Themenpredigt:
"Mut zu Neuem" - 1. Mose 12, 1-5
Es gilt das gesprochene Wort!
Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem
Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land,
das ich dir zeigen will.
Und ich will dich zum großen Volk machen
und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein
Segen sein.
Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen,
die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.
Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte,
und Lot zog mit ihm. Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran
zog.
So nahm Abram Sarai, seine Frau, und Lot, seines
Bruders Sohn, mit aller ihrer Habe, die sie gewonnen hatten, und die Leute, die
sie erworben hatten in Haran, und zogen aus, um ins Land Kanaan zu reisen. Und
sie kamen in das Land.
Glauben heißt: aufbrechen, ausziehen. Natürlich
hat der Glaube noch andere Aspekte. Glaube meint auch: Treusein, Verbindlichkeit leben,
Festgewurzeltsein in Gott. Glaube schließt ein: ein geordnetes geistliches Leben
führen, sich also mit Regelmäßigkeit, ja Disziplin befreunden. Das
alles stimmt. Aber Glaube besagt eben unter anderem - und das ist sehr wichtig -: aufbrechen,
ausziehen. Das lernt man an diesem Menschen Abraham, der "Vater des Glaubens"
(vgl. Römer 4,11) genannt wird.
Man kann aus ganz anderen Gründen ausziehen und
aufbrechen als aus Gründen des Glaubens, zum Beispiel weil man erwachsen wird.
Dann verlässt man die Wohnung bzw. das Haus der Eltern. Das hat mit Glauben nichts
zu tun, ist aber meistens sehr nötig. Manchen gar nicht mehr jungen Leuten muss
man eindringlich raten, gerade diesen Schritt zu tun, weil oft nur durch den räumlichen
Abstand vom Elternhaus die Reifung möglich wird, die jemand braucht.
Man kann auch aus finanziellen Gründen ausziehen.
In unserer Umgebung gibt es Leute, die in die Vereinigten Staaten aufgebrochen sind;
andere nach Australien. Sie wanderten aus, weil sie glaubten, in der "Neuen Welt"
besser zu verdienen als bei uns, oder schlicht, weil sie einen Partner von dort geheiratet
haben.
Man kann ausziehen und Brücken abbrechen zu Menschen,
weil man mit ihnen nicht mehr zurechtkommt, oft auch, weil man unversöhnlich ist,
weil man nicht vergeben "kann". Das ist unerfreulich und sicher auch nicht
christlich. Man kann aufbrechen, weil es einem an Geduld fehlt, weil man sich nicht
an Menschen binden möchte oder weil man gar nicht dazu fähig ist. Darum beginnt
man da einen Kontakt und dort eine Beziehung, bricht sie dann allerdings wieder ab.
So gibt es diese Wandervögel; die sind sozusagen immer unterwegs. Sie haben Angst
davor, sich irgendwo zu binden, ja einzuwurzeln.
Man kann auch aus einer Gesellschaft ausbrechen und
in die Emigration gehen: in die "äußere" Emigration, für
die sich etwa im Dritten Reich ein Teil der deutschen Intellektuellen entschied, oder
in die "innere" Emigration: dann nimmt man radikal Abstand von der Gesellschaft,
ohne sie äußerlich zu verlassen. Man sagt: "Das Ganze interessiert
mich nicht die Bohne; ich kümmere mich um mein eigenes Leben, das reicht mir völlig."
Man ist äußerlich drin, aber innerlich draußen.
Mit einem Wort: Es gibt viele Gründe für
einen "Auszug". Es müssen nicht immer solche des Glaubens sein, und
das Ausziehen lässt sich auch nicht immer positiv bewerten. Umso mehr lohnt sich
die Frage: Was heißt denn aufbrechen, aussteigen, wegziehen im Glauben?
Lied: "Geh unter der Gnade"
Ich möchte auf einige Beispiele aus dem Neuen
Testament zurückgreifen.
