Themenpredigt: "Best of
- Zum 50. Leben live' das
Beste aus den vergangenen 49"
Es gilt das gesprochene Wort!
Aus dem 5. "Leben live"-Gottesdienst am
15. März 2003
zum Thema: "Trau, schau - wem?"
Als der Jung-Feuerwehrler Olli sich von der Empore
abseilte, konnte er das nur, weil er volles Vertrauen hatte zu seinen Feuerwehr-Kameraden
und zum Kommandanten, volles Vertrauen auch in das Seil, dass es nicht reißt
und in die Leiter, dass sie nicht bricht. In der Tat: Die ganze Aktion war in vielerlei
Hinsicht abgesichert: An beiden Enden der Leiter stand je ein Feuerwehrler, der die
Leiter hielt. Er sorgte dafür, dass die Leiter nicht abrutschte. Das eigentliche
Seil, an dem sich N. von oben herunterließ, wurde von zwei Kameraden gehalten.
Außerdem gab es noch ein zweites Sicherungsseil, das der Kommandant hielt. Olli
hat sich dieses Abseilen zugetraut, weil er wusste: Auf meine Kameraden in der Feuerwehr
und auf das verwendete Material ist Verlass. Ich kann ihnen vertrauen.
Ja, Vertrauen, das ist eine ganz alltägliche Angelegenheit.
Ich vertraue mich und mein Leben jemandem an. Da wäre der Arzt, der Apotheker,
der Busfahrer, die Handwerker, die ich arbeiten lasse, zum Beispiel mein Haus habe
bauen lassen usw. Wir denken in der Regel überhaupt nicht darüber nach, wie
stark wir uns tagtäglich an andere ausliefern. Jedesmal, wenn ich mich in ein
Auto setze, liefere ich mich aus: an den Fahrer, oder, wenn ich selber fahre, an den
Konstrukteur des Autos, die Mechaniker der Reparaturwerkstatt und an die anderen Autofahrer,
denen ich begegne und die mit mir unterwegs sind. Jedesmal, wenn ich mich auf einen
Stuhl setze, vertraue ich darauf, dass er mich aushalten wird. Jedesmal, wenn ich einen
Raum betrete, tue ich das in dem Glauben, dass die Decke des Raumes nicht einstürzen
wird. Es gibt keinen Menschen, der nicht vertraut, der "gar nichts" glaubt.
Und das muss so sein. Ohne Glauben würden wir "durchdrehen". Ich muss
mich zum Beispiel auch in hohem Maß auf mich selbst verlassen können. (Bist
du zum Beispiel sicher, dass du, während du hier im "Leben live" bist,
deine Herdplatte in der Küche ausgeschaltet hast?).
Wir können nicht alles nachprüfen. Wir wären
lebensunfähig, wenn wir, von ständigen Vergewisserungszwängen geplagt,
alles nachprüfen wollten, was wir nachprüfen können. Wir würden
uns früh nicht mehr aus dem Bett trauen - und auch dann entkämen wir dem
Glauben nicht. In diesem Fall wäre eben das Bett und die Statik des Zimmers, in
dem sich das Bett befindet, Gegenstand unseres Vertrauens.
Die eben genannten Beispiele beziehen sich samt und
sonders auf etwas, was wir - zumindest prinzipiell - nachprüfen können. Wir
können nachschauen, ob wir die Herdplatte ausgeschaltet haben. Wir können
uns vom Busfahrer den Führerschein zeigen lassen (was auch wieder Ausdruck des
Vertrauens in die Echtheit und die Aussagekraft eines solchen Papiers wäre), wir
können das von der Reparatur gekommene Auto von einem zweiten Fachmann durchchecken
lassen, wir können die Milch, die wir kaufen, auf ihren eventuellen Giftgehalt
hin chemisch analysieren lassen (man weiß ja nie, ob der Milchlieferant nicht
ein geistesgestörter Massenmörder ist).
Die Sache verschärft sich, wenn es um Dinge geht,
die wir nicht nachprüfen können. Wir alle leben viel mehr von diesen reinen
Glaubensdingen als von dem, was wir nachprüfen können. Nachprüfbar ist
immer nur das Vordergründige, Materielle. Aber zum Beispiel alle Werte, alle Ziele
und Ideale, jedes Warum und Wozu und alles Zusammenleben sind dem Nachprüfbaren
entzogen: Sie sind Glaubensgegenstände.
