64. "Leben live"-Gottesdienst, 16. März 2013
Der Gottesdienst wurde vorbereitet vom Gottesdienstteam. Die Predigt hielt Pfarrer Thomas Lorenz.

Die verwendeten Bibeltexte sind - soweit nicht anders angegeben - mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984,
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung.
© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart.
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Themenpredigt: "Macht der Gewohnheit"

Es gilt das gesprochene Wort!



"Ich lasse mir doch von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wann ich ins Bett zu gehen habe." - Ja, das ist die Macht der Gewohnheit. Wenn man jeden Abend so verbringt, dann kann nicht einmal ein kaputter Fernseher diese Gewohnheit durchbrechen, am Abend vor der Glotze zu sitzen. Ob das schon einmal ernsthaft passiert ist - ich kann es mir nur schwer vorstellen. Das hat Loriot schon in seinem Sketch "Fernsehabend" schon ein wenig überspitzt dargestellt. Aber im Grunde genommen hat er Recht.

Wollen wir uns noch ein paar Dinge vor Augen führen, wo die "Macht der Gewohnheit" in unserem Alltag eine Rolle spielt.

< kurze Beispiele für die "Macht der Gewohnheit" im Alltag >

Unser Leben ist durch und durch von Gewohnheiten geprägt - etwa 80 Prozent sind es bei den meisten Menschen.

Wer regelmäßig den "Leben live"-Gottesdienst besucht, dem wird aufgefallen sein: Es gab heute keine Begrüßung, kein Händeschütteln am Eingang. Ein Segen und ein Vaterunser am Anfang eines Gottesdienstes ebenso wie ein traditioneller Schlusschoral, "Nun danket alle Gott" (wie wir ihn vom Erntedankfest, von der Kirchweih, von Silvester her kennen), - all das erscheint uns fremd - "Macht der Gewohnheit" eben.

Zunächst einmal gilt es festzuhalten - und das haben ja schon die Beispiele deutlich gemacht -, dass "Macht der Gewohnheit" erst einmal ein ganz neutraler Begriff ohne jede Wertung ist. "Macht der Gewohnheit" ist an sich weder etwas Gutes, noch etwas Schlechtes. Erst der "Inhalt" entscheidet darüber, wie etwas zu bewerten und einzuordnen ist. Also die Frage: Um welche Gewohnheit handelt es sich?

Im Grunde genommen gibt es nur gute Gewohnheiten oder schlechte Gewohnheiten. "Neutrale" Gewohnheiten gibt es eigentlich nicht; denn jede Gewohnheit wirkt sich entweder positiv oder negativ auf mein Leben aus. Und so sind scheinbar "neutrale Gewohnheiten" wie etwa zur Arbeit gehen, Brotzeit machen … letztendlich doch entweder positiv oder negativ. Es kann höchstens sein, dass man nicht sofort weiß, ob eine Gewohnheit gut oder schlecht ist.

Auch gute Gewohnheiten darf man sich bei Gelegenheit durchaus einmal bewusst machen. Dazu gehören ganz banale Gewohnheiten wie das Zähneputzen und die regelmäßige Körperpflege, feste Essenszeiten. Aber auch Gewohnheiten des Glaubens: Wenn du zu Hause vor dem Essen betest, dann ist das eine gute Gewohnheit. Genauso, wenn du dir Zeit nimmst, um in der Bibel zu lesen. Wenn du beim "Gebetläuten" innehältst, um ein Gebet zu sprechen, dann ist das eine gute Gewohnheit. Oder wenn du es nicht Nacht werden lässt, bevor du dich mit deinem Nächsten versöhnst, dann ist das eine gute Gewohnheit ...


< Zeit zum Nachdenken über gute Gewohnheiten >

Ja, und dann die schlechte Gewohnheiten; da gibt es natürlich auch viele. Oft denken wir sofort an sie und merken gar nicht mehr den Schatz an guten Gewohnheiten, den es auch bei jedem von uns gibt. Die schlechten Gewohnheiten sind bei jedem andere. Deshalb verzichte ich jetzt auf Beispiele. Schlechte Gewohnheiten haben sich oft eingefahren. Ganz wörtlich: Wenn ein Weg eingefahren ist, dann kommt man mit dem Fahrrad nicht mehr heraus aus dieser Spur.


< Zeit zum Nachdenken über schlechte Gewohnheiten >

Gehen wir einmal diesem geheimnisvollen Wort "Gewohnheit" ein wenig auf den Grund.

In Deutschland gibt es ein Recht, das man sogar einklagen kann: Gewohnheitsrecht. "Gewohnheitsrecht ist ungeschriebenes Recht, das aufgrund langer tatsächlicher Übung und durch allgemeine Anerkennung seiner Verbindlichkeit entstanden ist."

Warum? Was über einen längeren Zeitraum so gehandhabt worden ist, hat sich etabliert - Es ist zur Gewohnheit geworden. - Es ist eine Wertevorstellung geworden!

Für Christen kann niemals Maßstab sein, was alle tun. Christen sollten immer nach dem fragen, was Gottes Wort sagt. Gott gab uns sein Wort!

Wir alle brauchen Gewohnheiten, die im Einklang mit Gottes Wort stehen.

Gewohnheiten haben einen hohen Stellenwert in unserem persönlichen Leben.

Es geht um regelmäßige Handlungen an die wir uns gewöhnt haben. Handlungen, die wir nicht ständig neu entscheiden, sondern Handlungen die wir so eingeübt haben, dass sie uns in Fleisch und Blut übergegangen sind. Das Rad muss eben nicht jedes Mal neu erfunden werden.

Es lohnt sich, darüber nachzudenken was unsere Gewohnheiten sind, denn …

Sie bestimmen unser Leben. Sie bestimmen unser Schicksal. Sie entscheiden über unsere Ergebnisse im Leben.