Jesus wird als "der Anfänger und Vollender
des Glaubens" bezeichnet (Hebräer 12,2). Drei Jahrzehnte lang verbrachte
er ein fast ganz "bürgerliches" Leben. Es gibt aber immerhin eine Stelle,
die deutlich macht, dass er doch Befremden erregte. Lukas (2,41-52) erzählt von
dem zwölfjährigen Jesus, dass er in den Tempel ging und dort theologische
Gespräche führte und dass seine Mutter völlig bestürzt sagte: "Junge,
wir haben dich mit Angst gesucht. Warum hast du uns das angetan?" Damals sprach
Jesus ein Wort voller Distanz: "Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters
sein muss?" Und Josef stand daneben! Aber abgesehen von dieser Szene, deren Gewicht
beträchtlich ist, wissen wir doch von Jesus, dass er nicht auszog, ehe er dreißig
wurde. Erst nach der Jordantaufe, erst als er beauftragt und durch den Geist bevollmächtigt
war, begann Jesus ein Leben, das wir heute unbürgerlich nennen würden und
von dem er selber sagt: "Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter
dem Himmel haben Nester, aber der Menschensohn hat keine Stätte, wohin er sein
Haupt legen kann" (Lukas 9,58). Menschlich betrachtet, erklärt Jesus, gehöre
ich nirgends hin. Seine eigenen Angehörigen erklärten ihn für geisteskrank
(Markus 3,21). Und sogar seine Jünger - sie bildeten seinen engsten Freundes-
und Vertrautenkreis - verstanden ihn oft gar nicht, so dass er sie hart kritisieren
musste. Er durchbrach alle menschlichen Bindungen und ging seinen Weg zum Kreuz.
Das galt in ähnlicher, wenn auch nicht gleicherweise
dann für die Apostel. Jesus traf sie bei den Netzen oder am Zoll, und er berief
sie, ohne mit ihnen zu verhandeln: "Folgt mir nach!" Typischerweise erfahren
wir nichts von Überlegungen auf Seiten dieser Berufenen, die doch so verständlich
gewesen wären: "Mit dir zu gehen, das ist ein interessanter Gedanke, Jesus,
den wollen wir noch ein bisschen bewegen, mit unseren Freunden diskutieren und im Gespräch
mit unseren Familien entscheiden. Zur Zeit sind wir noch nicht so weit. Aber wir werden
das noch klären." Sondern es heißt: "Da ließen sie sogleich
ihre Netze liegen und folgten ihm nach" (Matthäus 4,20). Gemeint ist ein
Auszug aus dem Beruf und teilweise auch aus der Familie in ein neues Leben der Bindung
an Jesus.
Ich denke an einen Mann wie Paulus, der ganz eingebunden,
ja, eingeschlossen war in seine väterliche Religion, der vor Damaskus Christus
sah, von ihm zu Boden geworfen wurde, eine Bekehrung erlebte und von demselben Augenblick
an für seine alten Reli-gionsgenossen ein Fremder war -, so stark, dass in der
Apostelgeschichte bereits wenige Verse nach der berichteten Bekehrung von einer Verfolgung
des neuen Jesusjüngers die Rede ist (9,23-25). Paulus wurde zum Außenseiter
in dem Moment, als er sich Christus anschloss.
Im Brief an die Hebräer (13,14) lesen wir den
Satz: "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen
wir." Die Stadt ist ein Inbegriff für das Eingebettetsein in die menschliche
Gesellschaft. Noch die Christen der nach-neutestamentlichen Zeit waren so sehr "ausgezogen",
sie waren so sehr aufgebrochen aus ihrer Gesellschaft, dass sie einen bösen Vorwurf
entgegennehmen mussten. Man warf ihnen "Odium generis humani" - Hass gegen
das Menschengeschlecht - vor. Das ist ein deftiger Tadel. Wie hatten sie sich den zugezogen?
Im Römischen Reich gab es eine Vielzahl von Religionen, die in wechselseitiger
Toleranz nebeneinander lebten. Die Christen aber störten das ganze System, indem
sie behaupteten: "Unser Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben." So
isolierten sie sich von der Gesellschaft, und man warf ihnen vor: "Ihr hasst die
Menschen", was natürlich völlig danebentraf. Man erlebte sie als Fremde!
[ Ich könnte von den Klostergründungen in
der Alten Kirche erzählen. Die Großkirche verweltlichte, aber zahlreiche
Christen meinten es sehr ernst mit ihrem Glauben. Sie zogen aus und siedelten sich
in Mönchsgemeinschaften an. Ohne Frage: Man kann einiges an diesem Gesamtprozess
kritisieren, aber kaum bestreiten, dass es hier um das alte biblische Thema des Auszugs
ging.