Wer sagt beispielsweise Lehrern und Eltern, dass die
Art, wie an unseren Schulen unterrichtet wird, Menschen wirklich vorbereitet auf ihr
späteres Leben? Wer sagt uns, dass unser Rechtssystem richtig ist? Wer sagt den
Politikern, den Ärzten, den Wirtschaftsexperten und den vielen anderen, dass sie
mit der Welt und den Menschen so umgehen dürfen, wie sie es tun? Wer sagt uns,
dass wir mit unserem Leben, unserem Körper, unserer Freizeit, unserem Ehepartner
und unserem Geld so umgehen dürfen, wie wir es tun? Die Antwort lautet immer:
Wir - oder die Betreffenden - glauben es eben so. Und dieser Glaube kann wahr oder
falsch sein.
Vertrauen, Glaube ist ein Risiko: Ich setze mich immer
in gewisser Weise selbst aufs Spiel, wenn ich glaube. Wie gesagt, ein alltägliches
Risiko: Ich verlasse mich auf andere, und andere verlassen sich auf mich.
Gleichzeitig aber gilt: Nicht: Hauptsache, der Mensch
hat irgendeinen Arzt, sondern er braucht einen guten Arzt! Nicht: Hauptsache, der Mensch
hat irgendwelche Ziele und Ideale, sondern er braucht gute Ziele und Ideale! Nicht:
Hauptsache, der Mensch hat irgendeinen Halt, sondern der Halt muss auch halten!
Glauben im Sinne der Bibel heißt Vertrauen. Gott
steht zu uns, er liebt uns, er wendet sich uns zu, er kümmert sich und interessiert
sich für uns. Wir sind ihm nicht gleichgültig. Deshalb können wir ihm
vertrauen. Und deshalb erwartet er unser Vertrauen.
Das Vertrauen,
... dass Gott mich geschaffen hat und mich liebt. ...
dass er den Sinn des Lebens kennt und nur durch ein Leben mit ihm mein Leben den Sinn
und das Ziel bekommt, das es von Gott her haben soll. ... dass er mich durch mein Leben
führen will und dass das, was er will oder zulässt, das Beste für mich
ist.
Gott wartet auf unser Vertrauen, er wartet auf unser
Ja zu ihm. Er hat schon lange ja zu uns gesagt, aber er wartet auf unsere Antwort,
er wartet darauf, dass wir seine ausgestreckte Hand ergreifen. Das heißt: Wir
sind vor eine Entscheidung gestellt.
Wenn wir dieses "Ja" in unserem Leben bereits
gesprochen haben, dann wissen wir, dass dies keine einmalige Sache ist, sondern immer
wieder erneuert werden muss. Aber es muss auch ein "erstes Mal" geben, an
dem ich bewusst ja sage und Gott mein Vertrauen ausspreche.
Wenn es einen gibt, dem ich mein grenzenloses Vertrauen
schenken kann, dann ist es der lebendige Gott. Er ist absolut vertrauenswürdig
und wert, dass ich ihm mein Vertrauen schenke.
Aus dem 27. "Leben live"-Gottesdienst
am 20. Januar 2007
zum Thema: "Unterwegs mit
"
"Wo gehen wir hin?" "Weiß nicht, wo gehen wir hin?" Ja, das ist schon eine wichtige Frage.
Christian Morgenstern (1871-1914) dichtete einmal: "Wer vom Ziel nichts weiß, kann den
Weg nicht haben, muss im selben Kreis all sein Leben traben."
Unser Leben besteht aus Bewegung. Stillstand ist nicht
der Normalfall. Leben heißt Bewegung, und Leben heißt "Unterwegs sein".
Nun haben wir an unserem Anspiel gesehen, dass Bewegung
an sich noch nichts darüber aussagt, ob sie auch sinnvoll ist. Unterwegs waren
die sechs ja schon, keine Frage. Und doch: Man kann sich stundenlang bewegen und unterwegs
sein und doch nicht vorwärts gehen, sondern immer nur im Kreis. Man kann darüber
streiten, wer vorne geht und wer hinten - ohne dabei zu merken, dass es in einem Kreis
kein "Vorne" und "Hinten" gibt.
