Themenpredigt: "Neid vergiftet Lebensglück"
Es gilt das gesprochene Wort!
Ein äußerst hintersinniges Anspiel zum
unserem Thema "Neid vergiftet Lebensglück". Da ist der Mann neidisch
auf seine Frau, weil sie das Kreuzworträtsel aus dem Effeff lösen kann, anfangs
zumindest. [Liedeinspielung: "Was hat sie, das ich nicht habe
?"] Mit
dem "emotionalen Verübeln der Besserstellung anderer" kommt auch sie
nicht weiter: "Keine Ahnung." Dann der Neid auf die Nachbarn, auf die Meyers
und die Schmidts, die beide "weit mehr als wir" haben. Dann der Neid auf
den Sohn der Meyers, der im Unterschied zu ihrem Sprössling "jetzt auch mit
dem Klavierspielen angefangen" hat. Der Urlaub auf Bali löst Neid aus ebenso
wie die vielen freien Tage, die "die" haben. Eigentlich hätte sie ja
die "abwertende Bezeichnung für einen Obdachlosen" auf den Gedanken
bringen können, dass es ihnen tausendmal besser geht als jedem Obdachlosen
Aber Fehlanzeige! Sie denken eher wieder an den Garten der Schmidts, in dem immer alles
so schön grünt und blüht, und an den Flitzer, den "die" haben
Und merken gar nicht, dass sie das "emotionale Verübeln der Besserstellung
anderer" in Reinkultur praktizieren: den "Neid"!
[Liedeinspielung: "Was hat sie, das ich nicht
habe
?"] "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste
im ganzen Land?" Nicht nur im Märchen begegnet uns die Frage und das Thema.
Neid ist allgegenwärtig. Ob am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Freizeit, beim
Shoppen, in den besten Familien und wohl auch in den besten Gemeinden. Das Märchen
von Schneewittchen spiegelt im Grunde nur etwas von dem wieder, was schon in jedem
Kind angelegt ist. Wie lauten die beiden Worte, die Kleinkinder zu einem ersten Satz
zusammenfügen? "Auch haben!" Meist fängt alles so harmlos an -
beispielsweise mit einem neidischen Blick. Da spielen im Urlaub die Kinder ganz friedlich
am Strand. Das geht auch wunderbar ohne die Schaufel des kleinen Mädchens, das
nicht weit entfernt eine tolle Burg baut. Und plötzlich muss es genau diese Schaufel
sein, sonst geht gar nichts mehr
! [Liedeinspielung: "Was hat sie, das ich
nicht habe
?"]
Und nicht nur Kinder, sondern Erwachsene ebenso
wollen haben, was andere haben, auch wenn wir das nicht immer so wahrhaben wollen.
Natürlich wissen wir, dass es keinen Sinn hat, neidisch oder eifersüchtig
zu sein. Wir kennen das 10. Gebot und wissen, dass wir nicht den Besitz unseres Nächsten
begehren sollen: Weder sein Haus, noch seine Frau (vielleicht ist sie ja die Schönste
im ganzen Land), auch nicht seinen Sportwagen, seinen Luxusurlaub, seine Karriere,
sein Gehalt oder seine Fitness
!
Übrigens: Neid und Eifersucht haben zwar viele
Berührungspunkte, und doch gibt es einen Unterschied. Eifersucht verkörpert
einen ausschließlichen Besitzanspruch auf eine andere Person, zu der eine emotionale
Bindung vorhanden ist. Ein eifersüchtiger Mensch hat Angst, zu verlieren, was
(oder wen) er besitzt und wirklich oder vermeintlich braucht. Ein neidischer Mensch
dagegen will das haben, was andere besitzen. An einem Beispiel mag es deutlich werden:
Ein Kind ist eifersüchtig, wenn seine Mutter seinen Geschwistern Aufmerksamkeit
zuteil werden lässt, aber neidisch wegen des Fahrrades seines Freundes, das es
gerne hätte.