Wir könnten nachdenken über den heiligen
Franziskus, der aus einer reichen Familie kam. Er zog aus - und wählte die Armut.
Auch bei Martin Luther stoßen wir, wenn auch nicht über die gesamte Dauer
seines Lebens, auf diese Haltung. Jahrelang war er so aus der Gesellschaft ausgeschlossen,
dass ihn jeder, der ihn irgendwo traf, hätte töten können; er war nämlich
"vogelfrei". Wir dürfen nicht vergessen: Dies war eine Folge des inneren
Auszugs Luthers aus dem religiösen System!
Wir könnten über John Wesley (1703-1791),
den Gründer der methodistischen Bewegung, sprechen, diesen großen Mann,
von dem noch heute viele Wirkungen ausgehen. Eines der "schrecklichen" Dinge,
die er sich zuschulden kommen ließ, bestand darin, dass er die Predigt aus den
Kirchenräumen auf die Straßen und Plätze trug. Wesley und seine Freunde
erreichten die Menschen. Ihre Bereitschaft zum "Auszug" brachte ihnen viele
Verfolgungen ein.
Ich könnte von den Menschen erzählen, die
wir als die Väter der Weltmission ehren. Es ist interessant (wenn auch sehr verständlich),
wie wenig Verständnis die Reformatoren, auch Luther oder Calvin, für die
Weltmission hatten. Dann kam eine neue Zeit, in der Christen sagten: "Wir müssen
das Evangelium hinaustragen in die Gegenden der Erde, wo es noch nicht bekannt ist."
Einer dieser vielen Leute war Hudson Taylor (1832-1905), ein Arzt: Er ging als Engländer
nach China, stellte sich auf die fremden Menschen ein, trug zum Beispiel chinesische
Kleidung. Hier geschah in mehr als einer Hinsicht ein Auszug! ]
Dies waren wenige, fast beliebige Beispiele für
die eine Wahrheit: Glauben heißt ausziehen, in Bewegung geraten, in Bewegung
bleiben, Neues wagen, Risiken eingehen, ein Land suchen, das man noch gar nicht kennt.
Und dies erreicht Gott - um nun auf Abraham zurückzukommen,
der uns diese Überlegungen nahelegt - vor allen Dingen dadurch, dass er neben
den kurzen Befehl "zieh aus" eine sehr lange Verheißung stellt. "Verheißung"
ist der Fachausdruck für das, was Gott verspricht. "Und ich will dich zum
großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen,
und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die
dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden"
(1. Mose 12,2-3). Ich denke mir, dass Opa Abraham - er war immerhin 75 - sich gesagt
hat: "Wenn das stimmt, dann ziehe ich aus." Es war eine hohe Motivation nötig,
um einen Menschen des Altertums aus seiner Sippe, aus familiären und regionalen
Bindungen zu lösen, damit er sich in Bewegung setzte. Dies erreichte Gott, indem
er ihm ein so großes Versprechen gab.
Immer dann, wenn wir ausziehen aus Vertrautem, Bekanntem,
Erstarrtem, aus Bereichen, wo wir nicht mehr im Gehorsam leben können, weil Gott
uns weiterziehen lassen will, brauchen wir eine Verheißung Gottes. Sie muss nicht
so gewaltig sein wie bei Abraham, aber es muss sich doch um eine Verheißung Gottes
handeln. "Ich verspreche dir ein weiteres, freieres, dynamischeres, gefüllteres,
gesegneteres Leben als bisher." Gott will uns nicht ängstigen, wenn er sagt:
"Gib das auf, brich das ab, geh dorthin!", er will uns mehr von sich erfahren
lassen. Ich habe den Eindruck, dass wir diese Seite des Glaubens ein wenig klein schreiben.