Wir merken, Bewegung allein ist noch nicht alles. Bewegung
muss eine Richtung haben und ein Ziel, wenn etwas dabei herauskommen soll: Wohin bin
ich unterwegs? Wo bin ich unterwegs? Es muss der richtige Weg sein, auf dem ich gehe.
Außerdem muss ich mir die Frage stellen: Mit wem bin ich unterwegs? Und: Mit
was bin ich unterwegs? Das ist zwar kein gutes Deutsch. Stilsicher muss die Frage lauten
"Womit bin ich unterwegs?" Aber es besagt das Gleiche. Wollen wir uns diese
Fragen einmal näher anschauen:
Zunächst die Frage nach der Richtung und dem Ziel:
Wohin bin ich unterwegs?
Gott sagt uns in seinem Wort, dass er selbst das Ziel
ist. Das, was man gemeinhin das "ewige Leben" nennt, die Ewigkeit in der
Gemeinschaft mit Gott verbringen. Auf die Ewigkeit hin orientiert sein.
Zukunftsorientiert unterwegs zu sein, das ist eine
gute Einstellung. Aber nur, wenn ich weiß, was "Zukunft" bedeutet.
Unser deutsches Wort "Zukunft"
heißt ja eigentlich, "wer oder was auf
uns zu-kommt". Jesus wird wiederkommen, er wird zum zweiten Mal auf diese Erde
kommen und sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufrichten, dann werden die,
die zu ihm gehören, ewig mit ihm verbunden sein.
Das ist die Zukunft, nämlich der auf uns zukommende,
der wiederkommende Herr. Und dieses Ziel bestimmt dann auch mein Leben hier. Sich bereit
machen für diesen großen Tag, daran erinnert uns auch der Apostel Petrus,
der in seinem ersten Brief schreibt: "Darum
seid bereit und stellt euch ganz und gar auf das Ziel eures Glaubens ein. Lasst euch
nichts vormachen, seid nüchtern und richtet all eure Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit,
die er euch in vollem Ausmaß an dem Tag erweisen wird, wenn Jesus Christus für
alle sichtbar kommt" (1. Petrus
1,13 HfA).
Das Ziel ist die Ewigkeit, die nie mehr endende Gemeinschaft
mit dem lebendigen Gott.
Mit wem bin ich unterwegs? Gott ist mit uns unterwegs. Schade nur, dass viele das gar
nicht merken oder auch nicht wahrhaben wollen. Ganz dezent leitet er uns Menschen durch
das Leben, ganz und gar unaufdringlich. Er lässt uns die Freiheit, auch andere
Wege zu gehen. Das freilich ist alles andere als klug. Denn wenn da jemand ist, der
den Weg ganz genau kennt, dann ist es doch wirklich dumm, zu meinen man wüsste
es besser. Wer, wenn nicht Gott, der uns geschaffen hat, der einen Plan für mein
Leben hat
Wer, wenn nicht Gott könnte uns gut durchs Leben führen
und uns den richtigen Weg zeigen?
Aus dem 26. "Leben live"-Gottesdienst
am 11. November 2006
zum Thema: "Engel ?!"
Engel sind seit einigen Jahren in Mode. Und manche
lieben Engel, besonders in der Zeit vor Weihnachten schmücken sie ihre Wohnung
und freuen sich an den schönen Figuren. Neben diesen bildlichen und figürlichen
Darstellungen von Engeln, die auf der christlichen Engelsvorstellung beruhen, gibt
es aber auch Fragwürdiges: "geheimnisvolle mystische Lichtwesen", "dein
Schutzengel im Sternzeichen", "das Heilgeheimnis der Engel", "Engel
als kosmische Intelligenz" usw. usf. Darüber gibt es dann Engelbücher
und Engelkalender.
Vor Jahren hätte sich das alles kaum jemand vorstellen
können. Engel waren etwas für Kinder. Denn Kinder lieben Engel. Aber die
Welt der Erwachsenen hatte dafür lange Zeit keinen Raum. Seit den Zeiten des Rationalismus,
der sog. "Aufklärung" vor gut 200 Jahren, waren Engel für den gebildeten
Europäer nur Traum- und Fantasiegestalten.
