
Themenpredigt: "Es ist Sommer"

Es gilt das gesprochene Wort!

[ Sommerlieder-Potpourri: Doin' Time (Sublime) -
Summer Son (Texas) - Like Ice In the Sunshine (No Angels) - I'm Walking On Sunshine
(Aly & AJ) - Es ist Sommer (Wise Guys) - Feel The Rush (Shaggy)
]
Der Sommer ist für viele Menschen die schönste
Jahreszeit, und so mancher würde sich insgeheim wünschen, in einer Gegend
zu leben, wo es keinen Winter gibt
Gewiss, auch die anderen Jahreszeiten haben
ihren Reiz und ihre unverwechselbaren Schönheiten, aber nie fühlt sich das
Leben so leicht an wie im Sommer. Man muss nicht heizen, man kann draußen dieselbe
Kleidung tragen wie drinnen; man kann leichte Schuhe tragen; man kann im Gras sitzen.
Das Wasser ist warm genug, um es angenehm zu empfinden. Es ist lange hell, und morgens
gibt es ein wunderbares Licht, wenn die Sonne am Horizont aufsteigt; abends können
wir zusehen, wie sie langsam und rot versinkt. Die Eisdielen haben auf und die Ferien
sind nicht mehr weit. Alles ist grün; nacheinander werden die Früchte reif,
und man kann sie direkt vom Baum, vom Beet oder aus dem Wald essen. Auch in der Stadt
ist der Sommer etwas Besonderes: die Menschen sitzen abends draußen, essen und
trinken und unterhalten sich. Die Parks und die Freibäder sind voller Menschen.
Das Leben ist wunderbar anders. Der Sommer ist eines der schönsten Geschenke,
die uns das Leben macht.
Und er ist nicht nur eine Jahreszeit in der Natur,
sondern auch eine Jahreszeit unseres Lebens: wenn es alles gut geht, wenn wir die Unsicherheiten
des Lebensanfangs hinter uns gelassen haben und die Mühen des Alters noch nicht
in Sicht sind; wenn wir genügend Energie haben, um auch Belastungen zu bewältigen;
wenn unser Leben erfüllt und sinnvoll ist; wenn wir merken, wie allmählich
Früchte heranreifen.
[ Anspielszene ]
Natürlich gibt es auch die Zeiten, die weh tun
und hart sind; es gibt den Herbst, und auch der Winter wird kommen; und es gibt Menschen,
die haben den Eindruck, dass ihr Sommer verregnet ist und nur ab und zu ein paar Tage
mit Sonne dazwischen liegen. Wer gerade im Sommer lebt, soll wissen, dass es anderen
ganz anders geht, und dass er selbst auch nicht immer im Sommer leben wird. Aber das
soll uns nicht davon abhalten, uns am Sommer zu freuen, wenn wir ihn erleben. Wer gerade
nicht im Sommer lebt, soll ihn den anderen gönnen. Wenn ich gerade im Winter lebe,
hilft es mir nicht, wenn es allen anderen auch so geht. "Alles hat seine Zeit",
lesen wir im Buch des Predigers Salomo (Prediger 3,1ff.17). Es gibt die Zeit des Tanzens
und es gibt die Zeit des Klagens (V. 4b), und wir sollen das nicht zu einem Einheitsbrei
machen. Wer gerade im Sommer lebt, soll sich die Freude nicht verderben lassen durch
den Gedanken daran, dass das ja nicht immer so sein wird.
Denn es ist so leicht, den Sommer zu verpassen. Ist
es dir schon mal so gegangen, dass auf einmal der Sommer vorbei war und du sagtest:
"Wir haben in diesem Jahr ja noch gar nicht richtig draußen gesessen - und
gegrillt haben wir auch nicht oft! Es war so viel zu tun, und wir haben die schönste
Zeit des Jahres verpasst." "Alles hat seine Zeit", sagt Salomo. Wir
können den Augenblick nicht aufbewahren; wenn er vorbei ist, kommt er nicht wieder.
Es ist leicht, den Sommer zu verpassen: in der Natur
genauso wie in unserem Leben. Den Aufbruch des Frühlings spüren wir so deutlich,
es geht voran, es wird immer grüner; eine Zeit, in der sich die Veränderung
ankündigt wie der Herbst, die kann man nicht ignorieren; und den Winter der Seele,
die Zeiten von Verlust, Trauer und Ohnmacht, kann man schon gar nicht übersehen.