Ich glaube, dass uns in unserem Land, innerhalb eines noch immer wohlhabenden Volkes,
diese Seite des Glaubens, nämlich aufzubrechen, Neues für Gott zu wagen,
sich senden zu lassen, zu wenig in die Knochen gefahren ist, dass Sicherheitsbedürfnisse
und Traditionalismus zu weit verbreitet sind. Und ich denke: Wenn wir diese Mentalität
nicht durchbrechen, werden wir nicht den Platz einnehmen, den wir einnehmen könnten,
und nicht die Taten vollbringen, die wir in Gottes Namen vollbringen sollten. Gott
will uns stärker gebrauchen, er möchte unseren Lebenshorizont erweitern.
Er bewirkt das in einer Weise, die uns auf den Leib geschrieben ist.
[Beitrag H.S.]
Zu allen Zeiten gibt es Menschen, die von Haus aus
großzügig denken, in weiten Dimensionen, denen es Freude macht, Risiken
einzugehen, die sterben, wenn nichts Neues beginnt. Vielleicht haben die es an dieser
Stelle ein ganz klein wenig leichter. Dann gibt es Leute, die von ihrer Wesensart her
konservativer sind, die sich eher vor jedem neuen Risiko fürchten, also auch vor
einem geistlichen. Und weil Gott Gott ist, weil er uns geschaffen hat und wir ihm wichtig
sind, wird er uns nie überfordern und zum Beispiel nie von uns eine geistliche
Innovationsfreudigkeit verlangen, die unserer Wesensart fremd ist. Aber er möchte
auch die Konservativsten in Bewegung halten.
Es gibt ja zwei Arten von Konservativ-Sein. Auf der
einen Seite geht es um das Bewahren von Dingen, die es einfach wert sind, bewahrt zu
werden. So sind sich wohl alle Gläubigen darüber einig, dass die Familie
etwas ist, das Gott schützen will und um dessen Bewahrung man folglich kämpfen
darf. Wir glauben, dass es moralische Prinzipien gibt, etwa Aufrichtigkeit oder Hilfsbereitschaft,
für die man sich einsetzen soll. Aber es gibt auch Leute, die in ihrem Wesen konservativ,
das heißt dem jeweils Früheren verhaftet sind, die mehr in der Vergangenheit
leben als in der Gegenwart, geschweige denn in der Zukunft. Leider besteht ein gewisses
altersbedingtes Gefälle hin zum konservativen Denken. Nicht alle Zwanzigjährigen
sind beweglicher als Fünfzigjährige. Aber jenseits einer schwer zu verallgemeinernden
Altersgrenze trifft man selten Menschen, die Neues denken.
Ich muss noch auf einen wichtigen Teilaspekt unseres
Themas zu sprechen kommen - auf unsere Ängste vor dem Neuen. Sie sind immer da.
Manche zeigen sie deutlicher, manche verstecken sie mehr. Wenn Gott Neues von uns verlangt,
stellen sich meist irgendwelche Ängste ein. Es gibt eine Geborgenheit, die dadurch
zustande kommt, dass dir die Welt, in der du lebst, vertraut ist; du kennst dich aus.
Nun sagt Gott: "Zieh aus!"
Ich nehme an, dass Abraham trotz der gewaltigen Verheißung
Gottes und trotz seiner Bereitschaft, ihm zu folgen, doch Ängste verspürte,
diesen neuen Weg zu gehen. Mein Eindruck ist, dass die meisten Menschen zum mindesten
eine Scheu überwinden müssen, wenn Gott Neues verlangt, selbst wenn sie viele
Jahre Christen sind. Wird das Neue besser sein als das Alte? Wo kommt man hin, wenn
man Gott folgt? Vielleicht nennen wir das nicht "Ängste", vielleicht
sprechen wir von einer Zeit der inneren Auseinandersetzung oder der Unsicherheit. Dennoch:
Wir müssen immer wieder aufbrechen aus Verkrustungen, aus Routine, aus dem, was
gestern noch trug und heute nur noch richtig ist. Wir können nicht leben von den
Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit mit Gott gemacht haben. Wir können nur
Neues mit Gott erfahren, wenn wir mit ihm neue Wege gehen, uns auf neue Risiken einlassen.
Niemand hat das Recht, "progressive" Forderungen
an andere zu stellen. Keiner hat das Recht, dem anderen zu sagen: "Du bist konservativ
in deinem Glauben, du bist nicht mutig genug." Wir müssen es von Gott hören!