Seit etwa drei Jahrzehnten kann man beobachten, wie
jene angeblichen Fantasiegestalten wiederkehren. Die sogenannte Postmoderne macht's
möglich. Man ist der Nüchternheit von Vernunft und Wissenschaft müde
geworden, unter denen Herz und Gemüt zu erfrieren drohen. So haben die Menschen
angefangen, nach den alten Weisheiten, nach den alten Wurzeln zu suchen. So sind Esoterik
und Magie groß geworden unter uns und haben den Raum gefüllt, den der verlorene
Gottesglaube hinterlassen hat.
Auf einmal sind auch wieder die Engel da, jenes "himmlische
Federvieh", wie man sie vor hundert Jahren verspottet hat. Die frei schaffende
Fantasie entwirft Engelbilder und -gedichte. Manches fließt ein an biblischen
Erinnerungen, noch mehr aber stammt aus tiefen Sehnsüchten und Träumen, die
ins Bild der Engel gefasst werden. So wie man vor zweihundert Jahren die Engel für
erledigt erklärt hat kraft menschlicher Vernunft, so werden sie jetzt wieder ins
Leben gerufen kraft menschlicher Seelenbedürfnisse. Viele brauchen dazu keine
Rückbindung an die Heilige Schrift. Ihre Quellen sind Traum und Fantasie, bildende
Kunst und Poesie. Von der Bibel her könnte diese eigene Sicht ja in Frage gestellt
werden!
Trotzdem gilt für evangelische Christen ohne Zweifel
der Grundsatz, dass allein die biblische Offenbarung der Maßstab ist für
Stellung und Bedeutung der Engel. Das ist seit der Reformation Grundüberzeugung
der evangelischen Christenheit. "Es ist unser Grundsatz, dass Gottes Wort allein
Glaubensartikel aufstellt und sonst niemand, auch kein Engel vom Himmel", stellt
Martin Luther klipp und klar fest (Schmalkaldische Artikel II, 2,15).
Engel sind zwar Gottes Diener, und als solche wird
sie biblischer Glaube achten und sich sogar an ihnen freuen. Aber die Engel stehen
nicht im Glaubensbekenntnis an den dreieinigen Gott. Unsere Gebete richten wir darum
nicht an Engel, sondern an Gott. Es wird uns kein Engelevangelium verkündigt,
sondern allein das Christusevangelium. Damit werden die Engel nicht unwichtig, aber
sie bleiben als Diener eindeutig unter Gott.
In allen Fällen sagen die Engel nichts Eigenes,
sondern richten Gottes Botschaft aus als gehorsame Boten. Ihr Wort ist Gottes Wort,
das nicht in Zweifel gezogen werden darf.
Und es gibt in der Bibel neben allen positiven Zeugnissen
vom Dienst der Engel auch entschiedene Warnungen vor einer falschen Engelverehrung
gibt. Vor allem in den Briefen an die Kolosser und die Hebräer kommt das klar
zur Sprache. Es gab damals Leute, für die die Engel so wichtig wurden, dass die
Engelverehrung die Anbetung Jesu Christi in den Hintergrund drängte. Wo das geschieht,
damals und heute, werden Geschöpf und Schöpfer verwechselt. Die Engel wehren
selber jeder Engelverehrung. Es ist allein der Herr anzubeten und zu verehren, "dem
alle Engel dienen" (EG 16,2). Das Heil kommt nicht von den Engeln, sondern von
Christus allein. Der Hebräerbrief betont, dass Christus hoch erhaben ist über
alle Engel. Falsche Engelverehrung kann also von der Mitte des Evangeliums wegführen,
weg von Jesus. Deshalb sollten wir aufpassen, dass wir nicht von Engeln reden, wo wir
vom lebendigen Gott reden und von ihm unser Leben bestimmen lassen sollten. Es fällt
schon auf, wie ein biblisches Randthema zu einem überall beredeten und gestalteten
Hauptthema wird. Es fällt ja auch offenbar leichter zu sagen: "Da habe ich
einen Schutzengel gehabt". Zugegebenermaßen ist das immer noch besser, als
etwa zu sagen "Glück gehabt" oder "Schwein gehabt!"
