Themenpredigt: "Neuland"
Es gilt das gesprochene Wort!
"Neuland" - wir alle kennen die Wendungen,
in denen dieses Wort gebraucht wird: "Das ist für mich Neuland." Oder:
"Neuland gewinnen". "Neuland", das ist jedenfalls ein Wort, das
mit Gefühlen besetzt ist, mit positiven und negativen. Meist überwiegen ganz
am Anfang die negativen Gefühle, die Angst vor dem Neuen, das auf einen zukommt.
Unsicherheit gemischt mit Unwillen. Ohne eine grundsätzliche Risikobereitschaft
können wir kein neues Land betreten.
Freilich gibt es in unserem Leben immer wieder Situationen,
wo uns das Neuland aufgezwungen wird, wo wir nicht gefragt werden, ob wir Neuland betreten
wollen. Das ist zum Beispiel so, wenn wir in die Schule kommen, oder wenn eine schwere
Krankheit ausbricht, wenn wir den Arbeitsplatz verlieren, wenn wir Liebgewordenes unfreiwillig
loslassen müssen, liebgewordene Dinge, vor allem aber liebgewordene Menschen.
Umso besser ist es, wenn wir ein bewusstes Ja sagen
können zu etwas Neuem, das uns bevorsteht, wenn wir das neue Land bewusst und
entschieden erobern müssen.
Die Bibel ist voller Neuland-Geschichten. Denn während
der Prediger Salomo ernüchtert feststellen muss: "Es geschieht nichts Neues
unter der Sonne" (Prediger 1,19b), ist es Gott selbst, der Neues schaffen wird
(4. Mose 16,30); er sagt: "Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst
es auf, erkennt ihr's denn nicht?" (Jesaja 43,19).
Und so führt Gott seine Leute zu Neuem hin und
in Neues hinein. Das ist im Neuen Testament nicht anders als im Alten Testament. Eine
Person aus der Bibel, an der man sehr schön sehen kann, was "Neuland"
bedeuten kann, ist Mose.
Das erste Neuland, das er betritt, ist, als ihn der
lebendige Gott aus einem brennenden Dornbusch heraus anspricht (2. Mose 3). Gott sagt
zu ihm: "Tritt nicht herzu, zieh
deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges
Land!" Mose steht auf neuem
Land, heiligem Land. Gott hat etwas vor mit Mose.
Und dann erhält Mose seinen Auftrag: "Nun geh, denn ich sende dich zum Pharao. Du sollst
mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führen." Ein gewaltiger Auftrag,
bei dem Mose erst einmal zusammenzuckt: "Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen
und die Israeliten aus Ägypten führen sollte?"
[1. Anspielszene: berufliche Veränderung]
Bei Mose steht auch eine berufliche Veränderung
an. Er, der Schafhirte, soll sein Volk befreien nicht nur aus der Sklaverei, sondern
auch noch aus dem Land Ägypten herausführen. Zu ihnen soll er sagen: "Der Herr, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen,
der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, und hat gesagt: Ich habe mich
euer angenommen und gesehen, was euch in Ägypten widerfahren ist, und habe gesagt:
Ich will euch aus dem Elend Ägyptens führen in das Land
, darin Milch
und Honig fließt." Und Gott fügt an: "Und sie werden auf dich
hören." Genau das aber bezweifelt Mose: "Aber sie werden mir nicht glauben
und nicht auf mich hören. Sie werden einwenden: Der Herr ist dir nicht erschienen!'"
Diesem Einwand soll Mose vor dem Pharao
damit begegnen, indem sein Stab zu einer Schlange werden soll.
[2. Anspielszene: Anfrage Kirchenvorstand]
Mose ist noch nicht überzeugt. Er kann nicht glauben,
dass das Volk glauben kann, dass er von Gott selbst den Auftrag bekommen hat, sein
Volk zu befreien. Moses Zwei-fel sollen durch göttliche Zeichen, durch Wunder,
zerstreut werden: Die Hand, die plötzlich an Lepra erkrankt und ebenso schnell
wieder heilt. Das Wasser aus dem Nil, das auf dem Boden zu Blut wird.
Mose bringt noch einen Einwand, für den wir wohl
großes Verständnis haben: "O
Herr, ich bin kein guter Redner; ich bin es nie gewesen - und seit du mit mir, deinem
Diener, sprichst, hat sich daran nichts geändert. Ich kann nicht gut reden."
Doch selbst-verständlich lässt Gott auch diesen Einwand nicht gelten: "Wer
hat den Menschen einen Mund gegeben?, fragte ihn der Herr. Wer macht die
Menschen stumm oder taub, sehend oder blind? Ich bin es, der Herr! Mach dich jetzt
auf den Weg. Ich werde dir helfen und dir zeigen, was du reden sollst."
Als Mose sieht, dass seine Einwände nicht zur
Einsicht führen, spricht er es direkt an, was er die ganze Zeit schon gedacht
und gemeint hat: "Mein Herr, sende, wen du senden willst", das heißt
doch: "Herr, bitte schick doch einen anderen!"
Nun lässt sich Gott auf keine Diskussion mehr
ein. Er spricht gewissermaßen ein Machtwort: "Da wurde der Herr zornig auf Mose. Ich weiß doch, dass dein
Bruder, der Levit Aaron, gut reden kann, sprach er. Er ist bereits auf
dem Weg zu dir und wird sich freuen dich zu sehen. Erzähl ihm dann alles und weise
ihn an, was er reden soll. Ich werde euch beiden helfen, wenn ihr redet, und werde
euch zeigen, was ihr tun sollt. Aaron wird für dich zum Volk sprechen. Es ist
so, als ob du durch ihn sprichst. Und er wird deine Botschaften weitergeben, so wie
ein Prophet meine. Und nimm deinen Hirtenstab mit. Mit ihm sollst du die Wunder tun."
