man mehr Fähigkeiten oder Besitz hat als viele andere Menschen. Diese Fähigkeiten sollten uns demütig machen vor einem großzügigen Gott und uns dazu veranlassen, dem Schwächeren zu helfen. Ich persönlich habe das Vorrecht, viele Dinge zu besitzen. Aber sollte ich davon etwas verlieren, so hat Gott kein Recht verletzt.

4. KÖRPERLICHE GESUNDHEIT

Allgemein glauben wir auch, dass wir ein Anrecht haben gesund, dynamisch und vital zu sein. Und wenn mir oder meinen Kindern etwas zustößt, dann habe ich das Recht, zornig zu sein auf Gott und mich von ihm abzuwenden. Aber meine Frage ist wiederum: Wo steht es geschrieben, dass wir ein Recht auf Gesundheit haben? Ich habe es noch nirgends gefunden! Dennoch meinen viele, dass es Gottes Wille ist, immer gesund, reich und glücklich zu sein. Versteht es bitte nicht falsch. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich mich guter Gesundheit erfreuen darf. Ich wünsche mir auch, dass ich und meine Familie gesund bleiben dürfen und bin dankbar für medizinische Hilfe, wenn wir sie benötigen. Aber wir haben kein Recht auf Gesundheit. Und sollte Gott mir oder meiner Frau die Gesundheit nehmen, haben wir keinen Grund, Gott anzuklagen. Er hat kein Recht verletzt.

5. GEISTIGE GESUNDHEIT UND GLEICHGEWICHT IM GEFÜHLSLEBEN

In diesem Bereich gibt es wahrscheinlich mehr zornige und verbitterte Seelen als in allen anderen. Bei Verlust oder Beeinträchtigung unserer geistigen oder seelischen Gesundheit oder des Gleichgewichts in unserem Gefühlsleben suchen wir unser Leben lang nach einem Schuldigen, es entstehen Hass und Verachtung. Wie oft haben wir den Satz gehört: "Wie konnte Gott das zulassen?" Ein Teenager beschuldigt seine Eltern, dass sie ihn mit ihrer Erziehung zum Versager gemacht hätten. Erwachsene sind bitter ihrem Chef gegenüber, weil er ihnen auf ihrem Weg zur Selbstverwirklichung im Weg steht. Besonders tragisch sind die mentalen Folgeerscheinungen, die durch Gewalt, Kindesmissbrauch, Alkohol-und Drogenkonsum entstehen. Das generelle Leid in dieser Welt ist theologisch durch den Sündenfall erklärbar (dass wir eben in einer gefallenen Welt und nicht mehr im Paradies leben), aber für das Leid des Einzelnen gibt es keine wirklich gute Erklärung.

Der erste und notwendige Schritt, um im Leid froh werden zu können, ob als Betroffener oder als Beobachter, ist aufzuhören, einen Schuldigen zu suchen. Je mehr wir uns an diesem "Recht" der geistigen Gesundheit festhalten, desto weiter entfernen wir uns vom Ziel auf Heilung und inneren Frieden. Denn zum unverschuldeten Leid gesellen sich noch Selbstmitleid, Zorn und Bitterkeit. Damit werden wir uns zunehmend von Menschen und von Gott entfernen und enden schließlich in der Einsamkeit. Ich bin wiederum sehr dankbar, dass ich geistig gesund sein darf. Aber sollte Gott mir oder einem meiner Lieben eine Einschränkung auferlegen, so will ich mich daran erinnern, dass Gott kein Recht verletzt hat.

6. ANERKENNUNG UND VERSTÄNDNIS

Anerkennung und Verständnis sind sicher wichtige Dinge in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir sollten aufmerksam sein, unseren Nächsten ermutigen und ihm Verständnis entgegenbringen. Allerdings ist es kein Recht, das wir einfordern könnten. Gerade unter Christen entsteht viel unnötige Distanz und Bitterkeit, nur weil jemand nicht die Anerkennung und das Verständnis bekam, wie er glaubt, dass es ihm zusteht. Dann hört man die enttäuschten Worte: "Er hat sich nicht einmal bei mir bedankt!" oder "Niemand hier versteht mich, niemand sieht, wie schlecht es mir geht!" Wir sollten anderen Menschen stets Anerkennung schenken und Verständnis entgegenbringen, uns jedoch bewusst machen, dass niemand ein Recht verletzt hat, wenn wir sie einmal nicht bekommen.