Am besten freilich wäre es, wenn wir einfach sagen könnten: "Da hat
mich Gott
" oder "Da hat mich Jesus vor Schlimmerem bewahrt".
Das wäre ein klares christliches Bekenntnis! Hören wir Jesu Warnung: "Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein
dienen" (Matthäus 4,10).
Engel sind nur an dem, was sie im Namen Gottes sagen
und tun, als Engel erkennbar, nicht an äußeren Erscheinungen wie Licht,
weiße Gewänder oder gar Flügel. Wie Gott selber sich verhüllt
hat in unser Fleisch und Blut, so verhüllen sich Gottes Boten oft in irdische
Gewandung. Meist wissen wir gar nicht, ob uns Gott einen Menschen als "Engel"
geschickt hat oder einen Engel in Menschengestalt. Die meisten Christen können
ihr Lebtag von keiner besonderen Engelerfahrung berichten. Trotzdem können sie
im Glauben an Christus fröhlich, getrost und geborgen leben und sterben. Denn
wir hängen mit unserm Glauben und unserer Hoffnung allein am dreieinigen Gott.
Aus dem 8. "Leben live"-Gottesdienst am
6. Dezember 2003
zum Thema: "Das kannst du dir schenken (lassen)"
Eigentlich freut sich doch jeder über ein Geschenk
- oder? Ihr merkt es schon an dem Wörtchen "eigentlich", dass es ganz
so einfach doch nicht ist. Das Wort "eigentlich" macht nämlich deutlich,
dass das Gesagte nicht absolut, "einfach so" gilt, sondern dass da Einschränkungen
dabei sind. Bei einem Satz mit "eigentlich" wartet man förmlich auf
das "Aber". Und das Tückische an diesem Wort "eigentlich"
ist, dass von Anfang an nicht klar ist, wie groß die Einschränkungen sind
und wie viele es gibt. Stellt euch mal vor, eine Aussage trifft 100-prozentig zu, dann
brauche ich nicht "eigentlich" zu sagen. Es wäre doch ziemlich unsinnig
zu sagen: "Eigentlich ist das eine Lampe." Bei einer 100-prozentigen Aussage
ist das klar. Sobald es aber nicht mehr 100 Prozent sind, sondern nur noch 99, sage
ich "eigentlich" und hänge die 1 Prozent "aber" dran. Ich
sage aber auch "eigentlich", wenn ich 99 Prozent "aber" meine.
Mit anderen Worten: Wenn ich sage: " Eigentlich freut sich doch jeder über
ein Geschenk", dann kann es nur eine Einschränkung geben, genauso gut aber
auch zig Einschränkungen. Die Einschränkungen können so viel und so
gewichtig sein, dass die eigentliche Aussage darüber völlig in den Hintergrund
tritt.
Der deutsche Sprachwissenschaftler Jacob Grimm (1785-1863),
den die meisten von uns von den von ihm zusammen mit seinem Bruder Wilhelm herausgegebenen
Märchensammlunen kennen, sagte einmal: "Die wahre Gabe erfreut Geber und
Empfänger, weil sie Ausdruck einer persönlichen Bindung ist."
Damit kommen wir der Sache schon eher auf die Spur:
Gott als der Geber, als der Schenkende, der uns be-schenkt. Immer ist da die Beziehung
im Spiel, die Gott mit seinen Menschen haben möchte. Nur in der Beziehung zu Gott
findet unser Leben seine eigentliche Bestimmung. Gott beschenkt uns, weil er eine Beziehung
zu uns Menschen möchte.
Nun könnte man hier unzählige Beispiele von
Geschenken nennen, die Gott seinen Menschen macht. Martin Luther nennt in seiner Erklärung
zum Glaubensbekenntnis einige dieser Dinge: "Leib und Seele, Augen, Ohren und
alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider
und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Frau und Kind, Acker, Vieh und alle Güter;
mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt,
in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt ..."
Doch das alles ist wenig im Vergleich zu dem größten
Geschenk, das Gott seinen Menschen macht!
"Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass
er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verlorengehen,
sondern das ewige Leben haben"
(Joh 3,16 HfA) Das ist das größte Geschenk, das es jemals auf dieser Erde
gab und auch jemals geben wird: Gott schenkt uns seinen Sohn.