Gewohnheiten im Einklang mit Gottes Wort führen zu guten Ergebnissen. Gewohnheiten im Widerspruch zu Gottes Wort führen zu schlechten Ergebnissen.

Wofür haben wir uns entschieden?

Unser Leben hat ein Bild, ob wir es wollen oder nicht! Es ist so etwas wie unsere persönliche Visitenkarte.

Welche Gewohnheiten dominieren unser Leben?

Matthäus 7, 15 ff. Jesus sagt: "Seht euch vor, vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen."

An unseren Früchten kann man unsere Gewohnheiten erkennen.

Gewohnheiten im Einklang mit Gottes Wort können nur gute Früchte bringen. Gewohnheiten im Widerspruch zu Gottes Wort können nur schlechte Früchte bringen.

Wir müssen eine Entscheidung treffen:

Glaube an / Liebe zu Gott? Oder: Glaube an / Liebe Dich selbst?
Liebe deinen Nächsten? Oder: Egoismus?
Vergebung? Oder: Rache?
Ehrlichkeit? Oder: Lüge?
Zuverlässigkeit? Oder: Unzuverlässigkeit?
Persönliche Beziehung zu Jesus? Oder: oberflächliche "Religion"

Jesus ist auch in dieser Hinsicht unser Vorbild: Er und seine göttlichen Gewohnheiten.

Keine Entscheidung nach dem Lustprinzip.

Er fragte nicht spontan am Morgen: Was machen wir denn heute? Er musste auch nicht immer den Heiligen Geist fragen. Er tat vieles aus Gewohnheit.

Das Gute an guten Gewohnheiten ist, dass sie uns vor dem elenden Lustprinzip bewahren, bei der unsere Entscheidung, etwas zu tun oder zu lassen, immer erst durch den unsäglichen Filter muss: Habe ich heute Lust? Habe ich dazu Lust? … Und wenn ich keine Lust habe, dann lasse ich's eben.

Lukas 4, 16: Jesus "kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf und wollte lesen."

Jesus ging nach seiner Gewohnheit in den Gottesdienst.

Es war ihm sehr wichtig - Priorität - Gewohnheit!

Lukas 22, 39: "Und er ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg."

Es folgten ihm aber auch die Jünger.

Gewohnheit zum Gebet - Ölberg
Jesus ist unser Vorbild und seine göttlichen Gewohnheiten!

Markus 10, 1: "Und abermals lief das Volk in Scharen bei ihm zusammen, und wie es seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals."

Göttliche Gewohnheit: andere zu lehren

Weitergabe der Lehre Gottes

Das waren seine göttlichen Gewohnheiten!

Seine göttlichen Gewohnheiten waren der Rahmen. Der heilige Geist füllte den Inhalt individuell, aber der Rahmen war immer der gleiche!

Beispiel Heilungen: "Sprich nur ein Wort" - Brei aus Sand und Spucke - Ein Blinder wurde sehend.

Der Rahmen (Ziel und Ergebnis) war immer der gleiche! Das war die göttliche Gewohnheit! Die Umsetzung war individuell - die Wege waren unterschiedlich. Die Gewohnheit aber dieselbe.

Wir haben die Gewohnheit - der heilige Geist zeigt uns den Weg!

Wie kommen wir zu guten göttlichen Gewohnheiten?

Die wichtigste Gewohnheit: Johannes 15,5: Jesus sagt: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun."

Das ist der wichtigste Schritt: In ihm bleiben … Eine Verheißung: Wir bringen göttliche Früchte! Eine Erkenntnis: Nichts geht ohne Jesus!

Keine göttlichen Gewohnheiten ohne Beziehung!

Nicht einmalig - Immer wieder!

Wir haben einen einmaligen Helfer, um in Jesus zu bleiben:

Galater 5,16: Paulus schreibt: "Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen."

Wir sollen uns helfen lassen - Das fällt häufig schwer! Wer im Geist wandelt, kann keinen Gefallen mehr an der Sünde haben! Sünde verliert ihren Reiz - Überwinden im Geist!

Aus schlechten Gewohnheiten können gute werden.

Dazu braucht es natürlich zuerst eine Befreiung von den schlechten Gewohnheiten. Wenn wir uns dem Wirken des Geistes Gottes aussetzen, dann erleben wir Freiheit: "Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" (2. Korinther 3,16b). Es gilt die Zusage von Jesus: "Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei" (Johannes 8,36).

Wir sind nicht dazu bestimmt, in der Unfreiheit unserer schlechten Gewohnheiten zu leben, sondern wir sollen in der Freiheit der Kinder Gottes leben. "Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!" (Galater 5,1) Auch nicht das Joch unserer schlechten Gewohnheiten.

Wie komme ich jetzt zu guten göttlichen Gewohnheiten?

Gute Gewohnheiten kann und soll man trainieren (einüben)! Das ist etwas anderes als "versuchen" oder "probieren"!

Sprüche 22,6: "Gewöhnt man einen Knaben an den Weg, den er gehen soll, so lässt er nicht davon, wenn er alt wird!"

Das ist der einfachste Weg: Ein Ruf an alle Eltern! Göttliche Gewohnheiten vorleben! Das ist die Wahrheit für unsere Kinder! Kinder kennen uns, sie wissen, ob wir wahrhaftig sind!

Der Lohn ist groß: Sie werden in göttlichen Gewohnheiten wandeln und diese an ihre Kinder weiter geben! Welch ein Segen!

Schlechte Gewohnheiten durch gute ersetzen. Gute Gewohnheiten ausbauen, trainieren, einüben - das ist ein guter Rahmen für unser Leben.

Die Kirchengemeinde Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!