Er muss uns sagen: "Tu dieses oder jenes!" Oder: "Du hast lange genug
in deiner Gemeinde geistlich konsumiert. Jetzt biete deine Mitarbeit an!" Er muss
sagen: "Deutschland ist groß und wichtig; aber die Welt ist größer
und wichtiger. Geh in die Mission!" Kleben wir an unserem Beruf, kleben wir an
der relativen Sicherheit, die wir zur Zeit haben? Gehen wir für Gott ein Risiko
ein? Wir brauchen diese Mentalität, diese Bereitschaft zum Aufbruch.
[Beitrag R.H.]
Aber es gibt auch das Umgekehrte. Es kann sein, dass
Gott jemandem, der in einer Gemeinde über Jahre sehr aktiv war, jetzt sagt: "Ich
gebe dir frei. Du brauchst ein Jahr lang keinen Dienst auszuüben."
Auch das kann ein Ausziehen sein, das Gott will. Das
Motto heißt nicht: "Je mehr einer arbeitet, umso mehr liebt ihn Gott, und
je weiter einer weggeht und sich senden lässt, umso christlicher ist er."
Es geht darum, was Gott sagt. Und es geht darum, ob wir offen sind, dies zu hören,
oder ob wir uns durch unsere Ängste vor dem Neuen so blockieren, dass wir gar
nicht mehr hören können.
Wir müssen in Bewegung bleiben - nicht in irgendeiner
Bewegung, sondern in Gottes Bewegung. Wir müssen uns beunruhigen lassen. Wo immer
man biblisch vom Heiligen Geist redet, spricht man von möglicher Unruhe. Denn
der Heilige Geist hat vielerlei Eigenschaften, nur eine nicht: Er schreibt den Status
quo, das heißt den Ist-Zustand, nicht heilig.
Noch ein interessanter Gesichtspunkt findet sich in
diesem Text. Gott sagt nicht zu Abraham: "Ich nenne dir das Land, in das du ziehen
sollst, und gebe dir eine Landkarte, damit du dich auch nicht verlaufen kannst."
Vielmehr heißt es: "Zieh aus
und geh in das Land, das ich dir zeigen
werde". Das bedeutet Abhängigkeit. Gemeint ist: Es gibt ein "Land",
das Gott für dich vorgesehen hat, das er dir aber nicht schon am Anfang bekannt
gibt. Er will dich führen, er wird auf dich aufpassen, aber du sollst auf ihn
weiter hören. An dieser Stelle gibt es kein System, durch das wir uns vor Gott
in Sicherheit bringen können. Es gibt nur die Abhängigkeit von dem Herrn.
Präpariere diese Seite des Glaubens heraus - diese Seite des Ungewissen, des Abenteuers,
des Risikos - und du machst aus ihm eine langweilige Sache. Dann wird alles überschaubar,
planbar, machbar, verfügbar.
Glauben heißt: ausziehen, nicht irgendwohin,
sondern dahin, wohin Gott will. Nicht irgendwann, sondern zu dem Zeitpunkt, den Gott
vorgibt. Und immer so, dass du deinen Weg hast und ich meinen. Es gibt nicht nur ein
Muster! Es mag sein, dass Gott dich mit einer ganz großen Sache betraut, die
auch Anerkennung findet bei vielen Menschen, oder mit einer sogenannten kleinen, die
nicht so beachtet wird. Nur eins geht nicht: auf der Stelle zu treten und zu sagen:
"Ich will nicht mehr, dass Gott sagt: "Zieh aus!" Ich habe meine Erfahrungen,
ich habe meinen abgesteckten Bereich. Hier ist gut sein."
Könnte dies dein Gebet werden: "Herr, nimm
mir alle Enge. Nimm mir alle falsche Bodenständigkeit. Nimm mir eine Mentalität,
die sagt: Sicher ist sicher; was ich habe, das habe ich; wo ich bin, da bin ich!"?
Könntest du sagen: "Herr, ich will aufbrechen, wenn du sagst: "Brich
auf!" Ich will mich verändern, wenn du sagst: "Verändere dich!"
Und wenn du mich zu Neuem herausforderst, dann will ich das an mich heranlassen"?
Wir singen jetzt noch einmal unser Themalied "Schritte
wagen"
Die Kirchengemeinde
Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht eine gesegnete Woche!
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