Er tat es aus Liebe. Liebe ist das eigentliche Motiv
für alles rechte Schenken. Was nicht aus Liebe geschieht, ist nur wenig wert.
Auch ein (vom materiellen Wert her) noch so kleines Geschenk kann für Liebende
einen unendlich großen Wert haben.
In seiner grenzenlosen Liebe zu seinen Menschen wollte
Gott nicht tatenlos zuschauen, wie seine Menschen zugrunde gehen und sich selbst zugrunde
richten. Er gab seinen Sohn her. "Schenken heißt, einem anderen das geben,
was man selber gern behalten möchte", so sagte es einmal die schwedische
Schriftstellerin Selma Lagerlöf (1858-1940).
Der eine Sohn Gottes, der schon immer bei Vater war,
musste die himmlische Herrlichkeit verlassen, musste klein, unscheinbar, angreifbar
werden. Denn es gab keinen anderen Weg und keine andere Möglichkeit, die zerstörte
Beziehung zu Gott wiederherzustellen.
Gott gab seinen Sohn her, und das, obwohl er wusste,
was ihn erwarten würde, obwohl er wusste, dass sein Weg ein Weg des Leidens würde
und er schließlich gar getötet würde. Dieses Geschenk, das Gott seinen
Menschen machte, ist so groß und unbezahlbar, dass wir es einfach nicht begreifen
können. Es war kein so schnell dahingeworfenes Geschenk, sondern dieses Geschenk
war wohl ausgewählt und in allen Konsequenzen von Gott bedacht. Gott wusste, was
er tat, und er wusste, was er seinem Sohn zumutete.
Gottes Liebe zu seiner verlorenen Welt, zu seinen verlorenen
Menschen war stärker, war größer als der Wunsch, seinen Sohn auch weiter
bei sich zu haben, geborgen bei ihm. Jesus, dieser Name ist Programm: "Gott rettet".
Nun sollte er seinen Auftrag als Retter der verlorenen Menschen ausführen. Der
Zeitpunkt war nicht dem Zufall überlassen, sondern entsprach genau Gottes Zeitplan:
"Zu der von Gott festgesetzten
Zeit sandte er seinen Sohn zu uns. Christus wurde wie wir als Mensch geboren und den
Forderungen des Gesetzes unterstellt. Er sollte uns befreien, die wir Gefangene des
Gesetzes waren, damit Gott uns als seine Kinder annehmen konnte" (Gal 4,4f).
Deswegen kam Jesus in unsere Welt. Gottes Geschenk
an uns, sein Sohn Jesus, ist zugleich die größte und ultimative Rettungsaktion
der Weltgeschichte, und diese ist noch in vollem Gange. "Ultimativ", das
ist hier nicht nur im Sinne einer "Jugendsprache" zu verstehen, sondern wortwörtlich,
nämlich: die "äußerste" Rettung. Und das heißt: Wer
diese Rettung verpasst, der ist nicht mehr zu retten! Dem ist nicht mehr zu helfen.
Wie gesagt: Die Rettungsaktion Gottes läuft weiter. Was Jesus durch sein Leben,
sein Leiden und Sterben bewirkt hat, das gilt nach wie vor. Wer an ihn glaubt, wer
sein Vertrauen auf ihn setzt, der kommt wieder in die Verbindung mit dem lebendigen
Gott. Jesus ist ja nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden, und das heißt:
Er lebt heute, und du kannst heute ihn in dein Leben einladen, du kannst heute dieses
Geschenk, das Gott dir macht, annehmen.
Über so ein Geschenk kann man sich doch freuen
- oder? Da müsste doch jeder Luftsprünge machen! Ja, mein Leben hat einen
Sinn und ein Ziel. Mein Leben er-schöpft sich nicht in den paar Jährchen,
die mir hier auf der Erde gegönnt sind, sondern hat Ewigkeitsperspektive, und:
Das Schönste und Beste kommt noch!
Bei Gottes Geschenk, seinem Sohn Jesus, gibt es kein
"eigentlich" und kein "aber"
. Es ist ein Geschenk aus reiner Liebe. Es
ist ein Geschenk, das Lebens-notwendig ist. Es ist ein Geschenk ohne jede Berechnung.