Das entscheidende Zugeständnis, auf das Mose sich
dann doch einlässt, ist, dass er den Auftrag nicht allein ausführen muss,
sondern dass Gott ihm seinen Bruder Aaron zur Seite stellt. Man kann davon ausgehen,
dass Gott diesen "Aaron-Plan" vorher schon hatte. Aber Gott wollte wohl das
Vertrauen des Mose zu ihm testen
Was sind unsere Entschuldigungssprüche, mit denen
wir den Anspruch Gottes auf unser Leben, seine Zumutung, Neuland zu betreten, von uns
weisen?
o Es ist zu schwer.
o Mir fehlt das Geld.
o Das habe ich nicht geplant.
o Ich weiß nicht, wie ich es tun soll.
o Ich habe Angst.
o Ich habe niemand, der mir hilft.
o
Mose sollte Neuland betreten. Er sollte den ganz speziellen
Auftrag Gottes an seinem Volk ausführen. Gegen diesen klaren Plan Gottes kommt
Mose mit seinen Argumenten und Ausreden nicht an.
Manchmal wäre es gut, wir würden so direkt
wie Mose von Gott selbst angesprochen. Denn wie oft winden wir uns und suchen nach
allen möglichen Ausflüchten, nur, um ja kein Neuland betreten zu müssen!
Und wir hören gar nicht hin, wenn Gott durch seinen Heiligen Geist zu uns spricht
und unseren Einwänden mit unwiderlegbaren Argumenten Kontra gibt.
Aber um Neuland zu gewinnen, müssen wir unseren
Widerstand aufgeben, müssen uns einlassen auf das Neue, das Gott uns schenken
will oder auch uns zumutet.
[3. Anspielszene: Schwangerschaft]
Eigentlich ist es ja etwas Wunderbares, wenn man ein
Kind bekommt, etwas, worüber man sich freuen kann. Doch damit verbunden sein kann
die Angst, dass sich das Leben total verändern wird: keine tollen Reisen mehr,
statt Sportwagen ist Familienkutsche angesagt.
Ja, Neuland kann Angst machen. Auch die Israeliten
hatten Angst vor dem neuen Land, die trauten den Aussagen nicht, dass dieses Land von
Milch und Honig überfließen soll, dass es ein Land ist, in dem es dem Volk
Israel endlich wirklich gut gehen sollte, nach den langen Jahren der Unfreiheit und
Sklaverei in Ägypten. Und so sandten sie Kundschafter aus, Spione, die ausfindig
machen sollten, wie dieses Land denn wirklich war, ob das Land gut oder schlecht ist
und ob die Städte befestigt oder unbefestigt sind. "Als sie ins Eschkoltal kamen, pflückten sie dort Granatäpfel
und Feigen und schnitten eine Weinrebe ab, die zwei Personen an einem Stock zwischen
sich tragen mussten!
Wir kamen in das Land, in das du uns geschickt hast. Dort
fließen in der Tat Milch und Honig und das hier sind Früchte, die dort wachsen
" (4. Mose 13,22.27).
Die Spione bestätigten also das, was Gott dem Mose vorher schon gesagt hatte.
Wir haben nicht immer die Möglichkeit, das Neuland vorher zu erkunden, wir können
zwar vielleicht jemanden fragen, wie dieses Neuland aussieht, aber solches Neuland
kann ja auch höchst unterschiedlich erlebt werden.
Nun waren es ja bei den Israeliten viele Jahre, Jahrzehnte,
die sie sich gedulden mussten, bis sie in das verheißene Land Kanaan hineinkamen,
und als es so weit war, war Mose nicht mehr am Leben, es war sein Nachfolger Josua,
der das Volk in das Land führen durfte. So kann "Neuland betreten" durchaus
Ausdauer erfordern und immer wieder das Vertrauen zu dem, der mich dorthin schickt.
Es läuft nicht immer so, wie wir uns etwas erträumen.
Stattdessen gibt es vereinzelt auch Klagen über das Neue. Wer sich von liebgewordenen
Gewohnheiten und ägyptischen Fleischtöpfen verabschiedet hat, sollte das
Ziel vom verheißenen Land vor Augen behalten. Das trägt ihn durch die ersten
Wüstenjahre.
Auch wenn Mose nicht selbst das verheißene Land
erreichte, entscheidend ist: Die Vision für sein Volk wurde wahr. Wir bauen eben
nicht nur für uns selbst, sondern auch für die nächste Generation. Es
kann sein, dass Dinge, die Gott uns zeigt, letztlich gar nicht uns selbst zugutekommen,
sondern unseren Kindern, Enkeln oder Urenkeln.
Was könnte das Neuland sein, in das Gott dich
führen möchte?
o Vielleicht ein Schritt des Vertrauens, ein bewusstes
Ja zu Gott, das du so klar und eindeutig bisher nicht gesprochen hast.
o Vielleicht ein Schritt des Gehorsams, dass du etwas
erkannt hast, was du in deinem Leben ändern solltest.
o Vielleicht eine Hand der Versöhnung, die du
dem gegenüber ausstreckst, mit dem du seit Jahren kein Wort mehr redest.
o Vielleicht eine Aufgabe, die Gott für dich vorgesehen
hat, mit der du mitwirken kannst am Bau seines Reiches.
o
Die Kirchengemeinde
Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht einen gesegneten Sonntag!
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