7. SICHERHEIT

Dieses Denken, dass wir ein Recht auf Sicherheit und Bewahrung haben, ist geprägt von der Mentalität: Mir darf nichts zustoßen, und wenn mir etwas passiert, muss ein Schuldiger gefunden werden. Obwohl wir wissen, dass wir nie und nirgends ganz sicher sind, hat sich dieses Denken tief eingeprägt. Natürlich sollten wir aus Fehlern lernen und selbstverständlich muss es bei fahrlässigem Handeln Konsequenzen geben. Aber dieses falsche Sicherheitsdenken nimmt Menschen die Selbstverantwortung und bindet Verantwortlichen die Hände. Gott hat uns in seinem Wort zwar eine Gewissheit gegeben, aber er hat uns nirgends Sicherheit versprochen. Das Leben auf dieser Erde ist nicht sicher. Und wenn uns etwas Unerwartetes zustößt, dann mag es uns schwer treffen, aber Gott hat weder ein Versprechen noch ein Recht gebrochen.

8. LEBEN AN SICH

Schließlich glauben wir auch, das Recht zu haben, ein erfülltes Leben zu genießen.

Die meisten der bisher vorgetragenen Gedanken stammen aus einem Buch von Hans Peter Royer, der Direktor des Bibel- und Freizeitzentrums der Missionsgemeinschaft der Fackelträger - "Tauernhof" - in Schladming war. Er schreibt:

"Wir erwarten, 90 Jahre alt zu werden - mit Enkelkindern und Urenkeln auf unserem Schoß. Ich persönlich wünsche mir das auch. Ich möchte gerne als alter, gesunder Mann mit einem Stock in der Hand und einem Enkelkind auf dem Schoß auf einer Bank am Fuße des Dachsteins sitzen, den Sonnenuntergang genießen und mich auf die ewige Heimat freuen. Wer weiß - vielleicht erlebe ich es ja tatsächlich. Aber sollte ich es nicht erleben, so hat Gott kein Recht verletzt. Darum glaube ich auch nicht an einen ‚vorzeitigen' oder ‚zu frühen' Tod. So schwer es für die Hinterbliebenen sein mag, wenn ein Familienmitglied früh stirbt, so hat Gott doch die Freiheit, uns dann heimzuholen, wann er es will."

Hans Peter Royer, der das sagte, starb dieses Jahr am 17. August im Alter von 51 Jahren; er war beim Gleitschirmfliegen tödlich verunglückt.

Die Liste unserer vermeintlichen "Rechte" könnte man noch lange fortsetzen. Aber sie reicht vollkommen aus, um uns selbst zu prüfen. Woran halte ich noch fest, was will ich nicht loslassen? Hier erkennen wir ganz praktisch, ob wir bereit sind, unser altes Leben zu verlieren, damit wir das neue Leben finden. Je mehr wir an diesen "Rechten" festhalten, desto weniger ist Christus in der Lage, in uns zu wirken. Je mehr wir bereit sind loszulassen, desto mehr gewinnt Christus an Gestalt in uns.

WAS SAGT DAS WORT GOTTES ZU DIESEN VERMEINTLICHEN RECHTEN?

Unsere vermeintlichen Rechte hat Jesus Christus durch seinen Tod aufgekauft. Darum sollten wir IHM das Recht auf unser Leben übergeben und sie seiner Herrschaft unterordnen. Wir können diese drei Punkte - aufgekauft, übergeben und unterordnen - klar aus dem Wort Gottes ablesen. Weil Jesus am Kreuz den vollen Preis für unser Leben bezahlte, hat er nun auch den vollen Anspruch auf unser Leben. Das beinhaltet, dass wir all die Vorstellungen darüber, wie unser Leben abzulaufen hat, all unsere Ansprüche an das Leben im Vertrauen auf seine Liebe bei ihm abgeben. Der Herr Jesus spricht in dieser Beziehung eine klare Sprache, wenn er sagt: "Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden" (Matthäus 10, 37-39).

Wenn wir Gott unsere "Rechte" unterordnen, kann er sie als Segen zurückgeben. Wenn Jesus sagt, dass wir unser Leben verlieren müssen, um es zu gewinnen, dann will er uns nichts wegnehmen, sondern er will uns beschenken. Leider sehen wir jene Dinge, mit denen Gott uns segnen will, zu oft als Bedrohung an. Wir bekommen Angst vor Gott und verschließen uns seinem Wirken. Aber Gott kann nur dann etwas Gutes in unsere Hand hineinlegen, wenn wir zuvor unsere Hand öffnen.