Aber weil das Leben im Sommer so leicht ist, deshalb können wir ihn übersehen,
wir können ihn als selbstverständlich nehmen.
Jemand erzählte einmal, er sei gerade in der beruflichen
Aufbauphase, die Kinder brauchten auch viel Aufmerksamkeit, Schulden müssten abgezahlt
werden, und sagte dann: "Wir sind wohl gerade in den sieben mageren Jahren."
Eine ganze Zeit später sagte derselbe Mann: "Jetzt im Rückblick merke
ich, dass das vielleicht eher die fetten Jahre waren
"
Es ist leicht, die Geschenke des Sommers zu übersehen.
Aber wenn du das tust, dann wirst du irgendwann voll Sehnsucht zurückschauen auf
die gute alte Zeit, du wirst sagen: "Ja, damals
!" Und vielleicht sogar:
"Ach, hätte ich doch damals nur
!" Und wenn du jetzt einen kurzen
oder längeren Sommer erlebst, dann mach dir klar: jetzt ist die Zeit, an die du
später einmal zurückdenken wirst, wo du sagen wirst: "Ja, damals, das
war toll." Jetzt lebst du in der guten Zeit, die einmal deine persönliche
Legende sein wird!
Ihr kennt vielleicht die Geschichte von der Feldmaus,
die den ganzen Sommer über nichts tut, in der Sonne sitzt und bei den anderen
Mäusen als Faulpelz verschrien ist. Die anderen sammeln im Sommer schon die Nahrung
für den Winter. Aber als dann der Winter kommt und alle trostlos im dunklen, kalten
Bau sitzen, da zeigt sich, dass die kleine Maus im Sommer etwas anderes gesammelt hat:
nämlich Eindrücke. Und als sie dann den anderen erzählt von den Schönheiten
des Sommers, von den goldenen Sonnenstrahlen, den duftenden Blumen und den funkelnden
Tautropfen, da merken sie, dass es doch nicht so schlecht war, dass diese Maus den
Sommer über Eindrücke und Erinnerungen gesammelt hat. Also schöpfe den
Sommer voll aus, den Sommer in der Natur und den Sommer in der Seele. Sammle Geschichten
und Bilder darüber.
Ich möchte drei Wege nennen, mit denen wir den
Sommer in unserer Seele verankern können:
1. Wahrnehmen
Lass es zu, dass du das Besondere des Sommers auch
wahrnimmst, damit er nicht verloren geht, z. B. hinter einem Terminkalender, der unsere
Wahrnehmung von dem, was wichtig ist, filtert.
Das wechselhafte Wetter in diesen Tagen ist ja dafür
wirklich sehr hilfreich. Wenn wir durch den Regen immer wieder daran erinnert werden,
dass Sonnenschein nicht selbstverständlich ist, dann schätzen wir die Sonne
mehr, als wenn sie Tag für Tag scheint.
Aber unabhängig davon: schaue auf die Geschenke
des Sommers, achte darauf, dass du sie wirklich schätzt. Mir ist klar, dass das
Folgende so richtig erst im Urlaub möglich ist, aber lassen wir uns doch dadurch
herausfordern, das eine oder andere auch mal außerhalb des Urlaubs auszuprobieren.
Gehe raus in die Natur, schmeiße die Gedanken
an das, was noch zu tun ist, aus dem Kopf, unterbrich den Alltag für einige Zeit,
wenn es draußen schön ist, geh mal Eis essen oder Baden, oder was immer
du gerne machst - denke daran, dass dieser Moment nicht wiederkommt. Lass zu, dass
der Sommer im Urlaub - aber vielleicht nicht nur da! - die gewohnte Alltagsroutine
durchbricht.
Achte auf den Zauber eines besonderen Momentes, spüre
eine warme Sommernacht, ohne innerlich auf die Uhr zu schauen, setze dich am Morgen
auf die Terrasse und schaue einfach.
Gott ist ein Gott der Freude, und er schuf die Welt
aus Freude am Leben. Das spürt man gerade im Sommer. Und wir Menschen als seine
Ebenbilder dürfen und sollen Gottes Freude teilen. "Das sage ich euch, damit
meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde", sagt Jesus zu seinen
Jüngern (Johannes 15,11), und das ist nur eine von ganz vielen Stellen, wo in
der Bibel von Freude die Rede ist. Oder in Psalm 104, wo es am Ende heißt: "Die
Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich, der Herr freue sich seiner Werke! Ich will
dem Herrn singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin" (V. 31+33).