"Keine Leidenschaft ist für die Seele
des Menschen verderblicher als der Neid, der zwar andere sehr wenig betrübt, aber
für den, der damit behaftet ist, das größte, eigentlich das Grundübel
ist. Denn wie der Rost das Eisen, so verzehrt der Neid die Seele, die mit ihm behaftet
ist." So sagt es der Kirchenlehrer Basilius der Große (~330-397). Entsprechend
galt Neid von Anfang an als eine der sieben Todsünden.
Wenn das nur so einfach wäre mit dem "Du
sollst nicht begehren"! Hat nicht sogar unser Schöpfer diese Sehnsucht in
jeden von uns hineingelegt?! Was ist mit Adam und Eva? Die beiden hatten ja wirklich
alles, was man sich nur wünschen kann. Sie konnten überhaupt nicht neidisch
auf andere sein, weil sie ja das ganze Paradies für sich hatten. Trotzdem wurde
die eine verbotene Frucht zum Objekt ihrer Begierde. Warum? Adam und Eva dachten, Gott
ihnen würde ihnen etwas vorenthalten. Letztendlich ging es den beiden gar nicht
um die geheimnisvolle Frucht. Hier eifert der Mensch danach, wie Gott zu sein. Diese
Eifersucht auf den Allmächtigen, ist das Werk der Schlange, des Satans. Der Widersacher
Gottes wollte sich nicht mit dem Stand eines Engels begnügen. Getrieben von Neid
und Eifersucht hat er nichts Besseres zu tun, als uns das einzureden, was er sich ursprünglich
selbst vorgenommen hatte: "Ich werde weit über die Wolken hinaufsteigen,
um dem Höchsten gleich zu sein" (Jesaja 14,13f). Demnach will der Satan uns
neidisch machen, weil er selber nicht das bekam, was er unbedingt erreichen wollte.
Obwohl wir das vielleicht alles schon einmal gehört haben, kann es sein, dass
wir genauso wie Adam und Eva auf die so harmlos wirkende, aber teuflische Versuchung
hereinfallen.
Dass man heimlich nach anderen schielt, das macht
den Neid so zerstörerisch. Es tut weh, sich einzugestehen, dass man blass, gelb
oder grün vor Neid ist, weil andere über Eigenschaften oder Dinge verfügen,
die wir selber gerne hätten. Tatsächlich zählt Neid zu den schamvollsten
Gefühlen. Deshalb wollen wir ihn verstecken. Niemand ist gern argwöhnisch
und will diesen Stachel in sich wahrhaben. Noch weniger wollen wir von anderen als
Neider entlarvt werden.
Das Leugnen und die Scham, die mit dem Neid verbunden
sind, bergen eine große Zerstörungskraft. Denn so unterschätzen wir
die konstruktiven Kräfte des Neids oder nehmen sie nur verzerrt wahr. Nicht das
Gefühl, neidisch zu sein, macht kaputt, sondern erst unser Handeln und Verhalten,
das von verstecktem Neid und Missgunst beherrscht wird.
Bleibt der Neid in uns verschlossen, beginnt er,
zu wuchern und zu lodern wie ein verzehrendes Feuer. Er lässt uns Dinge denken
und tun, vor denen wir erschrecken. Neidgefühle können in offene Feindseligkeit
umschlagen. Man denke nur an Mobbingszenen am Arbeitsplatz oder im Sportverein.
Neid versucht sich immer zu tarnen. Niemand von
uns würde offen zugeben, neidisch zu sein, oder?! Und genau das macht Neid so
gefährlich - sowohl für den, der neidet, als auch für den, der beneidet
wird.
Man denke nur an die Geschichte von Josef und seinen
Brüdern. Weil Josef in seinen Träumen ganz besondere Botschaften von Gott
her empfing, wurden seine Brüder auf ihn neidisch. Außerdem waren sie eifersüchtig,
weil er Papas Liebling war. So kam es dazu, dass seine Brüder ihn mit Eifer versuchten
loszuwerden (vgl. Apostelgeschichte 7,9)!