Deshalb: Gott sei Dank, dass er uns seinen Sohn Jesus,
das größte Geschenk aller Zeiten gegeben hat! Gott, der seinen eigenen Sohn
Jesus nicht verschont hat, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? (Römer
8,32)
Aus dem 21. "Leben live"-Gottesdienst
am 21. Januar 2006
zum Thema: "Bereit zum Abholen! - Zum Abholen
bereit?"
Eine nette Geschichte ist das: vom Herrn Schmidt, der
in den Himmel kommt.
"Wie würdest du dich fühlen, wenn du
herausfindest, dass Gott dir heute eigentlich 23-mal in ganz konkreten Belangen deines
Leben Segen zukommen lassen wollte, dass aber nur einmal wirklich etwas davon bei dir
angekommen ist?"
Das kann dann tatsächlich daran liegen, dass du
von Gott nichts erbeten hast, dass du von ihm vor allem nichts erwartet hast.
Natürlich leben wir alle davon, dass Gott uns
unendlich mehr gibt, als wir von ihm erbitten. Keine Sekunde könnten wir leben,
wenn das nicht so wäre. Ausdrücklich sagt Jesus das, bevor er seine Jüngern
das Mustergebet schlechthin, das Vaterunser, lehrt. Er sagt: "Euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor
ihr ihn bittet" (Matthäus
6,8). Und Paulus erinnert uns im Epheserbrief daran, dass Gott "überschwänglich tun kann über alles
hinaus, was wir bitten oder verstehen" (Epheser 3,20), ein Gedanke, der übrigens gleich in drei Liedern unseres
Gesangbuches vorkommt (EG 224,3; 241,8; 408,3).
Es schmälert keineswegs unser Denken und Staunen
über Gott und seine Größe und Fülle, wenn wir uns das klar machen
- im Gegenteil: Wenn wir all das Gute, das wir tagtäglich erleben dürfen,
nicht als etwas Selbstverständliches ansehen, das uns ja ohnehin zustehe, sondern
darin gerade Gottes Güte und Barmherzigkeit erkennen, dann hilft uns das, dankbar
zu werden und nicht erst an Gott zu denken, wenn es uns nicht so gut geht. Denn dann
denken viele an Gott, auch Leute, die ihn sonst ganz "links liegen lassen",
aber leider meist anklagend mit der Frage: "Warum?" Wir sollten mehr und
mehr lernen, den Geber hinter allen guten Dingen zu erkennen."Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von
oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel
des Lichts und der Finsternis"
(Jakobus 1,17).
Und nun kommt das große Geheimnis des Segens
Gottes: Obwohl Gott "über Bitten und Verstehen" gibt, will er trotzdem
gebeten werden. Gott braucht nicht unser Gebet für sich selber, aber er will,
dass unser Kontakt zu ihm lebendig bleibt, dass wir mit ihm reden, weil er weiß,
dass wir das brauchen. Er will, dass wir merken, dass nicht wir selber alles können
und vermögen, sondern dass wir tatsächlich in jeder Hinsicht von ihm abhängig
sind. Deshalb will Gott, dass wir ihn bitten: "Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an,
so wird euch aufgetan" (Matthäus
7,7). Und so kann Jakobus den Christen ins Stammbuch schreiben: "Ihr
habt nichts, weil ihr nicht bittet" (Jakobus 4,2). Ist es bei dir so?
Noch einmal zur Geschichte von Herrn Schmidt, der in
den Himmel kam. Damit wir nicht auch einmal in diese Situation kommen, müssen
wir zum Abholen bereit werden. So viele Segnungen im Himmel liegen für uns bereit
zum Abholen. Das ist gemeint mit: "Bereit zum Abholen!" Sprachlich handelt
es sich hier eigentlich um ein verstecktes Passiv. Genau müsste man eigentlich
sagen: "Bereit zum Abgeholt- Werden" oder "bereit, abgeholt zu werden".
Wichtig ist nun aber das Aktiv: "bereit zum Abholen": Sind wir bereit, aus
den weißen Päckchen mit der roten Schleife auch immer wieder das abzuholen,
was Gott uns zugedacht hat?
Die Kirchengemeinde
Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht einen gesegneten Sonntag!
|