59. "Leben live"-Gottesdienst, 12. Mai 2012
Der Gottesdienst wurde vorbereitet vom Gottesdienstteam. Die Predigt hielt Pfarrer Thomas Lorenz.

Die verwendeten Bibeltexte sind - soweit nicht anders angegeben - mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984,
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung.
© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart.
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Themenpredigt: "Das Lebnen feiern"

Es gilt das gesprochene Wort!



"Das Leben feiern" heißt unser heutiges Thema. Nun, zum "Feiern" gehört ein bestimmtes "Ambiente", die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit man überhaupt feiern kann, in "Feierstimmung" kommt. Das gilt genauso für das, was unser Motto heute ist: "Das Leben feiern". Was ist das Ambiente, was sind die Rahmenbedingungen, damit ich das Leben feiern kann?

Unser Zuhause ist nicht mehr automatisch der ruhige Ort weit weg von allen dringenden Aufgaben. Per Telefon, und E-Mail, auch durch Kurznachrichten aufs Handy (SMS), Facebook und soziale Netzwerke sind wir immer und überall erreichbar. Jeder will etwas von uns, und zwar am besten sofort. Und viele können mit Errungenschaften wie Facebook heute nicht gelassen umgehen, sie verspüren einen Zwang, in ihr E-Mail-Konto oder Facebook-Konto oft mehrmals täglich hineinzuschauen, und haben ein schlechtes Gewissen, ein paar Tage mal nicht hineinzuschauen. Selbst im Urlaub verzichten manche nicht auf die Nutzung ihres Handys, um regelmäßigen Kontakt zu Freunden oder Daheimgebliebenen zu haben.

Ich muss also unterscheiden, was nur dringend und was wirklich wichtig ist für mein Leben. Nur wenn ich meine Lebensziele kenne, kann ich der Tyrannei des Dringlichen widerstehen!

Jesus hat in der Bergpredigt gesagt, was den höchsten Stellenwert, die höchste "Priorität", wie man heute sagt, im Leben haben soll: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen" (Matthäus 6,33).

Lange bevor irgendwelche Managementtrainer oder Lebenshilfeexperten von "Prioritäten" redeten, die man setzen muss, hat Jesus das klar und deutlich gesagt.

Sprachlich leitet sich dieses Wort "Priorität" von dem lateinischen Wort "prior, prius" ab, welches "der erstere bzw. das erstere (von zweien)" bedeutet, die 2. Steigerungsstufe, der Superlativ, davon lautet "primus", "der erste", als Adverb "primum", "zuerst". Und nun ratet mal, wie das Jesuswort "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes" in der lateinischen Bibel wiedergegeben ist. Richtig: "primum" - "trachtet primum nach dem Reich Gottes", frei übersetzt: "lasst Gottes Herrschaft die oberste Priorität in eurem Leben sein", oder: "die oberste Priorität in eurem Leben muss sein: Gott ist der Herr, er hat das Sagen".

In der "Hoffnung für alle", einer Bibelübertragung aus unserer Zeit, ist es so wiedergegeben: "Gebt nur Gott und seiner Sache den ersten Platz in eurem Leben, so wird er euch auch alles geben, was ihr nötig habt."

Damit ist klar. Das "Reich Gottes", der Glauben an Jesus Christus, ist nicht einfach eines neben vielem anderen, sondern das Wichtigste im Leben. Glauben, das heißt: wissen, was mein Leben trägt. Vertrauen zu Gott haben, mit Jesus leben, ihm nachfolgen. Etwas Wichtigeres als das gibt es nicht!

Und klar ist auch, was uns nicht erst Managementseminare beibringen müssen, sondern unser gesunder Menschenverstand sagt, weil es logisch ist: Wo es "Prioritäten" gibt, da gibt es auch "Posterioritäten". Wenn der Platz der obersten Priorität bereits besetzt ist, können alle anderen Dinge nur noch relative Priorität haben, gegenüber dem Trachten nach Gottes Reich sind sie immer Posterioritäten.

Dringende Dinge sind aufdringlich. Sie schreien laut danach, erledigt zu werden, und beweisen ihre Dringlichkeit gern durch einen Termin. Obwohl sie verhältnismäßig unwichtig sein können, drängen sie oft die wirklich wichtigen Dinge unseres Lebens in den Hintergrund.

Die wirklich wichtigen Dinge warten leise, sind unaufdringlicher und haben meistens keinen Termin. Sie müssen selten sofort, heute oder in dieser Woche noch erledigt werden. Auch da gibt es Ausnahmen. Ging es dir schon einmal so, dass du einen Besuch bei einem Kranken machen wolltest und es dann zu spät war, weil er in eine andere Klinik verlegt wurde oder das Bewusstsein verlor oder verstarb?

Leider machen die wirklich wichtigen Dinge in der Regel nicht von sich aus auf sich aufmerksam. Deshalb geraten sie leicht in Vergessenheit. Aber es ist ein Lebensirrtum. Nein, sie können nicht warten, ohne Schaden zu nehmen - Vorhaben wie Zeit für Ruhe, Gebet, Bibellesen, Gespräche mit Mann und Kindern, Spiel, Besuch eines Freundes, das Lesen eines wichtigen Buches, sinnvolle Bewegung und Ernährung. Wenn wir charakterlich und geistlich reifen wollen, wenn wir stabile, liebevolle Beziehungen anstreben, wenn wir das Leben genießen möchten, müssen wir gerade diesen Dingen einen angemessenen Stellenwert geben.

Der Zeitmanagement-"Papst" Professor Lothar J. Seiwert hat einmal gesagt: "Im Grunde haben wir keine Zeitprobleme, sondern Probleme, uns auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren."

Die Kirchengemeinde Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!