Wenn wir das auf den Sommer des Lebens anwenden, dann heißt das: nimm die gute
Zeit wahr, in der du lebst, und zwar indem du sie feierst - das ist nämlich Punkt
Nummer 2:
2. Feiern
Feiern ist die Art, auf die wir Menschen schöne
Dinge und Ereignisse besonders intensiv wahrnehmen. Es ist bemerkenswert, wie oft in
der Bibel vom Feiern die Rede ist. Das Volk Israel bekam den Auftrag, dreimal im Jahr
große Feste zu feiern. Sie freuten sich schon lange vorher darauf. Man sollte
dafür eine Abgabe erheben, und was sollte man damit tun? "Gib das Geld für
alles, woran dein Herz Lust hat, es sei für Rinder, Schafe, Wein, starkes Getränk
oder für alles, was dein Herz wünscht, und iss dort vor dem Herrn, deinem
Gott, und sei fröhlich, du und dein Haus", heißt es 5. Mose 14, Vers
26. Ein Fest ist eine organisierte Gelegenheit, um gemeinsam schöne Dinge zu tun.
Jesus scheint dauernd dafür gesorgt zu haben, dass gefeiert wurde. Und die Gottesdienste
der ersten Christen waren wöchentliche Feiern mit Essen und Trinken, dem sog.
"Agape"-Mahl ("Liebesmahl"), das der gemeinsamen Sättigung
diente und nichts mit dem Heiligen Abendmahl zu tun hat, das sie freilich auch - in
jedem Gottesdienst - feierten. Das Volk Gottes soll die Freude Gottes leben und praktizieren.
Klar, es gibt blöde Feiern, wo die Leute einfach nur einen Anlass suchen, möglichst
viel Alkohol in sich reinzuschütten. Aber die richtige Antwort darauf ist doch,
so zu feiern, dass wir klar und wach all das Gute wahrnehmen, das Gott uns gibt, und
auch durch unsere Gespräche und alles an dieser Freude teilhaben.
3. Dankbarkeit
Wenn unser Leben gut läuft, dann gerät uns
Gott leicht aus dem Blick. Wir erleben das alles als persönlichen Erfolg und übersehen
Gottes Güte, die das alles möglich macht. Aber die Undankbaren fangen schnell
an, sich über alles zu beschweren. Irgendwie ist es das Tüpfelchen auf dem
i, wenn wir Gott danken für all die guten Dinge, die er uns schenkt. Dankbar sein
bedeutet, in allem die Liebe Gottes wahrzunehmen. So wie in einem Geschenk das Wertvollste
eigentlich die Freundlichkeit des Schenkenden ist - wenn es denn nicht nur ein Pflichtgeschenk
ist. So werden all die guten Dinge des Sommers dann besonders feste Wurzeln in unserer
Seele schlagen, wenn wir sie aus Gottes Hand entgegennehmen, wenn wir uns für
den neuen Tag und den wunderbaren Morgen bedanken, wenn wir immer wieder mal in der
frischen Luft den Atem Gottes spüren und in unserer Gesundheit die Lebenskraft
Gottes wahrnehmen. Wenn wir in all diesen vergänglichen Dingen Gott wahrnehmen,
dann wächst daraus eine Beziehung zur Quelle aller Freude, und wir werden so auch
in den weniger schönen Zeiten etwas haben, das uns von innen her erfreut, und
das kann uns dann keiner nehmen.
Dankbarkeit ist eine wirkliche Therapie gegen negative
Gedanken, Zynismus und Unzufriedenheit. Seelische Gesundheit hat etwas zu tun mit der
Fähigkeit, dankbar zu sein. Diese Fähigkeit können wir gerade im Sommer
einüben, und auch der Winterhimmel wird uns dann an den Sommer erinnern, als wir
dankbar den neuen Tag begrüßt haben.
Wir werden den Sommer unseres Lebens nicht verpassen,
wenn wir ihm eine Chance geben, von uns wahrgenommen zu werden, ihn feiern und dankbar
sind. Irgendwann ist auch diese Jahreszeit vorbei, die Schule geht wieder los und die
Blätter werden bunt. Aber wenn wir die Geschenke des Sommers angenommen und in
unserer Seele verankert haben, dann haben wir getan, was wir konnten. Und dann sind
wir gut ausgerüstet auch für die anderen Zeiten.

Die Kirchengemeinde
Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!
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