DAS EINE RECHT, WELCHES GOTT UNS GEGEBEN HAT

Glücklicherweise sind wir jedoch keine "rechtlosen Menschen", denn Gott hat uns in seinem Wort ein Recht zugesprochen. Es ist das vornehmste Recht der Menschheit überhaupt und es ist ein Recht, das uns nichts und niemand jemals wegnehmen kann. Gott selbst hat es uns verheißen! Und weil Gott selber uns dieses Recht gegeben hat, dürfen wir es von ihm fordern, ohne dabei hochmütig zu sein. Was geschieht, wenn man sich so mit "Haut und Haar" auf Gott einlässt? Nun, ich weiß es nicht, denn ich bin nicht Gott. Versuche es nicht, sondern tu es!

Im Johannes-Evangelium haben wir den traurigsten und den erbaulichsten Vers der ganzen Bibel in einem Satz formuliert: "Er [Jesus Christus] kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht auf" (Johannes 1,11). "Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben" (Johannes 1,12). Jesus Christus kam in das Seine, zu den Menschen, die er geschaffen hat. Aber sie haben ihn nicht erkannt und schließlich gekreuzigt. Aber für alle, die an ihn glauben, für jeden, der sich an ihn wendet, hat Jesus dieses einzigartige Versprechen: "Ich gebe dir das Recht, mein Kind zu sein!" Dieses Recht steht jedem zu, der sich im Glauben an Jesus wendet. Es steht uns nicht deshalb zu, weil wir besonders gut oder nett wären, sondern weil Gott selbst uns dieses Recht zugesprochen hat. Und Gottes Wort kann nicht gebrochen werden (Johannes 10,35).

Ist das nicht eine fantastische Zusage? Welches andere Recht dieser ganzen Welt könnte diesem Recht das Wasser reichen? Dieses Recht gibt uns eine Hoffnung und Gewissheit, welche diese Welt nicht kennt. Und mit diesem Recht, Gottes Kind sein zu dürfen, ist das Recht auf die Ewigkeit bei Gott verbunden.

Der Liederdichter Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) bringt diesen Ausblick auf die Ewigkeit in seinem Lied "Wie groß ist des Allmächt'gen Güte" (EG 609,3) sehr schön zum Ausdruck:

"Schau, o mein Geist, in jenes Leben,
zu welchem du erschaffen bist,
wo du mit Herrlichkeit umgeben,
Gott ewig sehn wirst, wie er ist.
Du hast ein Recht zu diesen Freuden,
durch Gottes Güte sind sie dein.
Sieh, darum musste Christus leiden,
damit du könntest selig sein."

Ich möchte diese Gewissheit mit der folgenden Geschichte aus Schottland unterstreichen.

DAS ALTE NANNERL


Eine alte Frau, bekannt als das "alte Nannerl", lebte alleine in einer Hütte in Schottland. Sie war arm und an das Bett gebunden, jedoch war sie sehr reich im Glauben. Ein junger Pfarrer besuchte diese alte Frau regelmäßig, mehr zu seinem eigenen Vorteil als zu ihrem Trost, denn er konnte viel von ihr lernen. Einmal nahm er sich vor, den Glauben der alten Frau zu prüfen und fragte sie: "Nannerl, nehmen wir einmal an, dass dich Gott trotz all deiner Gebete und Vertrauen letztlich doch nicht bei sich im Himmel aufnimmt, was dann?" Die alte Frau stützte sich auf ihren Ellbogen, schaute dem jungen Pfarrer in die Augen und sagte: "Du bist offensichtlich noch nicht allzu weit gekommen in deinem Glaubensleben! Warum sollte Gott mich verstoßen? Wenn Gott mich verstoßen würde, dann wäre er selbst der größte Verlierer. Ich würde zwar meine Seele verlieren, das stimmt, aber Gott würde seinen Charakter verlieren! Denn Gott weiß, dass ich meine Seele und meine ganzen Hoffnungen alleine auf seine Versprechen gebaut habe. Und sollten diese gebrochen werden, dann würde wohl das ganze Universum vergehen, denn dann wäre Gott ein Lügner."


Einen solch tragenden Glauben kann jeder Mensch genießen, der sein altes Leben Christus übergeben hat, um danach das Leben aus Gott zu empfangen.

Die Kirchengemeinde Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!