Auch Jesus hatte viele Neider - besonders die Schriftgelehrten
und Pharisäer. In den Evangelien von Matthäus und Markus wird ausdrücklich
erwähnt, dass seine Feinde, die Hohenpriester, ihn aus Neid dem Statthalter Pilatus
überlieferten (Matthäus 27,18; Markus 15,10). Sein Tod am Kreuz ist also
so gesehen eine Folge der Todsünde Neid. Im alttestamentlichen Buch der Sprüche
heißt es: "Neid ist wie Knochenkrebs" - bei Luther ist von "Wurmfraß
in den Knochen" die Rede (Sprüche 14,30).
[ Lied: "Vergiss es nie (Du bist du)"
]
Fragt sich nun: Gibt es eine Heilungs-Chance gibt,
wenn einen der Neid zerfrisst?!
Im Jakobusbrief finden wir dazu interessante Ausführungen:
"Wenn ihr von bitterem Neid und Streitsucht in euren Herzen erfüllt seid,
dann rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit. Denn Neid kommt
nicht von Gott. Neid ist irdisch, seelisch, dämonisch" (Jakobus 3, 14 -15).
Das Erste und Wichtigste ist demnach, bei der Wahrheit
zu bleiben. Und die Wahrheit ist, dass tief in unseren Herzen die Versuchung verborgen
liegt, auf andere neidisch zu werden. Wer das nicht wahrhaben will, belügt sich
selbst und macht es dem Teufel leicht.
Wenn wir diese Wahrheit soweit akzeptieren, geht
es zweitens darum, zu fragen, woher der Neid kommt. So viel steht fest, er kommt nicht
von oben, also nicht von Gott.
Es könnte sein, dass die Ursache "irdisch"
ist: Dann sind es irgendwelche materiellen Dinge, die auch für Christen einen
viel zu hohen Stellenwert einnehmen. In dem Fall wäre es besser, die Blickrichtung
zu ändern und an bestimmten Schaufenstern bewusst vorbeizugehen oder auch den
Blick über den Gartenzaun zu vermeiden. Außerdem sollten wir uns jeden Tag
bewusst machen, dass wir bei unserer Geburt nichts, aber auch gar nichts, in diese
Welt mitgebracht haben und wir eben auch nichts mitnehmen können, wenn wir einmal
sterben (1. Timotheus 6,6+7)
!
Es könnte natürlich auch sein, dass Neid
"seelisch" bedingt ist: Wer als Kind häufig benachteiligt worden ist,
trägt diese seelische Wunde in sich. Und später beneidet man diejenigen,
die seelisch stabiler sind, ein starkes Selbstbewusstsein haben und leichter durchs
Leben kommen. Dann kommt es darauf an, sich nicht mit anderen zu vergleichen, sondern
zu sehen, dass Gott mich so annimmt, wie ich bin und eben auch zu sehen, was seine
Liebe in meinem Leben schon bewirkt hat
!
Es gibt noch eine dritte mögliche Ursache für
Neid. Wir sollten in Betracht ziehen, dass Neid auch "dämonisch" sein
kann: Grundsätzlich dürfen wir keinesfalls vorschnell darauf schließen,
dass der Teufel am Werk ist. Doch wenn man mit gesundem Menschenverstand und mit dem
täglichen Gebet nicht weiterkommt, muss das Böse gegebenenfalls in Jesu Namen
ausgetrieben werden. Das hört sich dramatisch an, aber wir dürfen nicht vergessen,
welche zerstörerische Macht Neid und Eifersucht annehmen können. Von daher
sollten wir die bittere Wurzel ausreißen, bevor es zu spät ist
!
So, damit müsste nun eigentlich alles geklärt
sein. Doch was ist mit diesem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus
20,1-16)? Da erzählt Jesus davon, dass diejenigen, die zuletzt noch für eine
Stunde im Weinberg mitgearbeitet haben, denselben vollen Lohn ausgezahlt bekommen,
wie diejenigen, die den ganzen Tag über in der sengenden Hitze schwer gearbeitet
haben. Ist das gerecht? Der Weinbergbesitzer in dem Gleichnis, der für Gott steht,
antwortet mit einer Gegenfrage: "Bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig
bin?".
John Ortberg schreibt: "Neid bedeutet, einem
anderen Menschen die Güte Gottes nicht zu gönnen und davon auszugehen, dass
Gott einem selbst seine Güte nicht erweisen will." Solange ich glauben kann,
dass Gott mir seine ganze Güte erweist, ist alles gut. Doch was ist, wenn Dinge
geschehen, die ich als ungerecht empfinde? Und was ist, wenn ich mich von Gott benachteiligt
fühle? Andere erzählen von großartigen Gebetserhörungen, die sie
erlebt haben und ich
?! Eine andere Gemeinde wächst stetig und wir
?!
Solche Gedanken können tödlich sein - sie können allerdings auch im
positiven Sinne Motivation sein. Zwar sind die Worte Neid und Eifersucht grundsätzlich
negativ besetzt. Doch vom griechischen Wortstamm her kann das Eifern und Suchen durchaus
auch positiv verstanden werden. In dem Sinne, dass wir mit Eifer versuchen sollen,
das Beste aus den gottgegebenen Möglichkeiten zu machen.
Gott selbst wird im alttestamentlichen Buch Hesekiel
in einer bildhaften Sprache als eifersüchtiger Ehepartner dargestellt (Hesekiel
16,38; 23,25). Ja, wenn wir uns von Gott abwenden, reagiert Gott darauf eifersüchtig
- in dem Sinne, dass er mit Eifer nach uns sucht. Und genau so verstanden sollten auch
wir darauf aus sein, dass der Heilige Geist unsere Herzen erfüllt, damit unser
Denken und Handeln weder irdisch noch seelisch oder gar dämonisch bestimmt werden
(vgl. Galater 5, 20ff). Gott hält in seiner Güte noch so viel für uns
bereit. Da gibt es Charismen, nach denen wir streben sollen, statt andere zu beneiden,
die ihre Gaben schon ausleben. Sicher, wir sind alle ganz unterschiedlich begabt und
von daher dürfen wir uns gerade in der Gemeinde nicht mit denen messen, die scheinbar
ungerecht viel an Güte erfahren. Lasst uns vielmehr dem Bösen widerstehen,
indem wir uns an der Güte Gottes genügen lassen. Genügsamkeit ist der
Schlüssel zu einem zufriedenen Leben. Wer sich an Jesus und seiner Gnade genügen
lässt, kann neidlos anerkennen, was andere erreicht haben.!
Damit möchte ich zum Schluss kommen: Am dritten
Tag, nachdem Jesus gekreuzigt worden war, kamen die beiden Jünger Petrus und Johannes
zur Grabesstätte. Sie liefen sogar um die Wette. Als sie noch von der Güte
Gottes überwältigt mit dem Auferstandenen sprechen, fällt der Blick
von Petrus auf Johannes. Plötzlich wollte er wissen: "Was wird mit ihm?"
Ob in dieser Frage schon ein gewisser Konkurrenzgedanke mitschwingt, lässt sich
nicht genau sagen. Doch Jesus antwortet auffällig harsch: "Was geht dich
das an? DU aber folge mir nach!" (Johannes 21,22).
Neid hat immer mit den Augen zu tun - damit, worauf
ich meinen Blick richte. Jesus fordert Petrus dazu auf, den Blick von Johannes zu lösen
und auf IHN, auf den Auferstandenen zu schauen. Petrus soll bei sich selbst bleiben
und zusehen, dass er mit Eifer Jesus nachfolgt. Ja, wenn du Jesus nachfolgst, dann
sagt das Spieglein an der Wand, dass du genügst und du das ewige Leben schon hast.
Was willst du eigentlich mehr? Mehr geht nicht!
Jetzt noch ein chinesisches Märchen, das deutlich
macht, dass manchmal der Neid völlig unbegründet ist und ganz in die Irre
führt, weil es viel besser ist, seine Gaben und Talente die man hat, dankbar zu
nutzen. Der Makel, den man bei sich selbst wahrnimmt, ist nämlich in Wirklichkeit
oft gar kein Makel, sondern Gottes spezielle Gabe für mich
[ "Der Sprung in der Schüssel" ]
Die Kirchengemeinde
Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!
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